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Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Titel: Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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folgte ihrer Mini-Soko und bat Claudia leise herauszufinden, ob Kommissar Baumann noch immer auf der Toilette saß.
     
    Es wurde nicht so schlimm. Die Unterredung mit Kriminaloberrat Becker erwies sich als äußerst sachlich. Er hatte auch Andreas Havel und Dr.   Reiss dazugebeten und hörte sich alle Berichte und Überlegungen genau an. Vier Ventilatoren bewegten die Luft, sie tranken Wasser mit Eisstückchen und versuchten, kreativ und intelligent zu sein. Florian Bader erzählte von der Gruppe an der Isar und den Beobachtungen der vergangenen Nacht. Kurz nach zwölf wären vier Männer aufgetaucht, von denen einer eine Rede gehalten hätte – aber so leise, dass sie nichts verstehen konnten. Später hätten alle gemeinsam Lieder der verbotenen Gruppen «Landser», «Lunikoff-Verschwörung» und «Hungrige Wölfe» gehört und mitgesungen. Gegen zwei Uhr hätte sich die Gruppe in Bewegung gesetzt und sei durch die Corneliusstraße bis zum Gärtnerplatz marschiert. Ein paarmal hätten sie «Schwule raus aus München!» gerufen und noch ein paar weniger zitierbare Sprüche. Ein Ziegelstein sei auf das Fenster eines Sexshops für Homosexuelle geflogen. Aber die hätten inzwischen Sicherheitsglas, und deshalb sei nichts passiert. Am Gärtnerplatz löste sich die Gruppe auf. Keiner sei Richtung Isar gegangen. Alle wirkten hundemüde und ziemlich angetrunken.
    «Ziemlich schlaffe Truppe!» Florian Bader grinste.
    «Die andern waren nicht so schlaff», erwiderte Laura. «Sie haben mit Schachfiguren um sich geworfen, Wettpinkeln veranstaltet und sind Richtung Maria-Hilf-Platz verschwunden.»
    «Und dann?» Becker sah sie fragend an.
    «Dann habe ich sie aus den Augen verloren.»
    «Warum?»
    Weil ein misstrauischer Penner mir eins über die Rübe hauen wollte, ich ihm aber zuvorgekommen bin, dachte Laura. Laut antwortete sie: «Weil die Gruppe sich nach allen Seiten aufgelöst hat. Es sah so aus, als würden die Jungs nach Hause gehen.»
«Haben Sie diese Observierung allein durchgeführt?» Laura nickte.
    «Sie wissen, dass so etwas gegen die Dienstvorschriften verstößt!»
    «Und was soll ich machen, wenn ich nicht genügend Leute bekomme? Die Ermittlungen einstellen?»
    Becker klopfte mit dem Zeigefinger einen kurzen schnellen Rhythmus auf seinen Schreibtisch.
    «Konzentriert ihr euch nicht zu sehr auf diese angeblichen Neonazis? Sind die nicht einfach zu auffällig, um solche Morde zu begehen?»
    «Das glaube ich nicht.» Andreas Havel, der junge Kriminaltechniker aus Tschechien, richtete sich ein wenig auf und strich seine halblangen blonden Haare zurück. «Die sind doch immer stolz auf solche Sachen. Bei uns in Tschechien auch. Die bilden sich ein, dass sie im Namen des Volkes handeln, weil sie das Land sauber halten. So ist das!»
    «So sehe ich das auch!», nickte Florian Bader.
    Becker starrte an die Decke, klopfte wieder mit dem Zeigefinger. «Trotzdem dürfen wir auch andere Möglichkeiten nicht ausschließen. Es könnte sich doch auch um einen Einzeltäter handeln, einen, der in der Hitze durchgeknallt ist. Der das allgemeine Chaos nutzt.»
    «Nein.» Dr.   Reiss schüttelte den Kopf. «Nein, das glaube ich nicht. Beide Opfer waren derart zugerichtet, dass ich von mehreren Tätern ausgehe.»
    «Aber einen Betrunkenen kann doch auch ein Einzeltäter zusammentreten.» Becker war hartnäckig.
    «Ja, schon», erwiderte der Arzt, «das erste Opfer hatte tatsächlich Alkohol getrunken, das zweite aber nicht. Dieser Benno hatte keinen Tropfen Alkohol im Blut. Das haben wir schon untersuchen können. Der Rest folgt noch. Ich werde ihn mir heute Nachmittag ansehen und den andern auch. Zu dem bin ich noch nicht gekommen. Nur die Blutuntersuchung wurde durchgeführt.»
    In diesem Augenblick klopfte es kräftig an die Tür, und Claudia trat ins Zimmer.
    «Was gibt es denn?» Beckers Stimme klang ungehalten.
    «Ich muss dringend die Frau Hauptkommissarin sprechen!»
    «Und warum?»
    «Das kann ich nur der Frau Hauptkommissarin sagen.»
    «Na, so weit ist es gekommen! Gehen Sie schon, Frau Hauptkommissarin!» Den Dienstgrad so ironisch zu betonen, wäre nicht nötig gewesen, fand Laura.
    Laura folgte Claudia auf den Flur hinaus und schloss leise die Tür hinter sich.
    «Was ist denn?» Plötzlich fürchtete sie, dass ihren Kindern etwas zugestoßen sein könnte oder ihrem Vater. Ihr Magen krampfte sich leicht zusammen.
    «Dieser alte Herr, Karl-Otto Mayer. Du weißt schon … Er hat gerade angerufen und gesagt, dass

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