Hundsvieh - Kriminalroman
quasi aufgeklärt.«
Der Tee zieht nun genau drei Minuten. »So schnell?«
»Sicher.« Koch lächelt. »Wenn die Polizei etwas in die Hand nimmt …«
Vor lauter Mord vergesse ich, auf die Uhr zu schauen.
»Geklärt, Max?« Bruno, der Kronenwirt, hat neugierig gelauscht. Er bringt den Kaffee für Koch und setzt sich unaufgefordert zu uns an den Tisch.
Der Polizist räuspert sich. »Das bleibt aber unter uns, ja?«
»Sicher!« Bruno nickt, was sicher bedeutet, dass es am Nachmittag das ganze Dorf wissen wird.
»Also, Belasch hat heute Morgen gestanden, das heißt …«
»Der Bauunternehmer?« Mein linkes Bein beginnt wie wild zu jucken. »Dann haben Sie ihn verhaftet?«
»Nicht direkt, sein Anwalt war bei uns und hat eine von Belasch unterzeichnete Erklärung abgegeben.«
»Auch das noch!«
»Was soll das heißen? Trauen Sie der Polizei etwa nicht? Haben Sie eine andere Theorie zu diesem Fall?«
Enttäuscht starre ich auf die dunkle Brühe vor mir. Jetzt habe ich doch tatsächlich vergessen, den Teebeutel rauszunehmen.
»Schon gut, alles in Ordnung. Es ist nur der Tee.«
»Was ist mit dem Tee?«, fragt der Wirt lauernd.
»Ungenießbar!« Ich schiebe die Tasse weg. »Was ist mit Belasch?«
»Er wird sich zur gegebenen Zeit stellen. In der Zwischenzeit gilt er für uns als Täter, vorderhand warten wir ab.« Triumphierend schaut der Polizist zu mir hinüber. »He, Mettler, was …«
Da kann ich nichts machen, meine Hand ist automatisch zu meinem Bein hinunter gezuckt und kratzt dort wild auf und ab.
13.
»Sie kommen spät heute.« Frau Caduff steht im Garten der Pension Aurora. »Wie war die Therapie?«
Missmutig schüttle ich den Kopf und denke an mein zerkratztes Bein.
»Das wird schon.« Sie drückt mir einen Rechen in die Hand. »Arbeit an der frischen Luft wird Ihnen guttun. Aber passen Sie auf die Tulpen auf!«
So beginne ich, den Garten aufzuräumen. Vorsichtig reche ich um die Tulpen herum, die überall in der Wiese stehen. Belasch hat also gestanden, die Umweltschützerin umgebracht zu haben. Er hält sich versteckt und wird sich irgendwann stellen. Aber was hat Dschipi damit gemeint, als er sagte, dass Anna alles gewusst habe? Und was soll ›alles‹ bitte sein?
»Achtung, die rote Tulpe da …« Frau Caduff steht am Fenster.
Vor lauter Mord habe ich die Blume glatt umgesäbelt.
»Frau Caduff, ich muss unbedingt mit Barbla sprechen.« Vorsichtig schiene ich den Stil der Tulpe mit einem Ästchen. »Geht das?«
»Nicht so laut, Mettler! Kommen Sie rein!«
Achtlos lasse ich den Rechen auf der Wiese liegen und betrete die Wirtsstube. Frau Caduff wischt sich die Hände an der Schürze ab und zieht eine Schublade aus dem Buffet, dahinter erscheint ein kleines Fach.
»Hier, nehmen Sie diese Karte, sehen Sie, da ist die Alp Terraz, da oben sind drei hohe Tannen und weiter hinten …«
Geduldig lasse ich mir den Weg zu Barblas Versteck erklären, packe dann meinen Rucksack und verlasse die Pension.
Ein weißer Geländewagen hält neben mir. »Na, Claudio, machst du eine Wanderung?«
»Sicher, bei dem Wetter!«
Christine Peters lächelt mich an. »Komm, steig ein, ich habe da was für dich …« Sie öffnet die Tür ihres Wagens. »Wohin kann ich dich bringen?«
Ich steige ein. »Alp Terraz. In die Richtung.«
Sie fährt los. »Alp Terraz. Da wohnen doch diese Spinnerinnen.«
»Spinnerinnen?«
»Althippies, Fundamentalistinnen. Der Albtraum für alle Touristiker.«
Sie macht eine theatralische Grimasse und ich muss lachen. »Ihr seid wirklich verloren, wenn sich mal etwas nicht verkaufen lässt.«
Christine schaltet, ein schmales Sträßchen führt den Hang hinauf. »Das mit Belasch beschäftigt mich, weißt du …«
»Er hat gestanden. Wo ist das Problem?«
»Heute Abend kommen einige Politiker aus Chur, zusammen mit einem Tourismusfachmann aus Deutschland. Wenn hier ein Mörder frei herumläuft, der dazu ein Unternehmer ist, der im Fremdenverkehr investieren will, dann ist das wirklich schlecht für unser Image.« Sie biegt in einen Waldweg ein, der sanft ansteigt. »Kannst du mir einen Gefallen tun?«
Ich denke an die 2.000 Franken, die ich bis zum Wochenende im Kurhaus abliefern muss und kontere mit einer Gegenfrage: »Kannst du mir einen Gefallen tun?«
»Dir kann ich doch nichts abschlagen, Mettler!« Lachend streicht sie sich eine Strähne aus dem Gesicht. Ich erkläre ihr meine therapeutisch-finanzielle Notlage.
»Hör zu, Mettler, such Belasch und überrede
Weitere Kostenlose Bücher