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Hundsleben

Hundsleben

Titel: Hundsleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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damals? Das würde er morgen erfahren.
    Reiber packte seine Sporttasche, boxte sich in seinem
Klub den Büroalltag aus dem Kopf. Zu Hause öffnete er sich ein alkoholfreies
Bier, drehte die Anlage auf und hörte die Callas ein bisschen zu laut. Was Jo
wohl gerade tat? Sie musste ja inzwischen zu Hause sein. Er hatte auf ihre SMS geantwortet: »Ich freue mich auf
dich, bis bald!« War das zu viel gewesen? Aber eigentlich war er zu alt zum
Taktieren, fand Reiber.

NEUN
    Am Samstag in der Frühe war das Team vollzählig im
Büro, vor der anberaumten Zeit waren sie erschienen. Melanie hatte es mal
wieder geschafft. Hartnäckig und ohne Gnade hatte sie auf ersten Ergebnissen
der Suche in Haus und Grundstück bestanden, und die zähneknirschenden Kollegen
hatten geliefert. »Jingle Bells, Jingle Bells« lief im Radio, und dann brach
Wham! wieder los. Gerhard schaltete ab.
    »Und, haben wir was Verwertbares?«, fragte er.
    »Ich denke, schon«, meinte Melanie.
    Sie beugten sich alle über den Bericht, und der war
tatsächlich nicht uninteressant. Auf der Hinterseite des Gutshofes, genau an
der Stelle, wo die Kameras nichts erfassen konnten, waren Reifenspuren im Wald
gefunden worden. Dicke Reifen, die Spusi schrieb sie einem großen Geländewagen,
wegen des Radstands eher einem Pick-up, zu. Es gab Fußabdrücke und eindeutige
Spuren an der vermoosten Mauer, die offenbar jemand überklettert hatte. Die
Spusi hatte drei Abrücke sicherstellen können, in Schuhgröße zweiundvierzig und
zweimal vierundvierzig. Im Bereich der Hundezwinger waren diese Abdrücke
allerdings leider nicht mehr nachzuweisen, weil dort alles gekiest war und viel
zu viele andere Menschen sich da ihre Füße platt getreten hatten. Sie hatten
aber einige Holzsplitter an Mauer und Vorplatz gefunden, Anzeichen dafür, dass
die Henker ihre Galgen mitgebracht und über die Mauer gehievt hatten. Sie hatten
zahllose Fingerabdrücke genommen, die natürlich alle erst einmal überprüft
werden mussten; im Haus hatte es fast keine Abdrücke gegeben, Indiz dafür, dass
jemand fein säuberlich gewischt und gewienert hatte. Dass da jemand etwas
gesucht hatte, war offensichtlich, die totale Abwesenheit von Abdrücken bewies
das natürlich.
    Seltsam war an dem Bericht nur, dass die Spusi innen
entlang der Mauer, gleich beim Eingangstor, ebenfalls Fußspuren gefunden hatte.
So als hätte sich jemand an der Wand entlanggehangelt. Es dürfte sich auch
wieder um drei Personen gehandelt haben, im Gras allerdings, und wegen des
Schneefalls waren die Spuren nicht näher zu bestimmen gewesen.
    Evi hatte drei Tassen Kaffee und eine Tasse Tee für
sich selbst auf den Tisch gestellt. »Eigentlich schon Wahnsinn, was die alles
finden. Ich meine, in Regen und Schnee noch solche Ergebnisse zu erzielen ist
schon respektabel.«
    »Ja.« Gerhard grinste. »Und wir brauchen jetzt nur
einen Wagen passend zu den Reifen zu finden, ein Sägewerk mit den passenden
Balken und drei Paar Herrenschuhe. Und schon haben wir die Henkersbande, oder?«
    »Hast du schon jemanden im Auge?«, fragte Evi.
    »Allerdings«, schmetterte Gerhard.
    Die Kollegen sahen ihn überrascht an. Gerhard
berichtete von seinem Gespräch mit Herz und den drei zornigen jungen Männern.
    »Was ich dann aber nicht verstehe: Wenn dieser Seppi,
der Sohn vom Eicher, doch wahrscheinlich die Karte für das Schließsystem hatte,
warum sind sie über den Zaun gestiegen?«, fragte Melanie.
    »Ich stell mir das eher so vor«, fiel
überraschenderweise Felix Steigenberger ein, der sich sonst eher durch
Maulfaulheit hervortat und vor zwölf Uhr sowieso nur wie ferngesteuert rumlief.
»Die haben die Galgen auf einen Pick-up geladen, haben den im Wald versteckt
und sind von hinten gekommen. Selbst in der Nacht war das am Vordereingang
schon auffällig. Und da war ja auch das Fest im Gang, oder? Aber raus sind sie
vorne rum, an der Mauer entlang, durchs Tor und weg. Zurück auf das Fest. Den
Pick-up hat einer erst später wieder geholt.« Er machte eine Pause. »Also ich
hätt das so gemacht.«
    Gerhard sah ihn an, als sähe er diesen Felix
Steigenberger zum ersten Mal. »Respekt, das hört sich schlüssig an und deckt
sich mit den Ergebnissen der Spusi.« Sein Blick ging in die Runde. »Mit der Hypothese
arbeiten wir mal?«
    Beifälliges Nicken. Melanie blätterte in ihren
Papieren. »Ich hätt da auch noch was.«
    »Noch mehr Erkenntnisse an diesem unwirtlichen
Morgen?« Gerhard lächelte sie an.
    »Ja, Sie wollten doch mehr über die

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