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Hundsvieh - Kriminalroman

Hundsvieh - Kriminalroman

Titel: Hundsvieh - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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gesehen, wenn Christine mich nicht gepackt und am Arm in Richtung Wagen gezerrt hätte. Der Schwung in ihrer Bewegung dreht meinen Arm mit der Lampe gegen den Trax. Hinter der rechten Raupe erscheint im Lichtstrahl etwas Braunes, Kräftiges, Animalisches.
    »Nicht, Claudio, komm zurück, bitte, bleib hier!«
    Ich lasse Christine mit ihren Bitten hinter mir zurück und gehe vorsichtig auf den massigen Trax zu. Meine Schuhe verursachen ein schmatzendes Geräusch auf dem lehmigen Boden. Dieses große, braune Ding ist von der Traxschaufel halb verdeckt, langsam gehe ich weiter. Der Lichtkegel erfasst etwas Haariges, zwei große, glasige Augen starren mich an.
    »Christine, komm, schau dir das an!«
    Kopfschüttelnd betrachtet sie die tote Kuh, die hinter der Traxschaufel liegt. »Soll das ein Scherz sein?« Ihr gekünsteltes Lachen durchschneidet die Kälte der Nacht. »Belasch hat doch von einer toten Frau gesprochen!«

11.
    Eine Viertelstunde später sind wir zurück in Innerpers.
    »Wo soll ich dich rauslassen, Claudio?«
    »Ich bin noch nicht müde. Komm, lass uns noch etwas in der Krone trinken!«
    Es scheint, als habe sich die Nachricht von der angeblichen Toten auf Belaschs Baustelle schnell herumgesprochen. Die Wirtsstube ist wieder gut gefüllt, die Innerperser sitzen in leise Gespräche vertieft hinter ihrem Bier, ab und zu werfen sie verstohlene Blicke hinüber zum Stammtisch. Dort sitzt Belasch und starrt schweigend seine großen Hände an, neben ihm hocken die beiden Polizisten, die gestern Abend wegen Barbla bei uns in der Pension Aurora waren.
    Christine Peters knallt die Türe gegen die Wand und geht dann langsam auf den Stammtisch zu.
    »Könnten Sie in Zukunft aufhören, solche geschmacklosen Scherze zu machen!«, faucht Christine den Bauunternehmer an und setzt sich auf einen freien Stuhl.
    Belasch hebt den Kopf »Was will die Tourismustante jetzt schon wieder?«
    »Auf Ihrer Baustelle liegt keine Tote, wir waren eben dort!«
    »Wie bitte?« Der Polizist schaut Christine mürrisch an. »Seit wann macht die Kurdirektorin die Arbeit der Polizei?«
    »Seit wann sitzt die Polizei tatenlos herum, Herr Koch?«
    Der Polizist schnauft wütend, steht auf und schaut in die Runde. »Komm, Luis, zeig uns deine Leiche! Und Sie, Frau Kurdirektorin Peters, kommen mit. Dann können Sie sich gleich davon überzeugen, wie die Polizei eine solche Sache angeht. Alle andern bleiben hier!«
    Obwohl die Anweisungen von Koch eindeutig sind, folge ich der Gruppe in die Nacht hinaus.
    »Was wollen Sie hier draußen?« Koch schaut mich feindselig an.
    Christine hängt sich bei mir ein. »Mettler gehört zu mir.«
    Viel zu schnell rast der Streifenwagen durch die Nacht. Vorne sitzen die beiden Polizisten, am Steuer Koch, daneben sein junger Kollege. Ich hocke auf der Rückbank, eingeklemmt zwischen der Kurdirektorin Christine Peters und dem nach Schweiß und Alkohol stinkenden Luis Belasch, der wirres Zeug vor sich hin stammelt. Schnell sind wir wieder bei der Baustelle.
    Wir steigen aus und bleiben unschlüssig beim Polizeiwagen stehen. Die Scheinwerfer verfangen sich in den Nebelschwaden, die zäh über der Baustelle hängen.
    »Komm schon, Luis, zeig uns deine Leiche!«
    »Ich weiß nicht so recht, vielleicht habe ich heute Abend zu viel getrunken und mir alles nur eingebildet.«
    Koch packt ihn am Arm. »Nimm dich zusammen, Luis!«
    Belasch geht schwankend voraus auf die Baustelle zu, die Polizisten leuchten mit ihren großen Scheinwerfern das Gelände ab. Zwischen den weißen Schwaden taucht der Bretterzaun auf, die Baubaracke. Dort im Matsch lag bei unserem ersten Besuch vor einer halben Stunde der Mantel. Und drüben beim Trax habe ich die tote Kuh gefunden.
    Aber … Wo ist der Trax hingekommen? Das große gelbe Ungetüm steht nicht mehr bei der Baubaracke. Und die tote Kuh ist ebenfalls verschwunden, doch dahinter in der dunklen Leere leuchtet etwas.
    Die Polizisten machen ihre Lampen aus. Langsam gehen wir auf das flackernde Licht zu.
    Christine klammert sich an meinen Arm. Ihre Nägel durchbohren meine Jacke.
    Da liegt sie. Eine junge Frau. Auf dem Rücken. Im milden Licht von Kerzen, die neben ihrem Kopf in der Erde stecken. Die Hände sind über dem Bauch gefaltet. Auf dem blutigen Haar ein Kranz aus Wiesenblumen. Sie scheint zu lächeln, ein leises, spöttisches Lächeln.
    »Vorher lag sie dort drüben!« Der massige Körper des Bauunternehmers schwankt leicht. »Zusammengekrümmt am Boden. Ich habe sie nicht

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