Hundsvieh - Kriminalroman
Bomben und so?« Ich kann es einfach nicht lassen.
Am liebsten, denke ich, würde mir der Pseudopsychiatriepfleger jetzt eine Spritze verpassen. Oder mich in der Wanne ersäufen. Stattdessen dreht er sich abrupt um. »Sie finden den Ausgang selber, nehme ich an. Dreißig Minuten baden, dann eine Stunde ausruhen, das Frottiertuch liegt auf dem Liegestuhl.«
Peinlich genau halte ich mich an die Vorschriften. Vielleicht beobachtet mich der Bär und stoppt dabei die Zeiten. Viel mehr gibt es sicher nicht zu tun hier.
Freundlich lächelnd nimmt die Frau an der Rezeption meinen Schlüssel entgegen. »Übrigens, Herr Mettler, fehlt uns noch Ihre Kaution.«
»Meine was?«
»Ihre Kaution. 2.000 Franken. Das ist hier so üblich. Weil die Krankenkassen immer so lange warten mit der Bezahlung. Und unsere Fixkosten laufen trotzdem weiter. Das verstehen Sie doch, oder?«
Feierlich überreicht sie mir einen Einzahlungsschein. »Bis Ende Woche sollte ich die Summe … Sie wissen schon!« Ihr Lächeln ist verschwunden.
Vielleicht ist diese zuvorkommende Haltung der Grund, warum so viele Badegäste hier sind, denke ich mit einem Blick in die leere Eingangshalle.
8.
Kurz vor zehn bin ich zurück in der Pension Aurora. Frau Caduff ist immer noch nicht aufgetaucht. Erst braue ich mir eine Kanne Assam und trinke eine erste Tasse im Stehen. Ein Apfel und ein Stück Brot stillen meinen Hunger. Nun bin ich bereit. In der Küche binde ich mir eine Schürze um und beginne, aufzuräumen. Ich wasche das Geschirr und die Pfannen von gestern Abend ab. Dann entferne ich mit einer Zange das Huhn von der Hintertür und putze auch das eingetrocknete Blut weg. Am Schluss stelle ich die Stühle auf die Tische, wische überall und nehme, weil ich schon mal dabei bin, den Boden im unteren Stockwerk feucht auf.
Ich bin ganz schön im Schuss, mein Bodenlappen putzt wie von Zauberhand geführt unter den Tischen herum, ich fahre eine Pirouette, drehe mich zum Eingang der Gaststube, da klatscht der Bodenlappen gegen ein paar schmutzige Gummistiefel, die auf dem frisch gescheuerten Boden stehen.
»Sind Sie die neue Angestellte?« Der massige Mann kaut grinsend an seinem stinkenden Stumpen herum. Seine Stiefel haben eine Schmutzspur durch die frisch geputzte Wirtsstube gezogen. »Ein toller Ersatz für die fanatische Barbla.«
Verlegen trockne ich meine Hände an der Schürze ab.
»Was wollen Sie?«
»Na ja, Barbla ist ja mehr mit der ›Grünen Front‹ beschäftigt, mit Bomben basteln und Ökoterrorismus, da kommen Sie als Ersatz wie gerufen, nicht wahr!« Er lacht böse.
»Was kann ich für Sie tun?«
»Sagen sie Marta, dass ich hier war.« Er gibt mir eine schmuddelige Karte. »Sagen Sie ihr, dass ich auf mein Geld warte. Sagen Sie ihr, dass meine Geduld bald zu Ende ist, dass die Bagger in drei Tagen auffahren.« Er wirft seinen Stumpen in mein Putzwasser, es zischt, schon dreht er sich um und schlurft davon.
›Luis Belasch‹, lese ich auf seiner Karte, ›Hoch- und Tiefbau, Erdarbeiten‹.
Seufzend fülle ich den Kessel mit frischem Wasser. Nun kann ich nochmals von vorne beginnen.
Gegen zwei Uhr ist Frau Caduff endlich zurück. Müde lässt sie ihre Tasche fallen. »Das war eine lange Nacht.«
So sieht sie auch aus, die Marta Caduff, übernächtigt, mit dunklen Augenringen in einem müden Gesicht. Und ich konnte nicht herausfinden, was sie da draußen getrieben hat, obwohl ich ihr in der Dunkelheit mit dem Fahrrad gefolgt bin. »Nehmen Sie eine Tasse Tee?«
»Gerne.« Sie lässt sich auf einen Stuhl fallen. »Wenn Sie wüssten, Mettler …«
Vorsichtig gieße ich das heiße Wasser über die Teeblätter und schaue auf meine Uhr. Drei Minuten und zwanzig Sekunden.
»Wissen Sie, Herr Mettler, Freud und Leid liegen so nahe beisammen. Gestern Abend, als die Polizei Barbla wegen dieser Bombengeschichte abholen wollte, da brach für mich eine Welt zusammen. In der Nacht dann wurde ich zu einem wunderbaren Ereignis gerufen!« Sie lächelt.
Ich versuche mir vorzustellen, was das Wunderbare an einer Fahrt im Landrover durch die Nacht sein soll.
»Habe ich Ihnen schon erzählt, dass ich auch als Hebamme arbeite?«
»Hebamme?« Langsam schenke ich uns zwei Tassen ein.
»Gestern Nacht wurde ich zu einer Geburt ins Dorf gerufen, es dauerte eine Weile, ich habe versucht, Sie anzurufen. Aber Sie haben scheinbar ziemlich tief geschlafen.« Genüsslich schnuppert sie am Tee. »Habe ich so etwas Gutes in meinem Schrank?«
»Nein, diesen
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