HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)
Empfehlung, dass Patienten mit chronischer Leberererkrankung mehr als zwei Tassen Kaffee pro Tag konsumieren sollten. Trinken Sie mehr als sechs Tassen am Tag, sinkt auch Ihr Gichtrisiko um 60 Prozent. Warum das so ist, wissen die Wissenschaftler noch nicht genau. Neben dem anregenden Koffein stehen weitere Inhaltsstoffe im Forscherfokus, denn beispielsweise auf die beeindruckende Reduktion des Gichtrisikos hat Koffein allein keinen Einfluss. Vielleicht liegt es britischen Psychologen der Durham University zufolge ja auch an den schönen Fantasien exzessiver Kaffeetrinker, die den Körper so gesund halten: Ab sieben Tassen täglich steigt das Risiko, an Halluzinationen zu leiden, um bis zu 300 Prozent .
Für alle Freunde des gepflegt-gesunden Tea-Time folgen nun noch drei Studientässchen Tee aus 2010: US-Forscher ermittelten in einer Studie bei mehr 75.000 Frauen, dass bis zu vier Tassen Tee am Tag das Risiko, an Rheuma zu erkranken, um 40 Prozent steigern. Weiter ergab die Analyse von 13 Studien mit über 700.000 Teilnehmern: Teekonsum könnte das Darmkrebsrisiko moderat erhöhen. Und eine asiatische Langzeitstudie an 54.000 Japanerinnen kam zu dem Ergebnis, dass selbst zehn Tassen grüner Tee das Risiko nicht senken, an Brustkrebs zu erkranken.
»Fast Fruit« die Zweite
Zur Erinnerung: Kaffee soll vor Gicht schützen. Dafür muss nun der Fruchtsaft seine Birne für die Harnsäurekristalle in den Gelenken hinhalten. Kein Witz: „Gicht durch Fruchtsäfte“ betitelte das Deutsche Ärzteblatt im Februar 2008 einen Studienbericht, der zeigte, dass bereits täglich ein Glas fruchtzuckerhaltiger Fruchtsaft das Gichtrisiko um 45 Prozent ansteigen lässt. Gönnen wir uns zwei Fruchtsäfte pro Tag, steigt das Risiko um beachtliche 85 Prozent. Es wird noch besser: Der häufige Verzehr von Obst, bekanntermaßen eine Hauptquelle des Fruchtzuckers (Fruktose), erhöhe ebenfalls das Gichtrisiko , sodass auch frisch gepresste Obstsäfte in dieser Hinsicht keine Alternative zu Fruchtsaft(getränken) seien. Diese Warnung vor Orangensaft als „Gichttreiber“ wurde Ende 2010 im US-Ärzteblatt JAMA bekräftigt. Und schenkt man 2008 einer weiteren Untersuchung im Medizinjournal „Archives of Internal Medicine“ Glauben, dann erhöhen zwei Gläser Fruchtsaft am Tag auch das Diabetesrisiko um 31 Prozent, unabhängig vom Körpergewicht.
Das arme Obst – schützt nicht vor Krebs, ist oft mit Schadstoffen belastet, kann schneller dick machen und fördert sogar Gicht und Diabetes. Ist es nun gesund, oder sind wir Opfer der gesundheitsschädlichen „Fast Fruit“-Lüge? Dazu passt die Ratlosigkeit der Wissenschaftler, die der in Fachkreisen geschätzte und Ihnen aus diesem Buch bereits bekannte Professor der Universität Hohenheim, Hans Konrad Biesalski, 2007 wie folgt zusammenfasste: „Bis heute konnte nicht genau definiert werden, was der Ratschlag, viel Obst und Gemüse zu verzehren, überhaupt heißen soll.“ Dem entspricht auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), die auf ihrer Website zwar riet, „viel Obst und Gemüse zu essen“, wie auchdie „Fünf am Tag“-Kampagne propagiert, aber ein paar Zeilen weiter klarstellte, dass „für konkrete Zufuhrempfehlungen oder Bedarfsangaben die wissenschaftlichen Grundlagen fehlen“.
Auch andere Erkenntnisse der DGE zum Start der Kampagne „Fünf am Tag“ stimmen nachdenklich, warum uns der Verzehr von viel Obst und Gemüse überhaupt empfohlen wird: „Einen unmittelbaren Nachweis, dass eine Intervention mit Gemüse und Obst das Risiko für Krebs oder auch andere chronische Erkrankungen senkt, gibt es derzeitig nicht. Ebenso fehlen beobachtende epidemiologische Daten, die belegen, dass eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten im Sinne einer Erhöhung des Obst- und Gemüseverzehrs im Erwachsenenalter das Erkrankungsrisiko für Krebs und andere chronische Erkrankungen zu senken vermag.“
Der Vollständigkeit halber werfen wir abschließend noch einen Blick in die umfangreiche DGE-Stellungnahme „Obst und Gemüse in der Prävention chronischer Krankheiten“, veröffentlicht im September 2007: Es bestehe eine überzeugende Evidenz, dass die Erhöhung des Obst- und Gemüseverzehrs das Erkrankungsrisiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten, Schlaganfall und Hypertonie reduziere. Nun also doch belegte „Schutzwirkungen“? Wenn überhaupt, ziemlich vage, denn laut DGE sagt diese Bewertung aber weder etwas über den Grad der Risikominderung noch über die Verzehrmengen
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