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Hundsvieh - Kriminalroman

Hundsvieh - Kriminalroman

Titel: Hundsvieh - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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mein Freund, ich wusste, dass ich Sie wieder treffen werde.« Mit ausgestreckten Armen kommt Tashi Kubashi auf mich zu, irgendetwas stimmt wohl nicht mit meiner Tarnung.
    »Mister Kubashi? Was machen Sie hier?«, frage ich völlig überrumpelt.
    »Ich war einkaufen.« Er zeigt auf seine Plastiktasche.
    »Ich meine, was machen Sie hier in St. Moritz?«
    »Schon vergessen? Ich reise durch Graubünden. Sie haben doch die Liste der Orte, die ich besuchen will, oder?« Er lächelt freundlich.
    »Sicher, ich hätte nur nicht gedacht, dass Sie so früh schon auf sind.«
    »Ach wissen Sie, ich mache jeden Morgen einen Spaziergang. Auch wenn ich keinen Hund habe!« Kubashi zwinkert mir zu.
    »Vielleicht haben Sie bald einen«, sage ich möglichst beiläufig.
    Kubashi nickt. »Kommen Sie, Mettler, gehen wir frühstücken.« Er zerrt mich zum Restaurant Hauser am Sonnenplatz. »Hier gibt es gute Croissants.«
    Wir setzen uns ans Fenster, Kubashi bestellt Frühstück für uns beide.
    »Sie sehen nicht gut aus, Mister Mettler!« Er schaut mich betrübt an.
    »Entschuldigen Sie mich einen Moment.« Ich stehe auf.
    »Nehmen Sie das mit!« Kubashi streckt mir seine Tasche entgegen.
    Verwirrt nehme ich sie, gehe hinunter zu dem Toiletten, vorbei am großen Wandgemälde von Hans Ulrich Indermaur, der seine schrägen Figuren auf der Rückwand des Restaurants tanzen lässt. Als ich in den Spiegel schaue, erschrecke ich, ein Gesicht mit Rußspuren starrt mich an. Die Kleider meines Gegenübers sind fleckig und unordentlich. Ich wasche mich so gut es geht mit Seife, kämme meine Haare mit den Fingern. In der Plastiktasche finde ich ein neues T-Shirt und Shorts. Schnell entferne ich die Preisschilder, ziehe ich mich um und gehe wieder hinauf.
    »So gefallen Sie mir schon viel besser.«
    »Es war eine lange Nacht«, gebe ich zurück und grinse.
    Ein Kellner stellt Kaffee, Brötchen, Marmelade und frische Croissants auf den Tisch.
    »Wie lange sind Sie eigentlich in der Schweiz?«
    »Zehn Tage.« Er streicht Butter auf ein Brötchen. »Immer in Graubünden.«
    »Sie fahren nicht nach Zermatt? Nicht nach Luzern oder Lugano?«
    Er beißt ab, kaut seinen Bissen dann langsam und schüttelt entschieden den Kopf.
    »Das verstehe ich nicht ganz. Ihre Landsleute erledigen in zwei Wochen den ganzen Kontinent, und Sie reisen nur gerade in Graubünden herum. Da haben Sie ja kaum Fotos zum Vorzeigen!«
    »Ich arbeite für eine große Firma in Tokyo, ich bin für die Weiterbildung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuständig. Wir machen sehr viele verschiedene Kurse, auch über Kunst. Da bin ich auf Giacometti gestoßen. Ein wunderbarer Maler und Bildhauer.«
    Er zieht aus seiner Tasche einen Bildband hervor, die Bilder und Skulpturen sind eindeutig von Giacometti, die Schriftzeichen darunter sind japanisch. Er blättert vor und zurück, schließlich zeigt er mir ein Bild des Hundes, der vor zwei Tagen in Chur gestohlen wurde.
    »Als ich diesen Hund sah, wusste ich, dass ich einen Hund von Giacometti haben muss, verstehen Sie das, Mister Mettler?«
    Auch ich mochte die Skulptur von Anfang an. Allerdings stiegen nicht gleich kriminelle Energien in mir hoch, eher fühlte ich Mitleid mit der geschundenen Kreatur.
    »Wissen Sie schon etwas über Giacomettis Hund?«
    Was hat Lena heute Morgen gesagt? Man müsse das Wild aufscheuchen? Müller haben wir bereits erschreckt, nun ist Kubashi an der Reihe. Ganz ruhig hebe ich die Kaffeetasse und fixiere mein Gegenüber.
    »Ich kann Ihnen den Hund bringen, Mister Kubashi, schon bald.«
    Der Japaner lächelt zufrieden. »Ich habe gewusst, Mister Mettler, dass Sie mir den richtigen Hund bringen werden.«
    »Was heißt das?« Der Japaner irritiert mich immer wieder von Neuem. »Welches ist der richtige Hund?«
    »Heute Morgen hat mich ein Mann angerufen und gesagt, er werde mir den Hund zeigen. Heute Abend schon. In Soglio. Natürlich werde ich hinfahren. Aber ich glaube immer noch, dass Sie den Original-Hund beschaffen können, Mister Mettler.«
    Draußen fährt der Kleinlaster mit der Aufschrift PPS vorbei.
    »Entschuldigen Sie mich, Mister Kubashi, wir sehen uns heute Abend in Soglio!« Hastig stecke ich noch zwei Brötchen als Notvorrat in die Taschen meiner neuen Shorts, springe auf und laufe hinaus. Warum ist mir das nicht früher eingefallen? PPS! Das heißt doch ›Perfect Party Service‹. Die Leute von PPS hatten das Buffet bei der Vernissage im Kunsthaus aufgebaut, und zwar an dem Abend, als der Hund

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