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Hundert Namen: Roman (German Edition)

Hundert Namen: Roman (German Edition)

Titel: Hundert Namen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Anlieferer. Auch im Haus war es so still wie in der Nacht. Rasch faltete Kitty die Decke zusammen, legte sie ordentlich an den Platz, an dem sie sie gefunden hatte, machte sich im Bad ein wenig frisch und ging auf Zehenspitzen ins Erdgeschoss hinunter. Als sie in die Küche schlich, blickte die Frau, die am Tisch saß – sicher Alice –, auf und starrte Kitty verwundert an.
    »Wer sind Sie denn?«, fragte sie.
    Ein Mann – vermutlich Dave –, in Jogging-Sachen und mit Schweißflecken vorn, hinten und unter den Achseln drehte sich um und nahm die Kopfhörer ab.
    »Äh, hi«, sagte Kitty und wünschte, sie wäre doch lieber direkt zur Haustür gegangen.
    »Du bist Kate«, sagte Dave und wandte sich an Alice. »Wir haben sie bei der Weihnachtsparty kennengelernt. Sie ist mit Steve befreundet.«
    »Oh«, sagte Alice, erinnerte sich aber anscheinend an nichts. »Hast du die Nacht hier verbracht?«
    »Äh«, stammelte Kitty wieder, denn sie hatte Angst, etwas Falsches zu sagen, wo Steve ihr doch die Anweisung gegeben hatte, ihm die Erklärungen zu überlassen – und Steve war in solchen Dingen sehr eigen. »Steve hat mir gesagt, ich soll euch sagen, dass er später mit euch reden will. Könnte ich vielleicht ein Glas Wasser kriegen? Dann verschwinde ich sofort.«
    »Klar«, antwortete Dave.
    »Ist mit Steve alles in Ordnung?«
    »Ja, klar.« Zaghaft öffnete Kitty mehrere Schranktüren. Hätte sie sich doch im nächstbesten Laden eine Flasche Wasser gekauft. Sie wollte sich nicht länger in die Privatsphäre dieser wildfremden Menschen drängen. »Er hat nur gesagt, er will mit euch reden.« Aber es klang wirklich viel geheimnisvoller, als es war.
    »Ist er oben?«
    »Nein.«
    Endlich kam Dave ihr zu Hilfe, machte den Schrank hinter ihr auf und reichte ihr ein Glas.
    »Danke.«
    Verlegen ging Kitty zum Wasserhahn. Die beiden ließen sie nicht aus den Augen.
    »Bist du sicher, dass bei ihm alles in Ordnung ist? Ich hab ihn gestern ins Bett gehen hören. Er muss mitten in der Nacht aufgebrochen sein.«
    »Es geht ihm gut.«
    »Weißt du, worüber er mit uns reden will?«
    Kitty überlegte, ob sie wirklich auf der von Steve verordneten Taktik beharren sollte. Dave und Alice machten so viel Wind um etwas ganz Einfaches. Vielleicht war es doch besser, ihnen die Situation einfach kurz zu erklären. Sie kippte ihr Wasser hinunter, und endlich kümmerten die beiden sich wieder um ihre eigenen Angelegenheiten. Dave strich Butter auf seinen Toast, Alice nahm sich die Zeitung vor, und Kitty erstarrte, denn das dritte schlimme Ereignis des Tages brach über sie herein. Sie verschluckte sich an ihrem Wasser, hustete, prustete und schlug sich verzweifelt auf die Brust.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Dave.
    Tränen strömten über Kittys Gesicht.
    »Hab mich verschluckt«, keuchte sie, ehe sie sich unter einem neuerlichen Hustenanfall krümmte.
    Dave sah sie an, überlegte offensichtlich, ob er ihr helfen sollte, entschied sich aber dagegen. Schließlich ebbte der Husten zu einem gelegentlichen Hüsteln ab, das sich vor allem beim Sprechen manifestierte.
    »Darf ich das mal kurz sehen?«, fragte sie und deutete auf die Sonntagszeitung.
    Alice faltete die Zeitung zusammen und reichte sie Kitty, die fassungslos auf das Foto starrte, auf dem sie selbst – hübsch geschminkt, hübsch frisiert, gut ausgeleuchtet – in die Kamera lächelte. Es war das offizielle Pressefoto des Senders, und darunter stand: Mein Jahr in der Hölle – Katherine Logan, der Star von Thirty Minutes im Sunday World -Exklusivinterview. Von Richard Daly .
    »Was?«, kreischte Kitty und blätterte hektisch nach dem Bericht. Er nahm eine Doppelseite ein, mit einem Foto von Colin Murphy und seiner Frau beim Verlassen des Gerichtsgebäudes, einem weiteren von Donal, Paul und Kitty mit ihrem Anwaltsteam, auf dem sie aussahen wie die Sopranos, üble Fernsehkreaturen, große böse Wölfe, schuldbeladen. Den größten Teil der Doppelseite nahm allerdings ein Foto von Kitty ein, wie sie nach dem Urteil die Four Courts verließ, mit verkniffenem Gesicht und halbgeschlossenen Augen, als würde ihr die Sonne zu grell ins Gesicht scheinen oder als wäre sie auf Methadon, überhaupt nicht so, wie sie hatte wirken wollen, aber auch nicht so, wie sie sich gefühlt hatte, nämlich zerknirscht, voller Reue und Selbstvorwürfen.
    An einer anderen Stelle war noch ein offizielles Foto, auf dem wieder die nette, unschuldige, ehrliche und vertrauenswürdige Kitty zu sehen

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