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Hundsleben

Hundsleben

Titel: Hundsleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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so.«
    »Und wieso rennt sie aufs Klo und nicht in den Raum
mit all den Leuten?«, fragte Evi. »Das wäre doch besser gewesen.«
    »Gute Frage. Nächste Frage! Ich würde vorschlagen, wir
vergessen die ganze Berlinkiste momentan einmal und konzentrieren uns auf die
drei jungen Männer und diese Familie Angerer. Melanie, Sie versuchen da mal
nähere Infos zu bekommen. Felix, Sie machen der Spusi Dampf. Ich will morgen
Mittag Ergebnisse haben, Samstag hin oder her. Wir treffen uns hier morgen um
elf!« An Evi gewandt meinte er: »So, und wir gehen jetzt was essen und trinken.
Wie ich dich kenne, bist du im Frankenland ohne Frühstück losgefahren, und
mittaggegessen hast du auch nicht, oder?«
    »Ja und?«
    »Essen ist wichtig für das Denkvermögen. Nach was ist
dir?«
    »Italienisch. Wenn, dann Tagliatelle Sorrento bei
Luisa im OK . Ist das okay?«
    »Sicher, meine Beste, sicher!«
    Sie hatten sich gerade bei Luisa installiert,
Weißbier, Wasser, Tagliatelle und eine Pizza mit extra viel Salami bestellt,
als die Tür aufging. Gerhard musste an Frau Pfingsters Beschreibung mit dem
schnell herannahenden Tiefdruckgebiet denken, da kam noch so ein Tief
hereingewirbelt. Jo entdeckte sie nicht gleich, weil er und Evi in dieser Koje
direkt an der Bar saßen. Aber mit einer kurzen Drehung um die eigene Achse war
sie da.
    »Wo seid ihr denn? Ich hab euch bei Toni gesucht!«,
rief Jo.
    »Hallo, Jo, schön, dich zu sehen. Danke, mir geht’s
auch gut.« Gerhard runzelte die Stirn.
    »Entschuldigt, ich komm gerade aus Berlin, die
Fahrerei war der Horror. Staus, Unwetter.« Sie umarmte Evi über den Tisch,
rutschte neben Gerhard, drückte ihm ein Küsschen auf die Wange. »Hallo, alter
Brummbär! Und?«
    »Und was?«, brummte der Brummbär.
    »Na, Frau Pfaffenbichler, die künstlerische
Tierschützerin oder die tierische Künstlerin. Volker hat doch mit dir
telefoniert. Das ist doch der Hammer, oder?«
    Volker! Aha! Und was war der Hammer? Dass die Dame
ausgerechnet in Jos Beisein ermordet worden war? Dass Reiber ihn angerufen
hatte? Gerhard seufzte. Ein Tief namens Jo, das sich schon immer tief in den
Allgäuer Bergtälern zusammengebraut hatte. Jo war wieder da, mit Sturm und
Donner.
    »Volker?«, fragte nun aber Evi süffisant und sah Jo herausfordernd
an.
    »Ja, wir waren doch schon im Allgäu per Du. Jetzt
schau nicht so. Wen interessiert auch, ob ich Reiber Volker nenne. Was
interessiert: Wisst ihr schon Näheres?«
    »Jo, mein Herz, wie lange kennst du mich? Und Evi?«,
fragte Gerhard.
    Sie überlegte kurz. »Ach komm, jetzt lass doch die
alte Leier. Dass ihr nichts sagen dürft und das ganze Pipapo.«
    »Aber so ist es, meine Liebe. So war es. So wird es
ewig sein. Keine Ergebnisse aus einer laufenden Ermittlung an Laien, auch nicht
an dich, Herzipoperle.«
    Evi gluckste, Jo maulte. »Ja, lach du nur!«
    »Ich lach nicht, ehrlich. Und dann hat Gerhard auch
recht, erzähl du doch lieber mal, wie es in Berlin war.«
    Was Jo auch tat, in blumiger Erzählung, mit ironischen
Worten, wenn Jo was konnte, dann ganze Auditorien in ihren Bann ziehen. Und sie
erfuhren am Ende nur, dass Reiber alle Anwesenden verhört hatte, dass sie ewig
das Gebäude nicht hatten verlassen dürfen. Eben ganz normale langweilige
Polizeiarbeit.
    »Hast du diese Pfaffenbichler denn gekannt?«, fragte
Evi nun. »Ich meine, vorher.«
    »Nein, ich hab sie auch erst in der Bahn nach Berlin
kennengelernt. Ich hab ab und zu was über sie gelesen und ihren Hundehof. In
der Rückschau erinner ich mich, dass in schöner Regelmäßigkeit Bilder von ihr
und irgendwelchen C-Promis im Bayernteil zu sehen waren. Die haben meist auf
ein Einzelschicksal eines Tieres aufmerksam gemacht und das Tier gezeigt.«
    »Und da hat dein Tierschützerherz nicht gleich
Stakkato geschlagen? Hast du nicht sofort so ein Tierlein adoptiert?«, fragte
Gerhard.
    »Nein, du Depp.« Sie zog eine Grimasse. »Ich kenne
nämlich durchaus meine Grenzen, Hund geht bei all den Katzen nicht. Plinius,
der alte Pupser, würde keinen anderen Hund akzeptieren. Und wenn, dann ist
Kassandra der Hundetyp, und die würde sich einen Plinius-Nachfolger eher in
Garmisch im Tierheim holen. Müsste aber wieder ein Rehpinscher sein. Wir halten
es nicht so mit der Schicki-Szene.«
    Als Jo den Namen ihrer Mitbewohnerin Kassandra genannt
hatte, spürte Gerhard diesen Stich. Kassandra – das hatte er damals versiebt,
und bis heute hatte er keinen wirklichen Ansatz gefunden, mal wieder Kontakt
mit ihr

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