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Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Titel: Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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professionellen Tat aus, und ich glaube nicht, dass Lea eine professionelle Mörderin ist.»
    «Nein, nein, das ist sie sicher nicht.»
    «Ich denke, Sie sollten sich jetzt gut ausruhen und vielleicht Ihren Arzt rufen. Oder soll ich das tun? Diese Aufregung war nicht besonders gut für Sie, nicht wahr?»
    Der alte Mann richtete sich ein wenig auf und sah Laura zum ersten Mal direkt an. «Doch! Es war sehr gut für mich. Wenn ich das nicht getan hätt, dann wär es so gewesen wie damals, als ich nicht helfen konnte. So ist es besser. Aber Angst um die Lea hab ich trotzdem.»
    «Sehen Sie, deshalb würde ich gern mit ihr reden. Einfach, um sicher zu sein. Das mit Auge um Auge funktioniert nämlich nicht. Dann hört es nie auf.»
    «Ich weiß nicht, wo sie ist. Das müssen Sie mir glauben, Frau Kommissarin. Und die Frau Neugebauer weiß es auch nicht. Vielleicht war es nur ein Zufall, dass sie genau in der Zeit nach München gekommen ist, als der Dobler umgebracht wurde. Es gibt doch solche Zufälle, oder?»
    «Natürlich gibt es solche Zufälle.» Laura drückte seine Hand und nickte. Er nickte auch, zaghaft, nur halb von ihrer Ermutigung überzeugt.
     
    Eine Stunde später saß Laura in ihrem Büro und versuchte die Ereignisse dieses Tages zu ordnen. Es gelang ihr nicht besonders gut, deshalb rief sie ihre Mini-Soko zusammen und ließ sich berichten, was die Befragung der Obdachlosen ergeben hatte. Viel war nicht dabei herausgekommen. Keiner konnte sich daran erinnern, ob und wann er Benno zuletzt gesehen hatte. Nicht einmal sein Freund, mit dem er in den Süden wollte, konnte genaue Angaben machen. Aber sie alle hatten Angst vor jungen Männern, die unvermutet auftauchten, sie beschimpften und schlugen. Dreimal schon hätten die ihr Lager unter der Wittelsbacher Brücke verwüstet.
    «Und warum erfahren wir nichts davon?», fragte Laura gereizt.
    Florian Bader seufzte und zuckte die Achseln. «Weil die Penner uns auch nicht trauen. Sie denken, dass die Polizei ganz froh ist, wenn andere die Arbeit für sie tun. Das haben sie alle mehr oder weniger deutlich gesagt. Und so unrecht haben sie nicht, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf.» Er presste die Lippen zusammen. «Zwei von denen waren übrigens bereit, sich den Toten vom Stauwehr anzusehen und eventuell zu identifizieren.»
    «Wir haben außerdem eine Anfrage beim BKA und beim Verfassungsschutz gemacht, wegen der Gruppe, die wir beobachten. Es ist noch keine Antwort da, müsste aber bald kommen», ergänzte Ines Braun.
    «Danke. Bleibt bitte dran. Schaut heute Abend nach, ob die sich wieder treffen. Und versucht, Namen zu bekommen, Namen und Adressen. Ich bin sicher, dass die beim Verfassungsschutz jede Menge davon haben. Außerdem will ich wissen, wer der Anführer ist. Die arbeiten zwar inzwischen alle dezentral, aber einen Anführer gibt’s meistens doch. Vielleicht existieren irgendwelche Anhörprotokolle. Möglicherweise haben wir sogar V-Männer in der Gruppe. Und seid vorsichtig! Geht heute Abend nicht so nah ran wie gestern. Zweimal funktioniert das nicht.»
    Als die beiden Kollegen das Zimmer verlassen hatten, kippte Laura ihren wunderbaren Ledersessel zurück, legte die Beine auf ihren Schreibtisch und schloss ein paar Minuten lang die Augen. Der Fall des vergifteten alten Mannes und die beiden erschlagenen Obdachlosen verschmolzen in ihrem Bewusstsein, eiskalt und furchterregend. Diesmal wurde ihr richtig schlecht. Sie sprang auf und schaffte es gerade noch zur Toilette. Sie würgte lange, obwohl ihr Magen so gut wie leer war.
    Baumanns Virus, dachte sie, als sie sich den Mund spülte und das Gesicht wusch. Ich will ihn nicht haben! Wieder in ihrem Büro, fühlte sie sich zittrig und schwach. Als Claudia ein paar Akten auf ihren Schreibtisch legte, bat Laura um eine Kanne Kamillentee.
    «Du auch?» Claudia zog die Brauen hoch.
    «Es sieht so aus.»
    «Havel hat auch gesagt, dass ihm schlecht ist. Das kann ja heiter werden. Ich bring dir gleich den Tee!»
    «Warte! Hast du irgendwas über diese Lea Maron herausgekriegt?»
    Claudia schüttelte den Kopf und schloss leise die Tür hinter sich, als wüsste sie, dass Laura im Augenblick keinen Lärm ertragen konnte. Laura dachte darüber nach, wie ein paar Bakterien innerhalb kurzer Zeit das gesamte Lebensgefühl auf den Kopf stellen konnten.
    Als die Einsatzzentrale wieder einen unklaren Todesfall eines alten Menschen meldete, verwies sie die Angelegenheit an die Besatzung des Streifenwagens

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