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Hundestaffel

Hundestaffel

Titel: Hundestaffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Abermann
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Kopf, erkannte und stob los. Hannes blies energisch in die Pfeife, KEIN TON, die Hunde hetzten los, ihre Pfoten wühlten sich in die Erde, ein brauner Hagel aus Schlamm und Graswurzeln spritzte hinter ihren Läufen hoch, ihre Körper streckten sich, das Weiß in ihren Augen blitzte gierig, die Lefzen waren entblößt. Der Hase schlug Haken, Hannes vollzog jede Bewegung mit dem Oberkörper nach. Die Hunde zogen nun rasend schnell aufeinander zu, nahmen den Hasen in ihre Mitte. Er peilte das nächstgelegene Waldstück an, einer der Hunde schnitt ihm den Weg ab, noch ein Haken, die Tatzen der Hunde gruben tief, die Zungen flatterten aus den Mäulern, ein Satz, ein Haken, Glitzern von Speicheltropfen in der Luft, Haken, ein anfeuerndes Knurren von Hannes, zwei Meter, Haken, ein Meter …
    Der Hund überschlug sich beinahe über dem Hasen, hechtete ihm ins Genick, Hannes lief los, ich folgte ihm. Der zweite Hund erreichte die Beute, trieb die Zähne mit blinder Wut ins Fleisch. Ein letztes Zucken in den Läufen des Hasen. Reißen von Fell. Ende. Die Hälse der Hunde zuckten, während sie rhythmisch daran gingen, den Kadaver zu zerlegen. Hannes blies in die Pfeife. Kein Ton. Augenblicklich ließen die Hunde von ihrem Opfer ab. Postierten sich flankierend daneben. Blut troff von den roten Zungen. Wir erreichten den Kadaver, Hannes grinste. Der Hase war vollkommen entstellt, das rechte Hinterbein beinahe vollständig abgebissen, das Genick lag offen da. Ein Teil der Wirbel leuchtete in elendem Grau aus dem dunkelroten Rinnsal, das in der aufgewühlten Grasnarbe versickerte. Hannes warf mir einen manischen Blick zu, nickte triumphierend, fixierte den Kadaver und stieß mit der Schuhspitze den Kopf des Hasen an. Der Riss am Genick trat noch deutlicher hervor. Ich betrachtete die Augen des Hasen, doch ich fand keine Furcht darin, sondern nur Ausdruckslosigkeit und die Spiegelung meines eigenen Unverständnisses. Hannes befeuchtete erneut die Lippen mit der Zunge. Die Hunde hechelten.
    Plötzlich fiel mir wieder der Mann ein, wie er nur zwei Tage zuvor an mir hinabgerutscht war. Ich sah mich selbst, wie ich den Mann durch die Tür des Palace zerrte, einem unhörbaren Befehl folgend. Die Hunde schnappten gierig nach Luft. Auch mein Atem begann schneller zu gehen. Ich stellte mir vor, wie ich selbst auf alle viere hinabsank. Ich sah mir dabei zu, wie ich am Boden kauerte und einen Hasen totbiss. Das Blut troff mir von den Wangen. Meine Augen waren weit aufgerissen, ich zeigte die Zähne. Meine Zähne traten glänzend weiß aus dem Rot, und ich hörte den Ton der Pfeife.
    Hannes ging vor dem Hasen in die Knie. Er pfiff eine vergnügte Melodie. „Hab ich dich“, sagte er, „hab ich dich.“ Er nickte dem Hasen zu, als hätte soeben alles seine Richtigkeit wiedergefunden, so als wäre es darum gegangen, ein Prinzip zu beweisen. Aktion und Reaktion. Er verharrte in dieser Pose einige Sekunden, bevor er sich wieder erhob. Er drehte sich um. Fragte mich um eine Zigarette. Inhalierte. Blies den Rauch genüsslich in die Luft. Und ging irgendwann einfach davon. Die Hunde folgten der Pfeife. Die Reste des Hasen blieben auf einer namenlosen Wiese zurück. Über uns finstere Wolken.
    Danach kein Wort mehr, kein Ton. Nur ein Grollen im Himmel.

    Irgendwo heulte eine Sirene – die Fahrt zurück ein einziger Blindflug: Alles verzerrte sich. Drive in 24/7, everyone is welcome, Ihr Lächeln ist unser Vergnügen, sag ja zum Leben, testen Sie jetzt, wir sind Ihnen nah, dort waren Sie noch nie, dort bringen wir Sie hin. Geben Sie alles, wir geben Ihnen mehr. Wer verspricht Ihnen so viel wie wir? Was spricht Sie an?
    Was sprach dich an, Anna? Wärst du ihm immer noch nachgelaufen, hättest du diesen Hasen gesehen? An diesem Nachmittag, auf der Fahrt zurück in die Stadt, verstand ich plötzlich, warum dich Hannes ständig ignorierte. Ich hatte immer versucht, es zu verstehen, doch ich war nie dahintergekommen. Schließlich lief er den Frauen ununterbrochen hinterher, der große Jäger Don Juan. Er war der ungenierte Eindringling. Es wäre so einfach für ihn gewesen, dein Angebot immer wieder anzunehmen. Doch an diesem Nachmittag verstand ich, dass Hannes kein Eroberer war, sondern vor allem Verschwender. Nachdem der Hase zur Strecke gebracht war, hatte er seinen Zweck erfüllt. Daraus zog ich einen Schluss über dich, Anna: Wenn Hannes dich ignorierte, dann nur, weil auch du deinen Zweck bereits erfüllt hattest. Er hatte dich schon gehabt, das

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