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Hundstage

Hundstage

Titel: Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Kempowski
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lauten Begrüßung durch die Hunde hatte es eine stille, feine gegeben, und in der Nacht war er dann noch einmal begrüßt worden. Der frische junge Körper magnetisch an ihn geschmiegt, und das Aufsteigen großer, schon nicht mehr vermuteter Energien, die sich wohltuend ergossen hatten, als die Gefühle «at its highest» waren, wie es Sowtschick bei sich ausdrückte.

    Mein Herz und dein Herz
sind zusammengeschlossen …

    Sowtschick lag also heiter in seinem eigenen Bett, und diese Heiterkeit verließ ihn auch nicht, als er unter der Dusche stand und rein und immer reiner wurde.

    … Schlüssel, der’s auftut
ist abgebrossen …

    sang er, gewaltsam reimend. Er stieg in die Hose, griff nach dem Hapag-Glas und suchte die Feldwege und den Waldrand ab nach den Pferdemädchen. Ganz automatisch tat er das, und er wunderte sich überhaupt nicht darüber, daß er sie auch ziemlich sofort entdeckte. Sie standen neben dem Pony und schienen sich zu streiten, wer denn nun dran ist: Die Schwarze setzte sich durch.

    Die laufen mir nicht weg, dachte Sowtschick, die kommen schon noch wieder. Er hoffte, daß sie bald wiederkämen und sich auf seinem Sofa herumlotterten mit hochgestellten Schenkeln. Er dachte aber auch daran, daß sie ebensogut wegbleiben könnten. Die knochige Härte unter der Zartheit ihrer nach Heidschnucken riechenden Mädchenglieder, auch das war in seinem Gehirn abgelegt und machte sich dort hin und wieder bemerkbar.

    Alexander zog seinen feinen Schlafrock an und ging hinunter in den Schwimmgang und frühstückte dort. Er beobachtete die Wasseroberfläche, die noch leicht schwabbte von der Aufwühlung durch die Mädchen. Die Pflanzen hingen herab, ganz wie die Natur es gefügt hatte, den harten Eingriff des Gärtners vom Frühjahr sanft korrigierend. Hinten links gehörte noch ein antikes Weinfaß hin, das würde zu besorgen sein als Belohnung für den Schrecken, den er in den vergangenen Tagen hatte aushalten müssen. Durch das Fenster schien die Sonne, und Bianca, die Kuh, war auch schon aufgestanden.

    Alexanders Laune verbesserte sich noch, als der Briefträger ein Paket brachte, mit alten Büchern, es handelte sich um sechzehn Bände der kleinformatigen Reihe «Die Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens», rot eingebunden im reichen Goldschmuck der Jahrhundertwende, offensichtlich nie gelesen. Einer der Senioren hatte ihm das Werk geschickt: «Sie können mehr damit anfangen als ich.» Er hatte es vermutlich auf dem Dachboden gefunden und sich’s vom Herzen gerissen. Sowtschick nahm einen Band und blätterte darin: Der Ausbruch des Stromboli, und wie es kommt, daß sich die unterirdischen Kräfte zunächst ruhig verhalten und dann explosionsartig Luft verschaffen.

    Sowtschick erhob sich und setzte sich auf das Fitneß-Rad.

    Einmal nur erweichte die Liebe den Schattenbeherrscher, und an der Schwelle noch, streng, rief er zurück sein
Geschenk.

    So war man denn nun verhört worden, ganz regulär. Eine solche Erfahrung war nicht mit Gold aufzuwiegen. Ein Geschenk des Himmels. Polizei! Er! Was wohl von Dornhagen dazu sagte, und Marianne … Den beiden Feuerwehrleuten würde eine reiche Belohnung zuteil werden, das stand fest. Wenn sie schon denken: Er hat uns vergessen – jedem tausend Mark geben, in kleinen Scheinen, das würde sie stumm machen vor Glück.

    Sowtschick fuhr ein Stück auf dem Standrad dahin und las das Schillergedicht, das immer noch auf dem Lenker angebracht war. Dann setzte er sich auf die Rudermaschine und zog die Riemen ein paarmal kräftig durch. Er guckte dabei zwangsläufig an die Wand, wo ein weißes Aquarell hing in weißem Rahmen. Hier könnte eine computergesteuerte Mattscheibe angebracht werden, ein Simulator mit einem Flußlauf, auf dem er dann mit seiner Rudermaschine dahinführe, Vogelsingen dazu und die Landschaft austauschbar: englische Kleinkanäle oder auch mal ein Wildwasser.

    In den Zeitungen, die mit der Post gekommen waren, stand es schwarz auf weiß: Der Verdacht gegen den Schriftsteller Sowtschick habe sich als unbegründet erwiesen. Das Groschenblatt «Blitz» verkündete: «Rätsel um Moor-Mord an Mädchen – Türken belastet». Der «Globus» brachte es würdiger. Darin war von Konsequenzen die Rede, die man ziehen muß, um Polizisten, die von allen guten Geistern verlassen sind, an der Verfolgung Unschuldiger zu hindern. Es wäre besser, diese Leute kümmerten sich um vermummte Demonstranten, als daß sie einen wahrlich unbescholtenen Mann zum

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