Hundsvieh - Kriminalroman
Sache wirkt reichlich kompliziert, von der Skulptur fehlt – soweit ich weiß – jede Spur, der oder die Täter sind unauffindbar. Es gibt nur Verdachtsmomente, und die sprechen leider gegen mich.
Nachdem ich alle möglichen Pfeile gezeichnet habe, falte ich den Zettel zusammen und stecke ihn in meine Hosentasche.
Wenig später liege ich auf der Bank, eingewickelt in alte Militärwolldecken. Die Lampe ist gelöscht, im Ofen knacken die letzten Scheite. Morgen will ich entscheiden, was weiter zu tun ist. Im Moment weiß ich nicht, ob ich mich auf die Suche nach dem Hund machen soll oder ob ich mich lieber hier verstecken will, bis er vielleicht von allein wieder auftaucht.
Mein Schlaf ist unruhig. Immer wieder schrecke ich aus wirren Träumen hoch. Mal fahre ich mit einem Micro-Scooter ohne Bremse einen steilen Pass hinunter, dann erscheint mir Kubashis lächelndes Gesicht. »8.000 Franken für den Hund von Giacometti!«, flüstert er mir immer wieder zu und wedelt mir mit den Geldscheinen vor der Nase herum.
Als ich aufwache, ist es kalt in der Hütte, so hole ich im Vorraum Holz und mache ein Feuer im Ofen, es ist noch etwas Wasser da, ich stelle die Pfanne auf die Herdplatte. Eigentlich müsste ich mal raus, doch die Eingangstüre klemmt, so verschiebe ich das auf später und wickle mich wieder in die Wolldecken ein.
Ich muss wohl wieder eingeschlafen sein, lautes Klopfen an der Tür weckt mich auf. »Schnell, Mettler, aufstehen!«
Mühsam schäle ich mich aus der Wolldecke, ich fühle mich ganz steif von der Nacht auf der harten Bank. Das Wasser auf dem Herd kocht. Tee zubereiten, befehle ich mir, ein heißer Tee tut immer gut!
Wieder dieses Klopfen. »Mettler, geht es dir gut? Was ist los da drin?«
Plötzlich bin ich hellwach. Sie haben mich gefunden! Das Versteck war nicht sicher genug. Einen Moment lang bleibe ich unschlüssig sitzen.
Etwas Hartes knallt gegen die Eingangstüre. »Mettler, komm raus, die Hütte kann jeden Moment abbrennen oder in die Luft fliegen.«
Schnell sammle ich meine Kleider zusammen, nehme die Schuhe und den Rucksack, bin an der Eingangstüre. Sie klemmt immer noch.
»Ich bringe die Türe nicht auf!«
»Hast du Werkzeug?«, ruft eine Frauenstimme vor der Hütte.
Schnell hole ich die Axt und reiche sie durch das schmale Fensterchen neben der Tür nach draußen. Daraufhin knallen Schläge gegen die Tür, Holz splittert.
»Raus jetzt, Mettler!«
Die Türe ist aufgesprungen, am Boden liegen zwei Bretter, daneben die Axt aus der Hütte. Ich hebe sie auf, trete in den kalten Morgen hinaus.
Barfuß stehe ich vor der Alphütte und schaue mich um.
»Komm endlich, Mettler, mach schon!« Rechts läuft eine blonde Frau auf den Rand der Lichtung zu, verwirrt folge ich ihr durch das feuchte Gras, es ist die Frau, die mich gestern auf meiner Flucht mit ihrem Mini Cooper mitgenommen hat.
Wütend starre ich sie an. »Was soll das? Bist du verrückt geworden? Was fällt dir ein, mich so zu erschrecken?«
»Zieh dich an, wir müssen gleich weg!«
»Wir müssen gar nichts, ich will zuerst einen Tee bei mir in der Hütte trinken. Das Wasser hat bereits gekocht!«
»Sieh mal, jetzt geht es los!« Sie zeigt hinüber zur Hütte. Aus dem Kamin kommt ein Funkenregen. War ich das? Habe ich vielleicht etwas zu viel Holz in den Ofen geschoben? Da! Plötzlich fängt das Dach Feuer, die Flammen laufen über den First, dann die Mauern hinunter, hinter der Hütte beim Stall gibt es eine kleine Explosion, in kurzer Zeit steht das ganze Maiensäss in Vollbrand.
»Gehen wir? Oder willst du warten, bis die Feuerwehr hier ist?«
Mit offenem Mund starre ich auf die Hütte, in der ich eben noch gelegen habe.
»Was war das?«
Sie zieht eine Kamera aus der Handtasche und macht einige Aufnahmen. Dann schiebt sie sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht. »Benzin. Die ganze Hütte war damit übergossen. Eine gezielte Brandstiftung. Außerdem hat jemand die Türe von außen zugenagelt. Ich glaube, es ist besser, wenn du dich jetzt anziehst!«
Schnell schlüpfe ich in die Kleider. Ein Blick zurück, dann haste ich hinter ihr den Hang hinunter. Der knallgelbe Mini Cooper steht hinter einer Holzbeige am Rand des Sträßchens, dass zum Campingplatz führt.
Zitternd lasse ich mich auf den Beifahrersitz fallen. »Danke, das war knapp.«
Sie startet den Motor, fährt aus dem Wald heraus und biegt dann auf die Kantonsstraße in Richtung Preda ein. Unten in Bergün heult eine Sirene auf.
»Wer bist du?
Weitere Kostenlose Bücher