Hunger der Nacht (Dark Hunger)
liebte es, ihre nackten femininen Rundungen zu
betrachten, aber die Zeit verging, und er war immer noch viel schwächer, als er
sein dürfte.
Und so erschuf er im Handumdrehen Jeans und ein Hemd aus dünnem, leichtem Material für
Juliette, das in der hohen Luftfeuchtigkeit nicht ganz so sehr am Körper kleben
würde. »Du musst deine Augen schützen, so gut du kannst. Das Hemd habe ich mit
langen Ärmeln versehen, um die Sonne von deiner Haut abzuhalten. Versuch, so
gut wie möglich in Deckung zu bleiben. Ich weiß, dass du nach Jasmine weitersuchen
wirst, aber bring dich nicht in Gefahr, bis ich dir helfen kann. Es wird deiner
Schwester nichts nützen, wenn du getötet oder selbst gefangen genommen wirst .«
Ein bisschen zittrig von dem
Blutverlust und der Angst, die sie jedes Mal erfasste, wenn sie das
schreckliche Loch in Riordans Brust betrachtete, zog Juliette sich an. »Ich
werde vorsichtig sein«, versprach sie und strich ihm mit den Fingern durch das
Haar. »Tu, was du zu tun hast. Wir sehen uns bei Sonnenuntergang .«
Riordan blickte sich um, und
plötzlich schlossen seine Finger sich um Juliettes Handgelenk und hielten sie
zurück. Ein starkes Unbehagen beschlich ihn. Sein geistiges Abtasten der
Umgebung hatte keinen Kontakt mit Feinden, ob menschlicher oder anderer Natur,
ergeben. Es wäre unmöglich für einen Vampir, die aufgehende Sonne zu ertragen.
Und was Karpatianer anging, so konnten die meisten die frühen Morgenstunden
verkraften, doch seiner schweren Verletzungen wegen konnte Riordan schon die
Auswirkungen des Lichts auf seinen Körper spüren. Außerstande, die Alarmglocken
in seinem Kopf zu ignorieren, rollte er sich herum, um zu den Baumkronen über
ihnen hinaufzublicken. Die Blätter raschelten und schwankten in dem leichten
Wind. Alle möglichen Pflanzenarten schlängelten sich an den Stämmen der Bäume
hinauf, wanden sich um die Äste und erzeugten ein wahres Labyrinth aus üppiger
Vegetation. Der Wind strich nur leicht und flüchtig durch die Blätter, aber die
Berührung genügte, um türkisfarbene, wie seltene Edelsteine schimmernde Augen zu
offenbaren, die aufmerksam zu ihnen hinunterblickten.
Und dann setzte der Jaguar auch schon
zum Sprung an, und sein kräftiger, eleganter Körper schoss mit ausgestreckten
Krallen aus dem Blätterdach hervor zu Boden. Riordan stieß Juliette so hart zur
Seite, dass sie stürzte, und löste sich in Nebel auf, sodass die große Katze
nur noch Erde traf, wo Riordan gerade noch gelegen hatte. Das Tier fuhr herum
und hieb erbost mit seinen mächtigen Pranken in die Leere.
»Solange! Nein!« Juliette lief zu der
Katze, um sie zurückzuhalten, und fuhr mit den Händen durch das weiche Fell, um
nach Verletzungen zu suchen. Sie fand gleich mehrere, eine ganze Reihe
ausgezackter, offener Wunden, wo eine andere Katze ihr offenbar die Seite
aufgerissen hatte. »Du bist verletzt, Solange .« Suchend blickte sie sich nach Riordan um und spürte im Geiste, wie seine
Fingerspitzen über ihre Wange strichen.
Sie
wollte mich töten, Juliette. Ich kann es in ihrem Bewusstsein spüren. Ich muss
mich in die Erde begeben. Solange ist zornig über die Entführung deiner
Schwester. Pass auf dich auf und tu dein Bestes, um deine Cousine zu beruhigen ! , gab Riordan
ihr zu verstehen.
Juliette hörte das Bedauern in seiner
Stimme, die Erschöpfung und den Schmerz. »Geh, Riordan. Wir sehen uns bei Sonnenuntergang .«
Kleider flatterten zu Boden, als er
sich entfernte. Die Jeans waren für jemanden mit längeren Beinen und schmalerer
Taille, das Hemd war jedoch weit genug, um Solanges beachtliche Oberweite zu
bedecken. Es war ein Leichtes gewesen für Riordan, Juliettes Erinnerungen die
genauen Maße ihrer Cousine zu entnehmen.
»Er ist fort. Erzähl mir, was
passiert ist !« , drängte Juliette.
Solange nahm ihre menschliche Gestalt
an, erhob sich aber nicht, sondern blieb Juliette gegenüber auf dem Boden
kauern. »Sie hatten Jasmine schon, bevor ich die Hütte erreichte. Es tut mir
leid, furchtbar leid, doch ich konnte sie nicht aufhalten, Juliette .« Sie schüttelte das lange schwarze Haar zurück. »Einer
blieb zurück, um den anderen einen Vorsprung einzuräumen. Als er merkte, dass
ich weiblich war, mich schnell verwandeln
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