Hundert Namen: Roman (German Edition)
willst du jetzt machen? Tolles Timing, in diesen Zeiten ein arbeitsloser Möchtegern-Sportjournalist zu sein.«
»Ha! Irrtum. Ich bin nicht arbeitslos. Ich arbeite in der Gartenkolonie.«
»Das glaub ich nicht.«
»Solltest du aber.«
»In der Gartenkolonie deines Vaters?«
»Ja.«
»Aber du hasst Schrebergärten und Garten-Center.«
»Ich habe sie gehasst.«
»Und du hasst deinen Dad.«
»Ich habe meinen Dad gehasst. Wieder besteht hier ein eindeutiger Unterschied. Außerdem bezahlt er mich, und zwar gar nicht schlecht. Er braucht Hilfe da draußen, wegen seinem Rücken, also bin ich jetzt der Mann der Stunde. Brauchst du eine Motorhacke? Dann bist du bei mir an der richtigen Adresse. Suchst du Düngemittel? Einen Geräteschuppen? Einen Folientunnel? Ruf mich einfach an. Statt den ganzen Tag in der Bude zu hocken, kann ich mich jetzt an der frischen Luft bewegen.«
»Aber du hasst das Tageslicht. Es ist schädlich für deine Vampirhaut.«
»Kitty«, knurrte er warnend und machte die nächste Krabbe schussfertig.
»Okay, okay, ich bin ja nur etwas schockiert. Du hast große Veränderungen in Angriff genommen, und für einen Kerl, der, wenn ich mich recht entsinne, seine Unterwäsche einmal pro Woche gewechselt hat, ist das eine besonders reife Leistung.«
Das nächste Krabbengeschoss wurde abgefeuert, aber diesmal konnte Kitty ausweichen.
»Was hat dich denn auf einmal auf die Idee gebracht, dass du bei deinem Dad arbeiten könntest? Als du ihn das letzte Mal erwähnt hast, hast du noch gesagt, du hast die Nase voll und willst die Beziehung zu ihm endgültig abbrechen.«
»Das bahnt sich schon eine Weile an. Wir sind ganz langsam wieder in Kontakt gekommen.« Er lenkte sich ab, indem er sich noch Brot nahm, und wich Kittys Blick aus. Über persönliche Dinge zu sprechen war ihm immer unangenehm. Unter diesen Umständen gelang ihm der nächste gemurmelte Beitrag recht gut: »Dann hat Dad Katja kennengelernt, und überraschenderweise kommen die beiden gut miteinander aus und …«
So plauderte er noch eine Weile über die Veränderungen in seinem Leben, doch Kitty konnte nicht mehr richtig zuhören, weil sie bei dem Namen Katja hängengeblieben war.
»Warum starrst du mich so an?«
Jetzt erst merkte sie, dass er nicht mehr redete.
»Oh. Na ja. Ich dachte, ich hätte den Namen Katja gehört, und das hat mich verwirrt.«
»Ja, ich hab den Namen Katja erwähnt.«
» Katja «, wiederholte sie so laut, als wäre er taub.
»Ja«, bestätigte er und grinste amüsiert.
»Die Frau, mit der du vor ein paar Monaten zum Essen ausgegangen bist.«
»Ja, und mit der ich immer noch ausgehe«, bestätigte er, und seine Wangen färbten sich bei diesem Geständnis rosa.
In diesem Moment wurde ihr Hauptgang aufgetischt: zweimal Rinderfilet. Aber Kitty war auf einmal gar nicht mehr hungrig.
»Katja«, wiederholte sie. »Du hast nie erwähnt, dass du mit ihr ausgehst.«
»Tu ich aber.«
»So wie in einer Beziehung?«
Er verdrehte die Augen. »Du hast auch nie erwähnt, dass du dich von Glen getrennt hast.«
»Weil du es vor mir rausgefunden hast.«
»Wirklich?«
»Ja. Die Kaffeemaschine.«
Ihm ging ein Licht auf. »Er ist einfach verschwunden?«
»So ungefähr.«
»Er war sowieso ein Arsch.«
»Ich dachte, du hast ihn gemocht.«
Er schüttelte den Kopf, mit vollem Mund.
Sie seufzte. »Mochte ihn überhaupt irgendjemand?«
Steve schluckte. »Ja, du.«
»Ich hatte auf ein paar mehr gehofft.«
»Crusty mochte ihn.«
Sie lachten. Crusty war Steves vierzehnjähriger Hund, den er vor vier Jahren aus dem Tierheim geholt hatte. Niemand hatte seinen Namen gekannt, aber er hatte damals ausgesehen, als wäre sein Fell irgendwie verkrustet, und selbst nachdem er gewaschen war, hatte sich an seinem Aussehen nicht viel verändert. Es war der perfekte Name. Obwohl er immer mehr in die Jahre kam, hatte Crusty noch die Energie gehabt, seine sexuelle Beziehung zu Glens Bein aufrechtzuerhalten, was der schon immer widerlich gefunden und was ihn wahrscheinlich auch dazu gebracht hatte, im Stillen seine Sexualität in Frage zu stellen, so wie er alle möglichen anderen Aspekte seines Lebens endlos überanalysierte, zum Beispiel, mit was für einer Art Frau er nach dem Colin-Murphy-Fall zusammenlebte.
»Wie lange seid ihr denn schon zusammen? Zwei Monate ungefähr, oder?«
»Fünf.«
»Fünf? Himmel, Steve, da könnt ihr ja gleich heiraten. Ich sollte mir so bald wie möglich schon mal einen Hut kaufen.«
»Tu es
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