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Hundert Namen: Roman (German Edition)

Hundert Namen: Roman (German Edition)

Titel: Hundert Namen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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früher –, aber vielleicht war sie ja auch tatsächlich nur fasziniert von der Kunst der Profis. Mary-Rose wollte eigentlich nicht so viel darüber nachdenken, was ihre Mutter alles nicht mehr konnte, aber wahrscheinlich ließ es sich nicht ganz vermeiden.
    Sie begrüßte ihre Mum mit einem Kuss. »Musst du auf Toilette?«
    Ihre Mutter nickte, und Mary-Rose legte sich die Arme ihrer Mutter über die Schultern, schlug die Decke zurück, schob einen Arm unter die Beine ihrer Mutter und hob sie aus dem Bett. Ihre Mutter war schwer. Es überraschte Mary-Rose immer wieder von neuem, dass sie so viel schwerer war, als sie aussah. Langsam und mit möglichst gleichmäßigen Schritten trug sie ihre Mutter ins Bad neben dem Schlafzimmer, stellte sie dort vorsichtig auf den Boden, so dass sie sich an dem Haltegriff an der Wand festhalten konnte, während Mary-Rose ihr den Slip herunterzog und sie dann sanft auf den Toilettensitz gleiten ließ. Sobald sie richtig saß, wandte Mary-Rose sich auf Wunsch ihrer Mutter immer ab und ließ ihre Gedanken wandern, um der Kranken so viel Privatsphäre wie möglich zu gönnen.
    Das undeutliche Nuscheln ihrer Mutter holte sie in die Gegenwart zurück. Niemand außer Mary-Rose, der Pflegerin und ihrer engsten Freundin – Sams Mutter – hätte verstanden, was sie sagte, denn sie sprach wie ein kleines Kind. Mary-Rose lächelte erst und fing dann an zu lachen.
    »Ja, Mum, er hat mir schon wieder einen Antrag gemacht.«
    Wieder sagte ihre Mutter etwas, und Mary-Rose schüttelte den Kopf. »Nein, sei nicht albern. Nur so zum Spaß.«
    Aber aus irgendeinem Grund machte sie die Bemerkung ihrer Mutter heute Abend nachdenklich, obwohl Sam sein Spiel doch schon so oft getrieben hatte. Es war ein alarmierender Gedanke, dass sie es zum ersten Mal nicht wirklich abstoßend gefunden hatte.

Kapitel 13
    An diesem Sonntag passierten drei Dinge, die ihn offiziell zu einem der schlimmsten Tage in Kittys Leben machten.
    Nachdem sie am Samstagabend geduscht hatte, war sie tief und fest eingeschlafen, bis sie um zwei Uhr früh von einem Lärm geweckt wurde, der sich anhörte wie ein Luftangriff auf ihre Wohnung. Wie sie später erfuhr, war eine Kette mit fünftausend Knallkörpern direkt vor ihrer Tür gezündet worden, und die Explosion war lauter als alles, was Kitty jemals erlebt hatte. Als sie sich schließlich traute, aus der Tür zu spähen, waren Wände und Fußboden schwarz, von oben bis unten mit Ruß beschmiert, und Zhi Cheng Wong, ihr Vermieter, stand bereits auf der Treppe und inspizierte den Schaden.
    Er starrte sie wütend an, und erst in diesem Moment wurde Kitty klar, dass sie zumindest teilweise für den Vorfall verantwortlich sein könnte.
    »Tut mir leid«, sagte sie, zog schützend ihr T-Shirt herunter und versuchte, sich zusätzlich hinter der Tür zu verstecken. »Tut mir wirklich leid.«
    »Das muss aufhören.«
    »Tut mir leid. Sie haben ja recht. Es tut mir echt leid. Ich werde dafür sorgen, dass so etwas nicht noch einmal passiert, und ich lasse die Wände sauber machen und streichen. Versprochen.«
    Er wartete kaum das Ende ihres Satzes ab und eilte wieder nach unten zur Arbeit. Zugegebenermaßen war es ein seltsamer Zeitpunkt, sich darüber Gedanken zu machen, aber Kitty konnte nicht verhindern, dass ihr die Frage durch den Kopf ging, wann der Mann eigentlich schlief.
    Sie zog sich an und setzte sich, immer noch zitternd, an den Küchentisch, trank drei Tassen Kamillentee und zuckte bei dem geringsten Laut in ihrer Umgebung heftig zusammen. Inzwischen war es drei Uhr, draußen war es noch stockdunkel, und sie war völlig verängstigt. Sie versuchte Sally anzurufen, aber ihr Handy war abgestellt, und sie probierte es bei Steve.
    »Kann ich den Rest der Nacht bei dir verbringen?«, fragte sie mit bebender Stimme.
    »Was ist los?« Er war sofort hellwach.
    »Mir geht’s gut«, antwortete sie und versuchte, gelassen zu klingen. »Nur schon wieder so ein blöder Scherz. Feuerwerk diesmal. Vor meiner Tür. Eine Riesensauerei, und Mr Wong will mich umbringen. Aber mir geht’s gut. Keine große Sache. Wahrscheinlich sollte ich einfach hierbleiben, die kommen ja bestimmt nicht noch mal zurück, aber …«
    »Ach du Scheiße, bist du verletzt?«
    »Nein, es geht mir gut, ehrlich. Nur ein bisschen zittrig.«
    »Du musst die Polizei verständigen.«
    »Nein, das kann ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich kann es einfach nicht.«
    »Okay. Scheiße. Okay. Na ja, hier ist leider kein

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