HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)
den Blutzuckerspiegel langsamer ansteigen und soll länger satt halten. In beiden Gruppen war die Gesamtmenge aufgenommener Energie um 30 Prozent reduziert. Die Studie unterlag sehr strengen Kriterien; die Forscher kontrollierten sogar mit einer Isotopentechnik die heimliche Kalorienaufnahme der Teilnehmer. Das Ergebnis: Sowohl mit LowCarb als auch unter High-Carb nahmen die Testpersonen in einem Jahr etwa acht Kilos ab . Vergleichbare Erkenntnisse lieferten Forscher der Ben-Gurion-Universität in Israel im Juli 2008: „Zum Abnehmen sind LowCarb, HighCarb und die Mittelmeerdiät gleichermaßen geeignet.“ Weitere Bestätigung folgte Anfang 2009 nach Auswertung der bis dahin größten langfristigen Diätstudie: Die Wissenschaftler der Harvard School of Public Health kamen zu dem Schluss, dass für eine erfolgreiche Gewichtsabnahme die Art der Diät egal sei . Stattdessen komme es allein auf eine negative Energiebilanz an. Diese Meinung vertreten übrigens auch Ärzte des Bundesverbands der Internisten. Das „Rein-Raus-Prinzip“ lässt grüßen (mehr zum Thema „Diäten“ finden Sie im nachfolgenden Fazit und im nächsten Kapitel).
Übrigens hat eine kohlenhydratdifferenzierte Nahrungsauswahl auch keinen Effekt auf die verzehrte Menge: Gesunde Menschen, die soviel essen konnten, wie sie wollten, aßen gleich viel – egal, ob sie in der LowCarb- oder in der HighCarb-Gruppe waren. Die Studienleiter konnten auch keinen Unterschied beim Hungergefühl feststellen (für die wissenschaftlich orientierten Leser: auch nicht bei der Insulin- und Glukosereaktion). Diese Ergebnisse wurden ebenfalls durch die Untersuchungen der Einjahresstudie aus Boston bestätigt. Einen Unterschied zwischen LowCarb- und anderen Diäten scheint es laut Tufts University Massachusetts doch zu geben: Unter LowCarb leidetdas Gedächtnis, und die Reaktionszeit verlangsamt sich . Eine Ernährung mit wenigen Kohlenhydraten scheint unser Hirn also nicht zu mögen und quittiert diese Einschränkung mit Leistungsverweigerung. Keine wirkliche Überraschung, denn unser Kopfhirn verbrennt fast ausschließlich Glukose zur Energiegewinnung – insgesamt etwa 50 Prozent der täglich zugeführten Menge an Kohlenhydraten. Und da „Big brain“ den Traubenzucker nicht speichern kann, ist eine ständige Versorgung mit diesem Energieträger nötig.
Erfolgreiche Abspeckprämie: Geld gegen Kilos!
Interessiert Sie noch ein Tipp der University Pennsylvania, wie der Erfolg von Diäten massiv gesteigert werden kann? Wenn adipöse Diätler täglich Geld für die erreichten Ziele der Gewichtsreduktion erhalten, verlieren sie in 16 Wochen mehr als dreifach so viel Gewicht wie ohne finanzielle Anreize: sieben Kilos Fettschmelze bei neun Dollar Bonus am Tag im Vergleich zu weniger als zwei Kilogramm ohne „Kilogeld“. Sieben Monate nach der Studie waren die Unterschiede zwischen beiden Gruppen allerdings wieder verschwunden. Geld macht eine Diät also erst richtig schmackhaft (dieses Prinzip funktioniert übrigens auch bei Raucher-Entwöhnungs-Programmen). Aber nur dauerhafte Zahlungen könnten demnach ein probates Mittel zur langfristigen Gewichtsreduktion sein. Wie wäre es naheliegenderweise mit einem Appell an die „Kampagneros“ aus Kapitel drei: „Statt die Steuern in zweifelhafte Aktionen zu investieren, schaffen Sie mit diesem Geld besser finanzielle und damit wirksame Anreize zum Abnehmen!“
Erste Erfolge mit dieser „Spezialdiät“ konnte die Deutsche Betriebskrankenkasse vermelden: Der fettschmelzende Effekt einer Abspeckprämie von 25 Euro pro Kilo hat die Kasse Ende 2008derart positiv überrascht, dass die Aktion im Frühjahr 2009 wiederholt wurde. Da Geld offenbar schlank macht, bietet beispielsweise auch die Stadtverwaltung im mexikanischen Ramos Arizpe ihren übergewichtigen Polizisten 25 Euro pro verlorenen Kilo. Nun sind die globalen Gesundheitsökonomen gefragt: Die Erstellung eines detaillierten, universell einsetzbaren Rechenmodells „Geld gegen Kilos“ ist sicher eine attraktive Aufgabe für Ernährungsexperten aus der ganzen Welt. Der staatliche Gesundheitsdienst NHS in Großbritannien hat bereits nachgerechnet – und plant seit Mai 2010 einige Millionen Pfund ein, um seine schweren Bürger dafür zu bezahlen, dass sie ihr Körpergewicht verringern. So schenkt man beispielsweise den Bewohnern der Grafschaft Kent maximal 425 Pfund, wenn sie ihr reduziertes Körpergewicht 24 Monate halten . Vielleicht sollten insbesondere die
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