Hundertundeine Nacht
Trading Company, Zypern, verkauft und in »Belsazar« umbenannt. Die Fracht ging ebenfalls in das Eigentum der Middleeast Trading Company über.
Kapitel 33
»Mein Gott, Felix! Wie siehst du denn aus!«
Nicht allzu gut, Beates entsetztem Ausdruck nach zu urteilen. Eilig zog sie mich in ihre Wohnung und gleich weiter ins Badezimmer.
»Hier, setz dich auf die Badewanne.«
Mit dem Fuß schob sie den weißen Badevorleger zur Seite, allerdings zu spät, schon grüßte ein fröhliches Muster aus roten Tupfen. Beates Interesse galt aber weiterhin mir, im gnadenlosen Licht des Badezimmers, in dem sie sich sonst die Beine rasierte oder das Ergebnis ihrer Schminkarbeit auf Unauffälligkeit überprüfte, sah ich wohl noch übler aus als unter der Sparbeleuchtung im Treppenhaus.
»Willst du einen Schnaps?«
Das für solche Fälle aus Western und Krimis bekannte Rezept schien mir in der Realität keine so gute Idee, vorsichtig schüttelte ich den Kopf. Nicht vorsichtig genug.
»Ich aber«, meinte Beate und verschwand in Richtung Wohnzimmer.
Kurz schaute ich ihr nach. Offensichtlich hatte ich sie aus dem Bett geholt, ich sah nur ein übergroßes Männerhemd Typ kanadischer Holzfäller und nackte Beine. Dann inspizierte ich mich selbst im Spiegel. Zum Glück war es an der Stelle, wo ich das Taxi angehalten hatte, ziemlich dunkel gewesen, sonst hätte der Fahrer mich nie mitgenommen! Morgen früh würde er ordentlich fluchen, wenn er seine eingesauten Polster entdeckte.
Nach einem ordentlichen Schluck Cognac machte sich Beate an die Arbeit. Zugegeben, recht vorsichtig zog sie mir das Hemd über den Kopf und begann, mit Schminkwatte und Q-Tips meine Wunden zu säubern.
»Aua!«
»Halt still!«
»Weißt du eigentlich, was du da machst?«
»Machen Sie sich keine Sorgen, Mister. Ich arbeite im Krankenhaus.«
Nach Schminkwatte und Q-Tips kam die Wunddesinfektion an die Reihe. Beate nahm ihre Verantwortung ernst.
»He! Es gibt längst Desinfektionslösungen, die nicht so verdammt brennen!«
»Hier nicht. Oder sind Sie Privatpatient?«
Die Welt ist ungerecht. Erst wird man verprügelt, daß im wahrsten Sinn des Wortes die Schwarte knackt, dann kommt eine medizinische Nachbehandlung, die auch nicht viel angenehmer ist. Plötzlich, in Höhe meiner Brustverletzungen, hielt Florence Nightingale mit ihrer Behandlung inne.
»Sag mal, stierst du mir tatsächlich in den Ausschnitt!?«
Unglaublich, das tat ich wirklich gerade! Wieviel dreivierteltot muß man eigentlich sein, um nicht jede entsprechende Gelegenheit wahrzunehmen?
»Das hat nichts mit mir zu tun. Es sind meine Gene, Beate, ihr absoluter Überlebenswille. Sie wollen nicht mit mir gemeinsam sterben.«
Zum Schluß kamen Pflaster und Verbände. Da Beates Haushalt nicht auf tapfere Ritter wie mich eingerichtet war, mußte noch ein T-Shirt dran glauben. Dann war ich fertig verarztet und bekam sogar noch zwei Aspirin und einen Pfefferminztee.
»Du schläfst hier. Ich mache dir die Couch im Wohnzimmer fertig.«
So kam ich zu meiner zweiten Nacht bei Beate. Da könne man doch das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, rieten meine Gene, weiterhin um ihr Überleben fürchtend. Aber abgesehen davon, daß schon der Beischlaf mit Beate neulich vielleicht keine so gute Idee gewesen war, waren heute mit meinen angebrochenen Rippen und ausgedehnten Blutergüssen zwei Leute in Sicherheit: ich vor meinen Genen und Beate vor mir.
Den nächsten Tag verbrachte ich fast ausschließlich im Bett beziehungsweise auf Beates Wohnzimmercouch, bemüht, jede Bewegung zu vermeiden. Am liebsten hätte ich auch auf das Atmen verzichtet, denn selbst das verursachte übelste Schmerzen. Zweimal half alles nichts, und ich kroch auf allen vieren zur Toilette. Immerhin durfte ich dabei feststellen, daß mein Urin nicht blutig war, obwohl auch die Nierengegend ein paar kräftige Schläge abbekommen hatte.
Am Abend brachte Beate Hartmut von der Chirurgie mit, der mich gründlich untersuchte. Nichts Wichtiges gebrochen, keine inneren Verletzungen, lautete sein Urteil.
»Mein lieber Mann. Da hast du ganz schön Glück gehabt. Und der Fahrer ist einfach abgehauen?«
Ich nickte schwach.
»Das soll dir eine Lehre sein, nicht immer deine Tetanus-Auffrischung zu vergessen!«
Dafür, daß ich nicht in die Klinik wollte, hatte Hartmut volles Verständnis. Und daß ich eigentlich in Ägypten war, wußte man auf der Chirurgie nicht. Also jagte er mir noch zwei Tetanusspritzen
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