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Hundsvieh - Kriminalroman

Hundsvieh - Kriminalroman

Titel: Hundsvieh - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Taschenlampe auf und taucht Christine und mich in gleißendes Licht.
    »Ah, der Mettler, schon wieder? Ich hätte es mir denken können!«
    »Barbla?« Ungläubig starre ich die Nichte von Frau Caduff an. Mit einer Schrotflinte unter dem Arm kommt sie auf uns zu. »Hast du etwa auf uns geschossen?«
    Barbla schaut auf uns hinunter. »Um die Tourismustussi wäre es jedenfalls nicht schade. Schließlich ist sie es, die unser Hochmoor überbauen lässt!«
    Die Tourismusdirektorin, die eben noch im Sterben lag, setzt sich ruckartig auf. »Wie bitte? Ich soll an allem schuld sein?« Sie lacht bitter. »Man holt mich, damit ich den Fortschritt in dieses rückständige Tal bringe und was treffe ich an? Bornierte Besserwisser, fanatische Umweltschützer, selbstherrliche Dorfkönige.«
    »Ich habe Sie nicht gerufen, Frau Peters! Und meine Freunde auch nicht!«
    Christine lässt sich nicht beirren. »Wissen Sie, ich könnte in Zermatt arbeiten oder in Gstaad. Könnte tätig sein für Leute, die meine Arbeit zu schätzen wissen. Stattdessen lasse ich mich breitschlagen und hocke in diesem gottverlassenen Tal. Und wozu? Damit Umweltschützer auf mich schießen?« Stöhnend lässt sie sich in meinen Schoß sinken.
    »Ich habe doch nicht auf Sie geschossen! Wenn ich auf Sie gezielt hätte, würden Sie jetzt anders aussehen, das garantiere ich Ihnen. Nun zeigen Sie schon her!«
    Vorsichtig drehen wir Christine auf den Rücken. Sie stöhnt leise. Barbla leuchtet mit ihrer Lampe und deutet dann auf einen kleinen Blutfleck in der Gesäßgegend. »Ist das alles?«
    »Es tut ganz schön weh!«
    »Sterben jedenfalls wird sie nicht daran! Leider.« Barbla lacht. »Aber zum Arzt muss sie schon. Das Blei sollte raus. So schnell wie möglich, sonst kann es eine Blutvergiftung geben!«
    Dann erzählt sie uns, dass sie hier beim Tunnel auf Dschipi gewartet habe. Jemand sei in der Dunkelheit mit einem Messer auf sie losgegangen. Da habe sie geschossen. »Doch leider habe ich nicht getroffen!«
    »Mich schon, und es tut ganz schön weh!«
    »Aber meine Damen, ich bitte euch!«
    »Misch dich nicht ein, Claudio, mit dieser Wildkatze werde ich schon selber fertig!«
    Wäre dieses Geräusch nicht gewesen, hätten sie sich vielleicht noch geprügelt. So aber hocken wir auf den Gleisen einer stillgelegten Bahnlinie vor einem unbenutzten Tunneleingang und horchen in die Nacht hinaus.
    »Es kommt aus dem Tunnel.« Barbla leuchtet in die Dunkelheit.
    »Jetzt hat es aufgehört.« Christine legt ihren Arm um meine Schultern. »Komm, Claudio, gehen wir zum Arzt!«
    Ich helfe Christine auf die Beine.
    »Da, hört ihr? Da ist es wieder.« Ein dumpfes Rauschen und Stampfen ist aus dem Berg zu hören.
    »Komm, Claudio, ich möchte gehen, ich will nicht, dass eine Narbe zurückbleibt.« Ich sehe Christine wieder im roten Nachthemd vor mir, wie sie mich zuvor empfangen hat. »Außerdem ist es ja logisch, dass man hier draußen Züge hört, schließlich wird da drin irgendwo gebaut.«
    »Kann ich etwas für dich tun, Barbla?«, frage ich noch.
    »Schaff mir diese … Dame vom Hals!« Sie spuckt aus. »Und hilf bitte der Tante, wenn der Anwalt von Belasch sie heute bedrängt.« Schon hat die Nacht Barbla und ihr Gewehr verschluckt.
    Christine und ich stolpern zu den Fahrrädern. Langsam gehen wir durch die Dunkelheit. Ich schiebe die beiden Räder, Christine humpelt neben mir her. Das Geräusch aus dem Tunnel wird noch einmal lauter, dann verebbt es wieder. Als ich mich kurz umdrehe, scheint es mir, als würde ich drei Lampen einer Lokomotive sehen.
    »Du weißt, was du mir versprochen hast, Claudio?«
    »Was denn?«
    »Du wirst mich im Tourismusbüro vertreten, während ich meinen Allerwertesten reparieren lasse!«
    »Und was hätte ich da zu tun?«
    »Du musst die Gäste beraten, am Nachmittag wirst du dann die Delegation aus Chur und Deutschland herumführen und ihnen die schöne Gegend zeigen. Ich kann so wirklich nicht mit dem Jeep fahren , das verstehst du sicher.« Sie drückt meinen Arm.
    »Darf ich sie auch auf die bleihaltige Luft aufmerksam machen?«

18.
    Der Wecker rasselt wie immer viel zu früh. Zum ersten Mal in diesen Tagen steht ein Frühstück bereit. Frau Caduff hantiert in der Küche. »Guten Morgen, gut geschlafen?«
    Ich murmel etwas Unverständliches, das so viel heißen kann wie »Na sicher, ausgezeichnet!« oder aber »Miserabel und viel zu wenig.«
    Frau Caduff stellt eine dampfende Kanne Tee vor uns auf den Tisch. »Herr Mettler, Sie

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