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Hundsköpfe - Roman

Hundsköpfe - Roman

Titel: Hundsköpfe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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ihn den Heimweg wiederholen, und er erklärte ihnen den Weg, ein wenig beleidigt, bis in die kleinsten Details. Dieser Redefluß überzeugte Randi, die ihren Mann zögernd gehen ließ, nachdem sie ihn vor den lockeren Stufen der Treppe gewarnt hatte.
    »Auf Wiedersehen«, sagte Vater Niels noch einmal und verbeugte sich vor seiner Frau, »es war mir ein Vergnügen.«
    Am gleichen Nachmittag befand sich Segelohr auf dem Heimweg durchs Rhabarberviertel. Er rannte mit seiner selbstgebastelten Keule und dem eindeutigen Gefühl durch die Straßen, unverletzlich zu sein. In seinem Kopf spielten sich Sequenzen aus den Kinofilmen ab, die er gemeinsam mit Thorbjørn und den anderen Jungen aus seiner Gegend gesehen hatte: Der einsame Cowboy kommt in eine feindliche Stadt, John Wayne reitet über die Prärie, verfolgt von Indianern auf gestohlenen Pferden, der Sechsschüsser in seiner Hand glitzert so schön wie eine selbstgeschnitzte Keule … Ja, so galoppierte John Wayne auf seinem imaginären Pferd davon und blieb dann abrupt stehen, als er sieben Indianer erblickte, die nur rumstanden und NICHTS taten!
    »Verdammt!« fluchte Segelohr, als er sich umdrehte und in die entgegengesetzte Richtung lief, aber die Rhabarberburschen hatten ihn bereits gesehen: »He, Segelohr, wir wollen mit dir reden!«
    Segelohr rannte davon, das Herz schlug ihm bis zum Hals, der Sechsschüsser ( Wenn es doch bloß ein richtiger Revolver wäre , dachte er) fühlte sich klamm an in seiner Hand, und er lief eine Seitenstraße hinunter, wo er Zeuge des gleichen beunruhigenden Anblicks wurde: Indianer, die nichts taten, mitten auf der Straße. Noch einmal drehte er sich um, doch nun erschienen die ersten sieben Indianer am anderen Ende der Straße, und jeder Filmfetzen verlor sich in seinem Kopf. Er war nicht mehr länger John Wayne, sondern Niels mit den Segelohren, und die Indianer waren keine Indianer, sondern Rhabarberburschen mit einer Vorliebe für Hundehaufen. Mit anderen Worten, die Rhabarberburschen standen jetzt auf beiden Seiten. Niels lief auf einen ehemaligen Kiosk zu und kletterte aufs Dach, nur kam er auf der anderen Seite nicht wieder herunter. »Verdammt!« fluchte er erneut und biß sich auf die Unterlippe, als sich die beiden Jungengruppen unter dem Dach versammelten.
    Und hier, vor und über zwanzig Rhabarberburschen stehend, versuchte er es zum ersten Mal mit Diplomatie.
    »Ich bin jetzt eigentlich einer von euch – ich wohne beinahe hier im Viertel«, plärrte er hinunter zu der Gruppe.
    »Bist du nicht. Du wohnst bei den Zugezogenen, den Feinen. Glaubst du, wir haben nicht gesehen, wie du im Auto deines Onkels herumgefahren bist! Scheißvornehm, wa’?«
    »Nein«, jaulte Segelohr, »das ist ein blödes Auto! Ich mache mir überhaupt nichts daraus … Ja, stimmt, mein Onkel ist auch blöd!«
    »Aber er ist noch immer dein Onkel, scheißvornehm, wa’!« kam es von der Straße. »Hör zu! Komm hier runter, wir wollen uns nur ein bißchen mit dir unterhalten!«
    »Nein!« schrie Segelohr, der es mit der Diplomatie aufgab und anfing, mit Steinen nach der Gruppe zu werfen.
    »Au!« kam es von unten. »Jetzt bist du selber Schuld!«
    Die Jungen begannen, auf das Dach zu klettern, Hände griffen nach der Dachrinne, während Segelohr auf einer unbekannten Anzahl Finger tanzte und lautes Kriegsgeheul ausstieß. Anfangs ging es noch relativ gut, aber dann griffen zwei Hände nach seinen Knöcheln und zogen ihn herunter.
    »Hört auf!« heulte Segelohr, als er quer durchs Rhabarberviertel in einen leeren Schuppen geschleift wurde. »Hört auf!« heulte er, als sie ihn mit einem Seil an denselben Pfahl banden, an dem Thorbjørn seinerzeit festgebunden war. »Das werdet ihr nicht tun«, fuhr er fort, als der kleinste der Rhabarberburschen Hundescheiße besorgen sollte.
    »Du hältst jetzt einfach die Klappe«, erklärte Schweinchenrot und grinste, »oder wir schneiden dir die Eier ab.«
    Bereits nach einem kleinen Stück auf der Straße hatte sich Vater Niels’ Geist, der kurz zuvor noch so verblüffend klar gewesen war, wieder verwirrt: Wo war er? – und was noch schlimmer war: Wo wollte er hin? Er fühlte sich, als hätte ihn eine unsichtbare Hand ergriffen, verknotet und an irgendeinen zufälligen Ort im Leben geworfen. Einen Augenblick bildete er sich ein, er wäre auf dem Heimweg durch die morgendlich hellen Straßen Bergens – Randi, Ingrid und Askild hätten eigentlich am Kai warten sollen, aber sie hatten sich offenbar

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