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Hundert Namen: Roman (German Edition)

Hundert Namen: Roman (German Edition)

Titel: Hundert Namen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Geschichte erzählen würde.
    »Hi«, begrüßte sie ihn.
    Archie saß seitlich auf seinem Stuhl, einen Ellbogen auf den Tisch gestützt, so dass er den ganzen Raum überblicken konnte. Vielleicht wandte man einem Raum ungern den Rücken zu, wenn man einmal im Gefängnis gewesen war. In Kittys Fall geschah es allerdings aus reiner Neugier.
    »Ich hab gerade Frühstück bestellt«, sagte Archie in seine Zeitung. »Wollen Sie auch was?«
    Kitty bemerkte sofort, dass auch er die Sonntagszeitung mit dem vermeintlichen Exklusivinterview vor sich hatte. Womöglich hatte er den Artikel gesehen und sie daraufhin angerufen – aus welchen Gründen auch immer. Allerdings kam er ihr überhaupt nicht vor wie ein schadenfroher Typ, also wartete sie einfach, dass er ihr selbst seine Gründe erläuterte.
    »Nein danke, ich hab keinen Hunger«, beantwortete sie seine Frage.
    »Sie sollten aber was essen«, entgegnete er, immer noch ohne sie anzuschauen.
    »Nein.« Ihr war übel von dem, was sie gelesen hatte, ihr war übel, weil sie belogen worden war, und sie fühlte sich gedemütigt, weil sie mit Richie geschlafen hatte. Sie kam sich ekelhaft und ausgenutzt vor und fragte sich im Stillen, ob sie jemals wieder jemandem trauen konnte. Der Appetit war ihr jedenfalls gründlich vergangen.
    »Sie müssen dafür sorgen, dass Sie bei Kräften bleiben«, beharrte Archie. »Sonst kriegen diese Scheißkerle Sie womöglich doch noch klein.«
    Sie seufzte. »Es ist doch eh zu spät.« Sie hörte das Zittern in ihrer Stimme, Archie hörte es auch, und nun blickte er doch von seiner Zeitung auf. Sie war dankbar, als sein Essen kam, obwohl der Geruch ihre Übelkeit eher schlimmer machte. Ein großer Teller mit Tomaten, Eiern, Speck, Würstchen, Pilzen, Black and White Pudding und genügend Toast, um damit ein Dach zu decken. Die Kellnerin stellte den Teller vor Archie ab, und nun legte er die Zeitung endlich beiseite und wandte seine Konzentration dem Essen zu.
    »Möchten Sie auch etwas bestellen?«, fragte die Kellnerin.
    »Ich esse nichts, danke«, antwortete Kitty.
    »Vielleicht einen Tee? Oder Kaffee?«
    »Stilles Wasser, bitte.«
    »Und einen Obstteller«, warf Archie ein und schnitt beherzt in seine Würstchen. »Sie nimmt einen Obstteller. Obst kann man gut drinbehalten.«
    »Danke«, sagte Kitty, gerührt, dass er sich so um sie kümmerte. »Vermutlich sind Sie auf diesem Gebiet ein Experte.«
    Er nickte, aber sein Nicken sah aus wie bei einem Pferd, das eine Fliege von seiner Nase zu verscheuchen versucht.
    »Worüber möchten Sie mit mir sprechen?«
    Archie antwortete nicht, sondern schaufelte sich nur sein Essen in den Mund, mit mächtigen Bissen, die seine Wangen nach außen wölbten, aber fast ohne zu kauen, bevor er schluckte. Dann sagte er, als hätte sie ihre Frage gar nicht gestellt: »Kannten Sie den Knaben?«
    Natürlich wusste sie sofort, wen er meinte.
    »Er ist ein ehemaliger Freund vom College.«
    »Ha. Der alte Witz.«
    »Haben die so was mit Ihnen auch gemacht?«
    »Mit der ganzen Familie. Und Freunden. Die wissen, wie man die Leute weichkriegt. Leute, die es nicht besser wissen. Leute, die keine Erfahrung damit haben, wie die arbeiten. Leute, die glauben, was sie lesen. Normale Leute eben.«
    »Ich bin aber kein normaler Mensch.«
    »Sie sind anders. Sie sind eine von denen, aber Sie haben das nicht erwartet.«
    »Ich bin nicht eine von denen«, erwiderte sie angeekelt. »War ich nie, werde ich auch nie sein. Ich habe bei einer Reportage einen Fehler gemacht, aber er hat das absichtlich getan.« Auf einmal war sie so wütend, dass sie am liebsten sofort losgerannt wäre und Richie zu Hause zur Rede gestellt hätte. Aber sie hatte ehrlich Angst, was sie dann mit ihm machen würde. Zu allem anderen konnte sie sich nicht auch noch eine Anklage wegen tätlicher Beleidigung leisten.
    »Sie sind wütend«, stellte Archie sachlich fest. Ihr Fuß wippte wild, und sie hätte gern mit der Faust die Wand durchschlagen.
    »Natürlich bin ich wütend.«
    »Deshalb hab ich Sie angerufen.«
    »Weil Sie gern mit wütenden Leuten reden?«, fauchte sie.
    Er grinste. »Ich wollte mit einer von denen sprechen, die nie eine von denen sein würde. Dieser Typ, ihr alter College-Freund, er hat mir einen Gefallen getan.«
    »Freut mich, dass er wenigstens einen von uns glücklich gemacht hat. Also vertrauen Sie mir jetzt?«
    Wieder antwortete er nicht, sondern widmete sich seinem Frühstück. Inzwischen waren auch Kittys Obstteller und ihr

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