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Hundsköpfe - Roman

Hundsköpfe - Roman

Titel: Hundsköpfe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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die Klappe!« brüllte er und versteckte sich hinter seiner Zeitung, so wie er es früher, während der Invasion der wispernden Muhmen, getan hatte.
    Als Frau Mutter nach einigen Jahren der Versuche nicht wieder schwanger wurde, verkündete Hans Carlo eines Tages, daß er sich zu alt fühle, um noch weitere Kinder in die Welt zu setzen. Diesmal half es nichts, daß Lillian ihn »Schnuddel« nannte. Mein Großvater mütterlicherseits hatte aufgehört, dümmlich zu lächeln, er ließ einfach die Bombe platzen und verschanzte sich wieder hinter seiner Zeitung. Der lange Kampf hatte mit anderen Worten zu zwei Verlierern und keinem Gewinner geführt, und Leila hatte den Eindruck, als könne sie in den Augen von Frau Mutter eine lauernde Bosheit erahnen – als wäre es ihre Schuld, daß Frau Mutter eine Fehlgeburt erlitten hatte und nicht mehr schwanger werden konnte. Sie wurde mit Blicken voller Feindseligkeit bedacht, und Leila begann das Schlimmste zu fürchten: Meuchelmord, Verschwörung … Wenige Wochen bevor sie die Schule beendete, rief Frau Mutter sie ins Wohnzimmer und verbannte sie aus dem Heim ihrer Kindheit.
    So jedenfalls empfand es Leila. »Es ist ganz bestimmt ihre Idee, daß ich als Hausmädchen arbeiten soll«, sagte sie zu ihren Freundinnen, »sie hat Vater immer schon für sich allein haben wollen.«
    Es dauerte nicht lange, bis Hans Carlo eine geeignete Familie gefunden hatte und Leila von zu Hause weggeschickt wurde. Nun hatte sie im Haus fremder Leute zu wohnen, zu kochen, zu putzen und den ganzen Tag auf die brüllenden Mistkinder dieser Menschen aufzupassen, und mehr als einmal stellte sie sich vor, sie wäre eine in Ungnade gefallene Prinzessin, deren Vater die böse Stiefmutter verhext hatte. Nur an ihren freien Tagen besuchte sie das ehemalige Heim ihrer Kindheit, und nicht einmal dann hatte sie ihren Vater für sich allein; Frau Mutter war ganz einfach allgegenwärtig und hatte nun auch noch begonnen, Hans Carlo ständig zurechtzuweisen.
    »Dein Erinnerungsvermögen ist auch nicht mehr, was es einmal war«, sagte sie häufig und guckte ihn irritiert an.
    »Tja, dein verwirrter Vater«, wandte sie sich an Leila, »letzte Woche hat er unseren Hochzeitstag vergessen.«
    Hans Carlo breitete entschuldigend die Arme aus, und auf diese Weise setzte sich ihr ewiger Kleinkrieg in einer verpesteten Atmosphäre fort. Doch abgesehen von der Verbitterung lag auch ein Gran von Wahrheit in Frau Mutters Beschwerden. Hans Carlo begann tatsächlich , vergeßlich zu werden. Häufig saß er nur da und starrte abwesend in die Luft, als hätte man einen Kontakt in seinem Kopf unterbrochen. »Hans Carlo!« rief Frau Mutter dann. »Herrgott, nimm dich ein wenig zusammen!«
    Eines Tages kam Leilas großer Bruder Harry nach Hause und teilte mit, daß er die Rahmenwerkstatt nicht übernehmen werde. Davon war Hans Carlo eigentlich immer ausgegangen. Harry arbeitete inzwischen seit vielen Jahren in einem Gemischtwarenladen auf Seeland, obwohl er der Familie regelmäßig erzählt hatte, daß er sich in einer Tischlerei handwerklich fortbilde. Als Hans Carlo die Wahrheit erfuhr, glitt ein düsterer Ausdruck über sein Gesicht, und am folgenden Tag radelte er nicht direkt zur Werkstatt. Nein, zu Frau Mutters großem Verdruß fuhr er in die genau entgegengesetzte Richtung, hinaus zu den fremden Häusern von fremden Menschen, klopfte an die Tür und bedauerte gegenüber einem überlasteten Familienvater, daß er leider gezwungen sei, ihr Hausmädchen auf der Stelle mit nach Hause zu nehmen. Er brachte Leila in die Rahmenwerkstatt und sagte: »Nimm sie, wenn du sie willst. Sie gehört dir.«
    Noch am selben Tag zog Leila wieder zu Hause ein. Hans Carlo richtete ihr eine kleine Wohnung im ersten Stock ein. Sie war jetzt zwanzig Jahre alt, und obwohl ihr Vater sich in der folgenden Zeit große Mühe gab, seiner Tochter etwas von seinem Handwerk zu vermitteln, wurde ihm doch schnell klar, daß sie kein sonderlich großes handwerkliches Talent hatte. »Ich verstehe es einfach nicht«, beklagte Leila sich häufig, allerdings ohne zu wissen, daß ihr mangelndes Talent in Wahrheit auch an ihrem unkonzentrierten Lehrmeister lag, denn Hans Carlo begann allmählich, dummes Zeug zu reden. Manchmal mußte er lange nach Worten suchen, wenn er sie nicht ohnehin vertauschte und beispielsweise Holzleim anstelle von Leimholz sagte. Glücklicherweise hatte Hans Carlo bereits vor vielen Jahren einen Tischler namens Ib angestellt, der mit allen

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