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Hundsvieh - Kriminalroman

Hundsvieh - Kriminalroman

Titel: Hundsvieh - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Treppe hinunter, nehme Kellers Fahrrad und radle die Straße hinunter bis zum Haus, in dem Christine Peters wohnt.

17.
    Nach mehrmaligem Läuten öffnet sich ein Fenster im zweiten Stock.
    »Was ist denn?« Christine, erst verschlafen und ungehalten, dann freundlich und überschwänglich. »Oh, Claudio, hallo!«
    »Mach bitte auf, es ist dringend, ich muss …«
    »Die Hintertür ist offen, Claudio, komm einfach rauf, ja?«
    Schnell durchquere ich den Garten, trete ein und steige die Treppe hinauf. Die Wohnungstür ist nur angelehnt.
    »Christine?«
    »Hier bin ich, Claudio!« Sie sitzt in einem knappen Nachthemd (rot) auf dem Sofa (schwarz) und zieht sich die Lippen (knallrot) nach. »Schön, dich zu sehen, willst du dich nicht setzen? Soll ich Musik machen?«
    Das hat mir gerade noch gefehlt. »Christine, ich wollte eigentlich … Ich bin hergekommen, um …«
    »Pssst, nichts sagen, Claudio, es ist alles gut …« Sie streckt mir die Hand entgegen, und ich setze mich auf die Kante des Sofas, unfähig zu reagieren. »Lass dich gehen, entspann dich, vergiss die letzten Tage.«
    Sie legt mir ihren Fuß auf die Schulter.
    »Christine, ich wollte wissen …« Verlegen betrachte ich meine Hände, die Uhr. Es ist schon fünf nach halb vier. »Du musst mir helfen, sonst …« Christines Zehen spielen mit meinem Ohr, sie sind sehr geschickt.
    »Was passiert sonst, Claudio?« Sie rückt etwas näher heran.
    »Sonst haben wir bald noch eine weitere Tote am Hals!« Ich berichte kurz, was vorgefallen ist.
    Schnell verwandelt sich die schöne, sinnliche Christine im roten Nachthemd in die geschäftige, zweckmäßig gekleidete Kurdirektorin, die alles tun würde, um die Destination Val Pers vor weiterem Schaden zu bewahren. Es geht nicht um Barbla, das ist mir schon klar, es geht um den Besuch der Delegation aus Chur. »Um wie viel Uhr soll dieses Treffen stattfinden?«
    »Um vier Uhr. Beim Tunnel.«

    Der kleine japanische Jeep von Christine ist zugeparkt. Fluchend holt sie ihr Rad aus dem Keller. Schon sind wir draußen auf der Ebene, wie die Verrückten treten wir in die Pedalen. Der Feldweg führt am Kurhaus vorbei bis zum hinteren Ende des Talkessels. Dann taucht vor uns ein flacher Damm auf. »Gleich haben wir’s geschafft!«
    Drüben am Waldrand steht eine Baubaracke, dahinter klafft ein schwarzes Loch im Berg. Wir lehnen die Fahrräder gegen einen Zaun und steigen den Damm hinauf. Oben angekommen sehe ich, dass hier Schienen verlaufen, die genau auf den Tunnel zuführen.
    Christine nimmt meine Hand. »Weißt du, Claudio, dass dies schon die zweite Nacht ist, die wir uns zusammen um die Ohren schlagen?«
    Ich komme nicht dazu, ihr eine Antwort zu geben. Ein Schuss peitscht durch die Dunkelheit und dann noch ein zweiter. Instinktiv sind wir schon beim ersten Knall zu Boden gegangen.
    »Auf solche Nächte kann ich gut verzichten …«
    »Was war das, Claudio?« Christine drückt sich zitternd neben mich an den Bahndamm.
    »Hast du noch nie Schüsse gehört?«
    Irgendwo dort hinten in der Dunkelheit sitzt jemand mit einem Gewehr und schießt Löcher in die Gegend. Und irgendwo muss auch Barbla sein!
    »Komm, schnell!«
    Wir klettern vom Damm hinunter und hasten geduckt auf den Eingang zu in der Hoffnung, dass uns die totale Finsternis des Tunnelschachts schützt. Noch zehn Meter bis zum Loch, noch fünf, gleich haben wir’s geschafft.
    »Halt, keine Bewegung!« Aus der Dunkelheit löst sich ein Schatten, der Lauf einer Schusswaffe zeichnet sich gegen den Nachthimmel ab.
    Wir sind so erschrocken, dass wir vergessen, innezuhalten. Mündungsfeuer, ein Schuss und der Schrei von Christine durchlöchern mehr oder weniger gleichzeitig die Nacht.
    Stöhnend liegt meine Begleiterin auf den Schienen. Geduckt stehe ich daneben und warte auf einen weiteren Schuss. Langsam drehe ich den Kopf. Der Schatten mit dem Gewehr ist verschwunden.
    »Christine, was ist los? Wo bist du getroffen?«
    »Kannst du mir einen Gefallen tun, Claudio?«, röchelt sie kaum hörbar.
    »Sicher, jederzeit.« Vorsichtig kauere ich mich neben sie und halte ihren Kopf. Irgendwie kommt mir das alles unwirklich vor, fast wie in einem Film.
    »Wenn ich heute Morgen nicht arbeiten kann, dann musst du mich vertreten. Versprichst du mir das?«
    »Für dich tue ich alles, meine Liebe!«, hauche ich, um sie zu beruhigen. Vorsichtig streiche ich ihr die Haare aus dem Gesicht.
    Schritte knirschen weiter drüben hinter dem Bahndamm. Dann flammt der Strahl einer

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