Hunter 05 - Späte Vergeltung
mich nach meinem Sturz in den East River noch nicht so gut fühle. Es waren sowieso alle verwundert, dass ich heute da war.« Ernst blickte sie ihn an. »Aber ganz ehrlich, es ist mir egal, was mein Arbeitgeber dazu sagt, wenn es darum geht, vielleicht ein Leben zu retten.«
Besorgnis war in seinen Augen zu erkennen. »Geht es dir denn gut genug? Ich möchte nicht, dass du dich zu sehr verausgabst.«
Chloe lächelte ihn beruhigend an. »Keine Angst, ein paar Stunden Autofahrt werde ich schon durchhalten. Es ist ja nicht so, als müsste ich einen Marathon laufen.«
Acht Stunden später sah sie die Sache völlig anders. Jeder Knochen und Muskel in ihrem Körper schmerzte, und sie konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken, als endlich das Ortsschild von Belfast an ihnen vorbeiflog. Sie wusste nicht, wie Zach die lange Fahrt im Dunkeln ausgehalten hatte, schließlich war er die ganze Zeit gefahren, während sie sogar hin und wieder eingenickt war. Jetzt war es vier Uhr morgens, und sie fragte sich, wie er überhaupt noch die Augen offen halten konnte.
»Am besten suchen wir uns ein Hotelzimmer und schlafen noch ein paar Stunden, bevor wir bei Christine – oder Agnes vielmehr – anklopfen. Sie wird vermutlich nicht besonders zugänglich sein, wenn wir mitten in der Nacht dort auftauchen.«
Im Schein der Instrumentenbeleuchtung konnte sie erkennen, dass Zachs Falten tiefer waren als sonst, er sah mitgenommen aus. Und auch wenn sie so schnell wie möglich zu Christine wollte, konnte sie seine Argumentation nachvollziehen. Vor allem aber war sie furchtbar müde. Der Kampf ums Überleben steckte immer noch in ihren Knochen, und sie wünschte sich nichts mehr als ein schönes weiches Bett und ein paar Stunden Schlaf. »Okay.«
Zach lächelte sie schwach an. »Keine Angst, sie wird auch in ein paar Stunden noch da sein. Und es gibt keine Möglichkeit, wie uns jemand von New York aus gefolgt sein könnte, ich habe die ganze Zeit darauf geachtet.«
Erst jetzt merkte sie, wie angespannt sie gewesen war. »Ich weiß wirklich nicht, was ich ohne dich tun würde.«
»Ich hoffe mal, dass du nicht ohne Schutz hierhergekommen wärst.« Das Licht der Straßenlampen glitzerte in seinen Augen, während sie die Main Street entlang in Richtung Belfast Bay fuhren.
»Nein, wohl nicht.« Sie ignorierte den strengen Blick, den Zach ihr zuwarf. »Schon allein, weil ich überhaupt kein Auto habe. Aber ob du es glaubst oder nicht, es macht mir nicht gerade Spaß, in Gefahr zu geraten, daher neige ich normalerweise auch nicht dazu, irgendwelche Alleingänge zu machen. Das mit Curtis und dem Club war eine Ausnahme, weil ich nicht erwartet habe, dass mir dort etwas passieren könnte. Außerdem wollte ich unbedingt wissen, ob meine Vermutung stimmt.«
Die Zweifel waren deutlich in sein Gesicht geschrieben, aber schließlich nickte er. »Gut.«
Kurze Zeit später hielten sie vor einem Motel, das rund um die Uhr geöffnet war, und Zach besorgte ihnen ein Zimmer. Es war einfach, aber sauber, und das war alles, was für Chloe zählte, die sich mit einem Stöhnen auf das Bett fallen ließ. Ihre Augen schlossen sich wie von selbst, und sie bekam nur noch am Rande mit, wie Zach ihr die Kleidung auszog, die dünne Decke über ihr ausbreitete und schließlich ebenfalls darunterkroch. Sein nackter Körper war wie ein Backofen, an den sie sich mit einem zufriedenen Seufzer anschmiegte.
Zach schlang seine Arme um sie und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn, was ihr ein Lächeln entlockte. »Schlaf jetzt, Chloe. Ich wecke dich dann.«
Sie wollte noch fragen, wie er jemals früh genug aufwachen wollte, aber sie schlief ein, bevor die Worte ihren Mund verlassen konnten.
24
Zach unterdrückte ein Stöhnen, als der Wecker seines Handys klingelte. Mühsam öffnete er die Augen und streckte seinen Arm zum Nachttisch aus, damit er das durchdringende Geräusch abstellen konnte. Zwei Stunden Schlaf waren eindeutig zu wenig. Das hatte er vielleicht vor fünfzehn Jahren noch durchgehalten, aber jetzt würde er sich am liebsten noch ein paar Stunden an Chloe schmiegen und den verpassten Schlaf nachholen. Er hatte den Wecker extra auf sechs Uhr morgens gestellt, damit sie Christine nicht verpassten, sollte sie früh zur Arbeit fahren.
Erste Sonnenstrahlen bildeten Muster auf dem ausgeblichenen Teppich. Zach blickte auf Chloe hinunter und spürte, wie etwas in seinem Inneren nachgab. Er konnte sich gut vorstellen, sie immer neben sich schlafen zu sehen, ihren Kopf
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