Hundsvieh - Kriminalroman
fotografieren.«
»Wie gut kennen Sie Keller?«
»Wie meinen Sie das, Mettler?«
»Es könnte doch sein, wenn ich es nicht war, dass ein Mitarbeiter aus dem Museum etwas mit der Sache zu tun hat, oder?«
»Keller? Niemals, das glaube ich nicht.« Fritschi schaut nachdenklich ins Bergell hinunter. »Auf der anderen Seite könnten Sie natürlich recht haben, Mettler.«
»Erinnern Sie sich an den Abend, als ich erwischt wurde? Da konnte es der übereifrige Keller kaum erwarten, die Polizei zu rufen!«
»Stimmt! Und am nächsten Tag, als er Sie im Warenhaus Manor sah, rief er mich sofort an, um die Verfolgung aufzunehmen. Auf der Lenzerheide, nach diesem ärgerlichen Zwischenfall mit der jungen Frau, gab ich ihm die Anweisung, die Polizei zu benachrichtigen. Doch wir haben nie einen Polizeiwagen gesehen!«
»Er hat also nur so getan, als ob er anrufen würde«, gebe ich zu bedenken. »Was haben Sie eigentlich in Bergün gemacht?«
»Keller meinte, Sie würden die Skulptur sicher ins Engadin bringen wollen, denn da habe es potente Geldgeber, außerdem könne man den Hund gefahrlos über den Regionalflughafen von Samedan ins Ausland transportieren. Er glaubte, dass wir eine gute Chance hätten, Sie zu erwischen. Unterwegs schlug er mir vor, in Bergün in diesem Hotel Rätia zu übernachten. Als ich erwachte, war Keller nicht da, er kam erst später ziemlich verschwitzt von seinem Morgenspaziergang zurück«, erzählt Fritschi.
»Haben Sie einen Benzinkanister im Auto?«, frage ich aufgeregt.
»Aber sicher.« Fritschi kratzt sich am Hinterkopf. »Merkwürdig ist, dass er heute Morgen nicht mehr im Kofferraum lag. Er muss gestohlen worden sein.«
Fieberhaft setze ich das Puzzle in meinem Kopf neu zusammen. Möglicherweise bin ich nahe an einer Lösung, es fehlen mir nur noch wenige Teile. Das Motiv ist mir nicht ganz klar.
»Könnte Keller Geldsorgen haben?«, will ich wissen.
»Er hat letztes Jahr ein Haus gekauft, eine große Investition mit seinem Lohn.« Fritschi schaut auf die Uhr. »Er wird wohl bald von seiner Besichtigungstour zurück sein, dann können Sie ihn selber danach fragen.«
»Ich glaube nicht, dass Keller hierher zurückkommt.« Ich deute auf den Lieferwagen.
»Sie meinen wirklich, dass er etwas mit diesem Transport zu tun hat?« Fritschi schaut in die Ferne, er scheint konzentriert nachzudenken. »Keller hatte mit irgendjemandem telefoniert. Danach war er sehr aufgeregt und machte den Vorschlag von der Bike-Tour. Ich sollte die Fahrräder besorgen. Als ich die Bikes holen ging, stand der BMW genau hier.« Er deutet auf eine Stelle in der Nähe. »Als ich zurückkam, parkte der Lieferwagen hier gleich daneben, Keller war mittlerweile mit dem BMW weggefahren, ich dachte wirklich, er wolle wie abgesprochen die Gletschermühlen fotografieren.«
»Keller und der Fahrer haben den Hund in der Zwischenzeit umgeladen«, helfe ich ihm auf die Sprünge, »sicher sind sie mit der Skulptur auf dem Weg ins Bergell.«
»Warum bin ich nicht selber darauf gekommen? Keller hat mich reingelegt!« Fritschi schüttelt den Kopf. »Kommen Sie, Mettler, wir haben keine Zeit zu verlieren.« Er geht hinüber zu den beiden Mountainbikes.
»Warten Sie!« Ich fasse Fritschi am Ärmel seiner Jacke. »Wäre es nicht besser, ein Taxi zu rufen, oder den Bus zu nehmen?«
»Bis ein Taxi aus St. Moritz kommt, dauert es zu lange. Außerdem ist mein Spesenkonto fast ausgeschöpft. Und der Bus hält an jeder Ecke, bis der nur losfährt, sind wir längstens in Soglio. Schließlich geht es ab jetzt nur noch abwärts!«
»Na gut, wenn Sie meinen!« Gegen eine rasante Abfahrt habe ich nichts einzuwenden. Außerdem haben wir Zeit, die Übergabe findet erst am Abend statt.
»Los geht’s!« Fritschi steigt auf das gelbe Bike und tritt kräftig in die Pedale.
Ich schwinge mich auf das rote Bike und folge ihm über den Parkplatz, gleich dahinter beginnt die Passstraße. Bald hole ich ihn ein.
»Wer mir noch fehlt, ist der große Unbekannte!«, rufe ich, um den Fahrtwind zu übertönen. »Ich weiß nicht, ob Keller das Format für eine solche Aktion hat, möglicherweise gibt es Hintermänner, was denken Sie?«
»Das sehen wir in Soglio.« Fritschi kneift ein Auge zu. »Wie weit kommen Sie, ohne zu bremsen, Mettler?«
»Weit!«, gebe ich lachend zurück. Mein Ehrgeiz ist geweckt.
Fritschi bückt sich tief über den Lenker, ich mache es ihm nach. Der Fahrtwind zerrt an meinen Haaren, mir wird erst jetzt bewusst, dass ich keinen
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