Hunter 05 - Späte Vergeltung
könnte sie …
Ein Klingeln durchbrach jäh ihre Gedanken. Erschreckt zuckte sie zusammen, doch Zach rieb beruhigend über ihren Rücken.
»Das ist nur dein Handy.«
Unter einigen Verrenkungen zog Chloe es aus ihrer Hosentasche, denn Zach war offenbar nicht bereit, sie auch nur für eine Sekunde loszulassen. In dem neuen Telefon waren noch keine Nummern eingespeichert, die den Anrufer identifizierten, aber sie erkannte ihn auch so. Mit einem Seufzer nahm sie das Gespräch an.
»Hallo.«
»Chloe, hier ist Clint.« Als hätte sie das nicht bereits an seiner Reibeisenstimme erkannt.
»Hi Bruderherz, was gibt’s?« Sie konnte nicht verhindern, dass sie ein wenig atemlos klang. Aber das war auch kein Wunder, denn Zach setzte sie nicht ab, sondern ging mit ihr durch das Zimmer.
»Was ist bei dir los? Du klingst so seltsam.«
»Alles in Ordnung, ich bin nur gerade die Treppe raufgerannt und etwas außer Atem.« Wenn er wüsste, warum sie tatsächlich keine Luft bekam, würde er wahrscheinlich einen Anfall bekommen. Nicht, dass Karen und er es nicht auch oft genug taten. Aber das schien für ihn etwas anderes zu sein – besonders wenn es um seine jüngste Schwester ging. Zach stoppte erst, als ihr Rücken eine Wand berührte, und Chloe schaffte es gerade noch, ein erregtes Stöhnen zu unterdrücken.
»Okay.« Clint klang immer noch misstrauisch. »Dir geht es also gut?«
»Ja, sehr gut.« Chloe legte den Kopf in den Nacken, damit Zach an ihrer Kehle knabbern konnte. »Was machen Karen und Maya?«
»Den beiden geht es auch gut. Ich habe gelesen, dass dein Fall jetzt beendet ist. Ich wollte fragen, ob du Lust hast, nächste Woche zu uns zu kommen. Mom und Dad besuchen uns und würden sich sicher freuen, dich auch mal wieder zu sehen, besonders nachdem du am Unabhängigkeitstag keine Zeit hattest.« Es schwang kein Vorwurf in seinen Worten mit, Clint wusste besser als alle anderen, dass manchmal die Pflicht vorging.
Sehnsucht nach ihrer Familie überkam sie, und ein Kloß bildete sich in ihrer Kehle. »Ich würde sehr gerne, Clint, aber ich weiß noch nicht, ob ich es schaffe. Du weißt doch, das Verbrechen schläft nie.«
»Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist, Chloe?«
Verdammt, Clint hatte schon immer gewusst, wenn etwas bei ihr nicht stimmte. Sie räusperte sich. »Ja, ich bin sicher. Ich bin nur etwas überarbeitet. Warum sagst du mir nicht den genauen Termin, und ich melde mich dann in ein paar Tagen noch mal, ob ich es schaffe. Ich würde euch wirklich gerne wiedersehen.«
Clint nannte ihr das Datum, und Chloe speicherte es in ihrem Gedächtnis. Sie konnte nur hoffen, dass sich die Angelegenheit mit Scott bis dahin geklärt hatte, denn sie würde ihre Familie auf keinen Fall in Gefahr bringen. Auch wenn sie sich noch so sehr nach ihren Eltern und Geschwistern sehnte.
»Okay, ich melde mich dann. Gib Maya einen Kuss von mir.«
»Mache ich. Und Chloe, wenn ich erfahre, dass du mir etwas verheimlichst, wirst du es bereuen.« Er legte auf.
Resigniert blickte Chloe auf das Display. Das würde sehr unangenehm werden, wenn Clint jemals herausfand, dass offenbar ein Mörder hinter ihr her war. Aber vielleicht hatte sie Glück, und die Sache endete, bevor er davon erfuhr.
»Welcher deiner Brüder war das?« Zachs Frage durchbrach ihre Überlegungen.
Sie bemühte sich um ein Lächeln, war aber nicht sicher, ob es gelang. »Clint. Meine Eltern besuchen seine Familie nächste Woche in Richmond, und er wollte wissen, ob ich auch hinkommen möchte.« Ein sehnsüchtiger Seufzer entfuhr ihr. »Ich würde ja gerne, aber nicht, solange ich nicht sicher sein kann, dass Scott nicht mehr hinter mir her ist.«
Zach rieb beruhigend über ihre Seite. »Vielleicht ist er bis dahin ja bereits verhaftet. Wenn nicht, könnte ich dich nach Richmond begleiten und dafür sorgen, dass dir nichts passiert.«
Chloes Augen weiteten sich. »Das würdest du tun?«
»Natürlich.«
Wenn er sich nicht bereits in ihr Herz geschlichen hätte, jetzt wäre es ihm gelungen. »Danke. Aber ich denke, dass es besser ist, so lange von meiner Familie fernzubleiben, bis die Sache geklärt ist.« Das Verständnis in seinen Augen war ihr Untergang. Sie zog seinen Kopf wieder zu sich heran und machte dort weiter, wo sie von dem Anruf unterbrochen worden war. Es gab doch nichts Besseres als einen heißen Mann, um sich von seinen trüben Gedanken abzulenken.
Zach schien damit auch kein Problem zu haben, denn er presste sie stärker an die
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