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Hundsleben

Hundsleben

Titel: Hundsleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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gutes Geschichtenerzähler-Duo. Evi
lauschte immer fassungsloser. Als sie fertig waren, sagte sie nur zwei Dinge:»Ihr habt beide ganz schön einen an der Mütze, und seit wann seid ihr zwei per
Du?«
    »Seit kürzlich«, sagte Reiber, »und Ihnen wollte ich
das Du eigentlich schon Weihnachten anbieten. Volker!«
    Evi gab ihm die Hand. »Evi! Das dürfte ja bekannt
sein. So, ihr zwei Helden, und nun bin ich dran. Auch ich habe eine schöne
Geschichte zu erzählen.«
    »Bitte, wir lauschen!«
    »Nun, ihr könnt euch ja schon mal Gedanken machen, wie
ihr das in eure Drogenschmuggelkiste einpackt, es ist nämlich so: Der gute Herr
Angerer war gar nicht mit dem Lkw auf Liefertour!«
    »Was?«
    »Er war nicht auf der Arbeit, der Lkw war weg, genau
in der Zeitspanne, die er angegeben hatte. Er kam auch wieder auf den Hof
gefahren zur angegebenen Zeit, aber der Lkw stand die ganze Zeit in Lechbruck
neben dem Telekom-Häuschen in einem verwilderten Grundstück unweit von diesem
Steakhaus«, sagte Evi.
    »Du willst sagen, er ist quasi untergetaucht, war
offiziell raus, in Wirklichkeit aber in unmittelbarer Nähe?« Gerhard starrte
sie ungläubig an.
    »Will ich sagen, ja. Oder anders formuliert: Er war
zur Hundeaufhängungszeit anwesend, er war da, als die Gattin nach Berlin
gepilgert ist. Im Prinzip ein perfekter Plan. Da er selbst der Disponent ist
und der Chef, wie anscheinend die halbe Welt, gerade im Urlaub war, konnte er
sich das gut einteilen für eine Fahrt an die polnische Grenze. Aber der Lkw hat
gerade mal die Strecke bis Lechbruck gesehen.«
    »Evi, woher weißt du das alles?«, fragte Reiber.
    »Wir leben in einer schlechten Welt. Voller Neid und Missgunst.
Auch Herr Angerer hat nicht nur Freunde. Es gibt Kollegen, die ihn für einen
arroganten Emporkömmling halten. Die ihn ein bisschen auf dem Kieker haben. Die
ihn beobachten, ob er einen Fehler macht. Sein Fehler war es, nur bis Lechbruck
zu fahren. Ihm ist ein Spion gefolgt.« Evi grinste.
    »Hat der Spion auch gleich noch festgestellt, wo er
die ganze Zeit war?« Reiber lächelte Evi an.
    »Nein, leider nicht. Der Spion musste selbst fahren,
allerdings hatte er nur Tagesfahrten zu bestreiten. Und der Lkw stand zwei
Abende an derselben Stelle. Der Spion hat den Fahrtenschreiber geborgen. Den
hab ich und die Aussage des Spions. Schriftlich. Der ist bereit, auf volle
Konfrontation zu gehen. Ganz schön gnadenlos und extrem verbittert, der gute
Mann.«
    »Evi, Evi, wenn man dich allein lässt! Da bemühen wir
uns in Rumänien um Dramatik, und dann setzt du noch eins drauf. Aber was will
uns das alles sagen?« Gerhard hatte wieder seine Dackelfaltenstirn.
    »Er hat mit zwei Kumpels diese Hunde aufgehängt, der
Gattin das Bild mitgegeben, diese damit nach Berlin geschickt, um das Testament
rauszupressen. Dabei ist was schiefgelaufen, Sandra Angerer schlägt zu.
Totschlag, aus die Maus.« Evi sah triumphierend aus.
    »Und die Bilder?«, warf Reiber ein.
    »Hat sie genommen. Zur Ablenkung! Die sind so
kaltblütig, diese beiden, das zieht die Angerer durch. Sie ist so weit
gegangen.« Evi klang überzeugend.
    »Gut, lassen wir das so stehen. Und nun?«, fragte
Reiber.
    »Ich habe sie beide vorgeladen, diese unsägliche
Anwältin ist auch wieder dabei. Ich wusste ja nicht, wann ihr kommt.« Sie
machte eine kleine Pause. »Ich bin aber sehr froh, dass ihr da seid. Und bevor
ihr fragt: In der Staatsanwaltschaft sitzt nur ein Hiwi, also eine Frau Hiwi.
Ein Klassiker zum Thema ›Zwischen den Jahren‹, Deutschland verdämmert bis zum
Neujahrsknall. Sie hat stades Beamtenmikado beschlossen. Wer sich zuerst
bewegt, verliert. Folgerichtig hat sie jeden Haftbefehl abgelehnt, die Beweise
reichen ihr nicht. Dummes Stück!« Evi geriet in Rage.
    »Ja, unsere Evi kann zum Tier werden.« Gerhard
zwinkerte ihr zu. »Also dann sollten wir …«
    Bevor er zu Ende reden konnte, klingelte Reibers
Handy. Es war sofort klar, dass es sich um Răzvan handelte. Reiber stellte auf
laut.
    »Ionela Raţ ist
aufgewacht!«
    »Das ist ja toll!«
    »Nicht unbedingt. Ich hatte nur sehr kurz Gelegenheit,
mit ihr zu reden. Plötzlich flimmerte irgendwas an ihrem Überwachungscomputer,
ein Arzt, groß wie Goliath, hat mich entfernen lassen.« Răzvan bebte vor Wut.
    »Aber die Frage ist doch: Hat sie Constantin erkannt?«
    »Das ist es ja. Genau diese Frage konnte ich nicht
mehr stellen. Sie hat in einem fort immer nach Lea Pia gefragt. Ob diese
wirklich tot sei? Und dann sagte sie: ›Das hätte

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