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Hundsleben

Hundsleben

Titel: Hundsleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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Familie Angerer
wissen«, sagte Melanie.
    »Frau Kienberger, wann und aus welchem Hut haben Sie
das denn herausgezaubert? Diese Vorweihnachtszeit scheint Sie ja alle zu
beflügeln.«
    Evi mischte sich ein. »Was er sagen wollte, Mel: Danke, tolle Arbeit, gell, Weinzirlchen?«
    »Ja, nur in anderen Worten. Also, Melanie?« Gerhard
lächelte sie an. Melanie hatte sich in der Zeit, in der er nun mit ihr zu tun
hatte, von einem verschreckten Haschi zu einer selbstbewussten Mitarbeiterin
entwickelt. Man musste ihr nur was zutrauen.
    »Agnes Angerer ist vor ein paar Tagen verstorben. Sie
gehörte sozusagen zur Steingadener High Society. Es gibt ein paar Familien,
denen gehört halb Steingaden und Lechbruck. Agnes Angerer war im Vergleich zu
denen zwar ein kleines Licht, aber doch begütert. Ihr gehörten zwei
Geschäftshäuser in Lechbruck, wo die Mieten ganz ordentlich geflossen sind. Und
sie hatte ein Barvermögen von rund zweihunderttausend Euro. Es gibt einen Sohn
samt Schwiegertochter und Enkelin, und die hat sie alle enterbt. Sie hat alles
dieser Frau Pfaffenbichler vermacht, stellt euch das mal vor!«
    »Melanie, und du sagst uns sicher auch gleich, woher
du das alles weißt?«, fragte Evi.
    »Och, ich hab ‘ne Reitkollegin, die arbeitet bei einem
Anwalt in Schongau. Da liegt die Sache, weil Arthur Angerer, das ist der Sohn,
diesen letzten Willen seiner Mutter anfechten will. Er will seinen Pflichtteil.
Keine Ahnung, wie das rein rechtlich ist. Problematisch ist nur, dass Frau
Pfaffenbichler ein handschriftliches Testament von Frau Angerer vorgelegt hat,
in dem eben genau dieser Wille bekundet ist. Es wurde schon eine
Schriftexpertise erstellt, es ist furchtbar verwackelt, man kann nicht
hundertprozentig sagen, ob es von Frau Angerer stammt. Die Schwiegertochter
sagt, sie hätte noch vor einem halben Jahr ein ganz anderes Testament ihrer
Schwiegermutter gesehen. Es lag wohl offen auf dem Sekretär. Laut Sandra
Angerer, also der Schwiegertochter, wurden darin dem Sohn die Häuser vermacht
und hunderttausend in bar. Fünfzigtausend sollte ›Sternenhunde‹ erhalten und
fünfzigtausend eine Stiftung für junge Künstler. Dieses Testament ist aber
verschwunden. Sandra Angerer erhebt den Vorwurf, Frau Pfaffenbichler hätte es
verschwinden lassen, da sie ja bei der immer schwächer werdenden Agnes Angerer
ein und aus gegangen ist.«
    Gerhard pfiff durch die Zähne. »Ich frag jetzt auch
nicht, warum Ihre Freundin Ihnen solche Interna weitergibt. Das ist starker
Tobak. Wir können mal davon ausgehen, dass Sandra Angerer nicht gerade ein
Faible für Frau Pfaffenbichler hatte.«
    Melanie sah triumphierend in die Runde. »Es kommt noch
besser. Sandra Angerer hat bei Frau Pfaffenbichler geputzt.«
    »Was?« Das kam von Evi und Gerhard gleichzeitig.
    »Ja, sie musste sich wohl was etwas dazuverdienen,
denn ihre Tochter ist behindert.« Melanie zuckte mit den Schultern.
    »Der Sohn hat ein behindertes Kind, und die Mutter
enterbt ihn? Dafür geht das Geld an elende Hunde und an nichtsnutzige Künstler.
Das muss ja ein totaler Schlag für das Ehepaar gewesen sein!«, rief Evi.
    »Hm«, brummte Gerhard. »Und der nächste Schlag traf
dann Frau Pfaffenbichler.«
    »Dann müsste Sandra Angerer aber in Berlin gewesen
sein«, warf Evi ein. »Vergiss Berlin nicht!«
    »Wie könnte ich! Aber lassen wir das mal. Sie oder ihr
Mann könnten durchaus einen Ausflug in die Hauptstadt gemacht haben«, meinte
Gerhard.
    »Aber was ist mit den Fußabdrücken und den drei Jungs?
Wie passen die da rein?« Felix schien wirklich heute früh ein paar ordentliche
Löffel Genie gefrühstückt zu haben.
    Gerhard sah aus dem Fenster. Grau in grau, so
trostlos. »Vielleicht hat das eine mit dem anderen nichts zu tun. Die Jungs
versuchen sich an einem Dummejungenstreich, der leider ins Perverse umgekippt
ist. Und Frau Angerer ermordet die verhasste Arbeitgeberin und jene Frau, die
alle Hoffnung auf ein besseres Leben zerstört hat.«
    »Ist das wahrscheinlich?«, fragte Evi zweifelnd.
    »Wie wahrscheinlich war es letztes Jahr, dass eine
Verkettung von Missverständnissen und ein bleiernes Schweigen zwischen den
Menschen zu einem Mord führen mussten? Verbrechen folgen einer eigenen Logik«,
sagte Gerhard.
    »Und nun?«, fragte Melanie.
    »Sie und Herr Steigenberger suchen mir die genauen
Adressen der drei jungen Männer raus und stellen gleich mal fest, ob in den
Familien ein Pick-up oder ein großer Geländewagen registriert ist. Rufen Sie
kurz durch,

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