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Hundsleben

Hundsleben

Titel: Hundsleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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zu
kontrollieren, jovial zu sein und doch engagiert, das war ein Affentanz.
    »Das glaube ich Ihnen, wir reißen uns auch nicht drum,
zumal das Heer an Verdächtigen unüberschaubar ist. Es waren einfach viel zu
viele Menschen im Haus«, sagte Reiber.
    »Ja, in den Büros wurde noch gearbeitet, auf der
Veranstaltung waren rund achtzig Leute. Ich war auch da.« Der Abgeordnete
lachte.
    »Wenn Sie alle Menschen ermorden würden, die Sie
nerven, würden Sie zum prominentesten Massenmörder aufsteigen. Ich habe Sie von
meiner Liste gestrichen, zumal Sie ja die ganze Zeit bei Ihrer bayerischen
Gruppe gewesen sind. Beim Eintritt ins Gebäude, wie läuft das? Die Leute werden
alle von Ihren Securitys gecheckt, oder?«, fragte Reiber.
    »Bei solchen Veranstaltungen stehen immer
Sicherheitskräfte an der Tür und kontrollieren die Einladungen, und am
Seiteneingang sitzt ein Wächter.«
    »Den ich bereits befragt habe«, lachte Reiber. »Er hat
mir umgehend gesagt, dass er seit Schalck-Golodkowski hier wacht und an ihm
keiner vorbeikommt.«
    Der Abgeordnete lachte sein nettes Lachen. »Das wird
wohl so sein.«
    Reibers Blick fiel wieder auf das Bild über dem
Schreibtisch. »Ist das von Frau Pfaffenbichler?«
    »Nein, das Bild ist zwar auch hässlich, aber von einem
echten Künstler.«
    Reiber verabschiedete sich, nachdem sie noch ein
bisschen darüber geplaudert hatten, wie es so war als Süddeutscher in Berlin.
Er, der Augsburger, und dieser Mann aus Peißenberg.
    Niemand von den Befragten hatte Frau Pfaffenbichler
vorher persönlich gekannt, nur aus der Presse. Frauen eher als Männer, auch das
lag in der Natur der Berichterstattung. Frau Pfaffenbichler war eben noch nie
mit einem Fußballprofi abgelichtet worden. Niemand hatte ein Motiv – zumindest
vordergründig. Der Verbrecher oder die Verbrecherin konnte natürlich auch von
außen gekommen sein. Er oder sie hätte ja auch schon lange vor der
Veranstaltung im Haus sein können. Das alles war einfach viel zu
undurchschaubar. Er schloss nicht aus, dass eine Frau die Täterin sein konnte.
So wie der Schlag geführt worden war, handelte es sich um einen oder eine
LinkshänderIn. Schon toll, wie diese Welt einen prägte, überlegte Reiber. So
sehr hatte man das Binnen-I verinnerlicht, dass man es sogar im Geiste
mitdachte.
    Sie hatten die Laudatorin nochmals eingeladen, sie war
ja die Einzige gewesen, die Frau Pfaffenbichler kurz vor der Präsentation der
Bilder noch gesehen hatte. Die Frau zitterte nun wahlweise wie Espenlaub oder
bekam ihre Stimme nicht mehr unter Kontrolle, Reiber traute ihr einfach nicht
zu, dass sie in diesem engen Zeitfenster Frau Pfaffenbichler hätte erschlagen
und dann ganz cool ihre Laudatio halten können.
    »Wie war Frau Pfaffenbichler denn so drauf, als Sie
die Dame zum letzten Mal gesehen haben?«, fragte Akim.
    »Nervös, Leanora war sehr nervös. Ich habe jetzt schon
zum dritten Mal eine Laudatio auf sie gehalten, aber so nervös war sie noch
nie. Das hatte vielleicht etwas mit der Location zu tun, ich meine, in der
Vertretung – das ist ja schon was!«
    »Woher kannten Sie sich denn?«, fragte Reiber.
    Sie legte kokett den Kopf schräg. »Sie hören es ja
vielleicht an meinem leichten Akzent, ich bin Holländerin. Wir kennen uns aus
Holland.«
    »Leichter Akzent« war gut. Sie klang wie eine Parodie
von Frau Antje oder Rudi Carrell mit »Lass dich überraschen …«.
    »Also aus Holland?«, wiederholte Akim.
    »Ja, ich habe dort einer Tierschutzorganisation
angehört: ›Sternenhunde‹. Leanoras ›Gut Sternthaler‹ ist daraus hervorgegangen.
Sozusagen der deutsche Ast, die deutsche Hand … äh …« Nun kollabierte ihr
Stimmchen wieder.
    Reiber horchte auf. Weinzirl hatte diese Höfe auch
erwähnt. Ein Bandenkrieg zwischen Tierschützerinnen? Ein europäisches
Tierschutzdrama? Bayerische Bierdimpel gegen holländische Käseköpfe? Er musste
in sich hineingrinsen.
    »Sie wollen sagen: Es gab Zoff. Frau Pfaffenbichler
hat sich von den Holländern abgespalten oder so was.« Akim rotzte ihr das nur
so hin.
    »Na ja, so können Sie das auch nicht sagen. Beide
Organisationen arbeiten nach wie vor zusammen, es geht uns ja allen um die
lieben armen Tierlein.«
    »Ja, nun gut. Wir danken Ihnen. Wenn wir Sie nochmals
brauchen, finden wir Sie unter dieser Adresse?« Reiber nannte eine Straße in
Grunewald. Nobel, nobel.
    Sie nickte und stöckelte von dannen.
    »Auch nicht gerade hilfreich, dieses Schrapnell!«
Reiber verzog das Gesicht. »Wie

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