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Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Titel: Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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kriege!»
    «Wer ist Geuther?»
    «Der Anführer dieser Germanenhorde!»
    «Kannst du überhaupt arbeiten, wenn du dich so aufregst, Laura?»
    «Ich kann! Wenn ich am Tatort bin, rege ich mich nur noch innerlich auf.»
    «Sicher?»
    «Nein.»
    Als sie auf die Luitpoldbrücke fuhren, sahen sie auf der anderen Flussseite die Einsatzwagen und Blaulichter. Laura fuhr am Ende der Brücke einfach auf den Bürgersteig und begann zu rennen, weil sie den Notarztwagen am Eingang des Tunnels entdeckte. Ein paar Kollegen wandten sich erstaunt nach ihr um, doch sie achtete nicht auf sie, lief bis zur Unterführung, ging dann langsamer und versuchte, ihren Atem unter Kontrolle zu bringen. Der Notarztwagen versperrte die Sicht, und es kostete sie all ihren Mut, um das Fahrzeug herumzugehen und hinzusehen. Sie drehte sich nach Guerrini um und sah ihn den Weg von der Brücke herunterkommen. Er rannte nicht. Es war gut, ihn nah zu wissen. Jetzt konnte sie gehen.
    Der silberne Anhänger lag umgestürzt in der Mitte des breiten Fahrradwegs. Ralfs Besitztümer waren überall verstreut. Inmitten des Durcheinanders aus Bettzeug, Kanistern, zerbrochenem Geschirr, Farbtuben, Kleidungsstücken, Isarsteinen und Dosennahrung lag ein Mensch. Eigentlich konnte Laura nur ahnen, dass es so war, denn die Sanitäter und der Arzt umringten etwas, und das musste er sein. Laura sah eine Infusionsflasche, die hochgehalten wurde, und wagte sich langsam näher. Sie hörte jemand sagen: «Frau Gottberg, gut, dass Sie schon da sind, da können Sie sich auch das Opfer noch …» Aber sie ging einfach weiter, erreichte die Helfer und schaute zwischen ihnen hindurch. Tote bekamen keine Infusionen.
    Ralf trug einen Verband um den Kopf, der nur Nase und Mund frei ließ. Aus seinem rechten Mundwinkel lief ein feiner Streifen Blut. Zwei Sanitäter fixierten gerade seinen Kopf und Nacken und hoben ihn dann mit Hilfe der anderen vorsichtig auf eine Bahre. Dabei rutschte seine Jeansjacke nach oben, und Laura konnte den deutlichen Abdruck eines Stiefels auf seiner Haut sehen. Selbst das Sohlenmuster war an einer Stelle deutlich sichtbar.
    «Das muss fotografiert werden», sagte Guerrini dicht neben ihr.
    «Ja», wiederholte Laura abwesend, «das muss fotografiert werden.» Sie schaute sich um und entdeckte Andreas Havel, der hinter dem umgekippten Anhänger am Boden kniete.
    «Andreas, wo ist der Fotograf? Wir brauchen ihn ganz schnell!»
    «Der ist krank. Ich mach das selbst!» Er hielt eine Kamera hoch.
    «Los, komm her! Der Mann muss ins Krankenhaus!»
    Havel begriff sofort, Laura musste nichts erklären.
    «Beeilen Sie sich!» Ungeduldig gab der Notarzt den Sanitätern Zeichen, er machte schnelle Schaufelbewegungen mit einem Arm. Hektische rote Flecken überzogen sein Gesicht, und Schweiß strömte in Bächen von der Stirn über seine Wangen. «Los, macht schon!» Er lief voraus zum Ambulanzwagen. Laura rannte hinter ihm her und hielt ihm ihren Ausweis hin.
    «Hat er eine Chance?»
    «Keine große!»
    «Welche Verletzungen?»
    «Vermutlich innere, vermutlich Schädelbasisbruch, mehrere Frakturen: Arm, Rippen und so weiter. Lungengeräusche.»
    «Wie lange her?»
    «Höchstens eine Stunde, wahrscheinlich weniger.» Er sprang in den Wagen und nahm die Sauerstoffmaske von der Wand. «Los, los und vorsichtig!», trieb er die Sanitäter an.
    «In welches Krankenhaus bringen Sie ihn?»
    «Rechts der Isar.»
    Die Bahre rollte an Laura vorbei und wurde in den Wagen geschoben, die Türen schlossen sich. Dann waren sie fort.
    Nicht einmal berührt habe ich ihn, dachte sie. Man fasst niemanden an, der am Boden liegt. Nicht hier draußen! Sie erinnerte sich genau an seine Worte. Aber sie hätte Ralf anfassen dürfen, weil sie sich kannten. Langsam kehrte sie zu dem Schrotthaufen zurück, der von Ralfs Anhänger übrig geblieben war. Guerrini kam ihr entgegen.
    «Geht es?»
    Laura nickte, hätte sich gern an ihn gelehnt, doch die Gegenwart ihrer Kollegen hinderte sie daran. Deshalb machte sie, was sie zu tun hatte, sah sich den Tatort genauer an, umrundete ein paarmal den Anhänger, befragte die beiden Kollegen, die Ralf gefunden hatten. Die Fahndung nach den Schlägern hatte bisher nichts ergeben. Nur ein Fußgänger auf der Luitpoldbrücke hatte gesehen, wie ein paar Typen in ein Auto stiegen und wegfuhren. Aber er konnte sich weder an den Wagen noch an die Richtung erinnern. Es hätte auch nicht nach Flucht ausgesehen.
    Als sie fertig war, kam sie sich vor wie ein Roboter.

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