Hundsvieh - Kriminalroman
ich Geschirr, eine Packung Teigwaren, Reis, Gewürze und andere Nahrungsmittel.
Draußen im Vorraum ist trockenes Holz aufgeschichtet. Da brauch ich mich nur zu bedienen. Über eine Leiter steige ich hinauf in das obere Stockwerk, hier liegen einige einfache Matratzen, die allerdings ziemlich feucht zu sein scheinen. So beschließe ich, unten in der Stube zu schlafen; sobald der Herd eingefeuert ist, wird es hier drin angenehm warm. Bevor ich es mir im Haus gemütlich mache, trete ich nochmals hinaus in die Nacht, schaue und höre mich um, ein langer Blick hinauf zu den Sternen, dann fülle ich zwei Töpfe mit Wasser.
Mit der Axt verarbeite ich ein Holzscheit zu Spänen. Der Zug am Kamin klemmt erst, gibt dann aber nach, etwas Ruß rieselt auf mich hinunter. Nun öffne ich die Klappe und lege die Holzspäne und einige Tannäste in den Ofen und zünde sie an. Erst raucht es aus allen möglichen Ritzen, dann beginnt der Kamin zu ziehen, ein leichtes Summen ertönt, nun lege ich dickere Scheite nach. Oben entferne ich die runden Metallplatten, die Flammen züngeln hoch. Schnell stelle ich einen der geschwärzten Töpfe aufs Feuer und lege den Deckel darauf. Nun muss noch die Stube gelüftet werden, dann steht einem gemütlichen Hüttenabend nichts mehr im Weg.
Wenig später verbreitet mein Feuer wohlige Wärme, die Petroleumlampe an der Decke taucht den Raum in mildes Licht. Es dauert eine Weile, bis das Wasser auf dem Herd kocht, erst bereite ich Tee in einer Thermoskanne zu, dann gebe ich Salz und die Teigwaren in einen Topf. Bevor die Nudeln al dente sind, gieße ich sie vor der Hütte in ein Sieb, gebe eine Büchse Tomaten in den Topf und koche die Soße mit den Gewürzen, die ich gefunden habe, dann gebe ich die Teigwaren dazu und warte einige Minuten, bis sie den richtigen Biss haben.
Obwohl ich heute Abend schon einmal mit Morandi gegessen habe, lange ich mit großem Appetit zu. Die Anspannung der letzten Tage macht wirklich hungrig. In der Abgeschiedenheit der Hütte kann ich endlich loslassen, fühle mich ganz in Sicherheit. Hier im Wald findet mich niemand, hier kann mir wohl kaum etwas passieren. Gibt es etwas Besseres, als eine über dem offenen Feuer zubereitete Mahlzeit?
Den Abwasch erledige ich draußen am Brunnen, dann wasche ich mein Gesicht, räume alles zusammen und verriegle die Haustüre. Schnell trockne ich ab und versorge das Geschirr und die Gewürze. Reto Müller soll nicht denken, dass ich seine Gastfreundschaft nicht zu schätzen weiß und in seiner Hütte ein großes Durcheinander anrichte.
Mit einer Kanne Tee setze ich mich an den Tisch. Bis jetzt war ich mit meinem kleinen Haushalt beschäftigt, doch nun, da ich einfach so dasitze, beginnen meine Gedanken erneut zu kreisen, ich bin wieder der Gejagte, der zu Unrecht Verdächtigte. Aus dem Buffet nehme ich ein Blatt Papier und einen Bleistift. In der Mitte zeichne ich einen Hund. Mein Gekritzel soll die verschwundene Plastik von Giacometti darstellen.
Dann schreibe ich die Namen von allen Beteiligten daneben. Zuoberst bin ich, Claudio Mettler, der Hauptverdächtige. Um mich gruppiere ich Fritschi, Keller, Kubashi, Morandi und Müller. Einen Moment überlege ich, ob die junge Frau mit dem Mini auch dazu gehört, lasse sie dann aber außen vor. Nun verbinde ich die Leute, die etwas miteinander zu tun haben, mit Pfeilen, so führt ein Pfeil von Reto Müller zu mir, versehen mit einem großen Fragezeichen. Warum hat Reto Müller Mona angerufen und ihr gesagt, ich solle mich für die Stelle im Kunsthaus melden? Warum wollte er von mir über besondere Vorfälle im Museum informiert werden?
Fritschi und Keller sind mit zwei Pfeilen miteinander verbunden, sie arbeiten beide im Kunsthaus, in dem der Hund gestohlen wurde. Warum verfolgten sie mich heute Morgen, machten sie vielleicht selbst einen Fehler bei den Sicherheitsvorkehrungen für die Ausstellung, den sie nun ausbügeln müssen? Ebenfalls mit zwei gegenseitigen Pfeilen verbinde ich Morandi und Kubashi. Kubashi machte dieses merkwürdige Angebot, er brachte den Ball ins Rollen. Morandi sprach mich in Chur an, er ließ mich auf den Arcas kommen, kurz darauf traf ich auch den Japaner, der glaubt, dass ich ihm den Hund besorgen könne.
Nun verbinde ich alle Namen mit meinem. Fritschi und Keller wollen den Hund zurück, möglicherweise läuft etwas mit der Versicherung schief und sie riskieren, ihre Jobs zu verlieren. Kubashi will den Hund kaufen, Morandi soll ihm dabei helfen. Die ganze
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