Hunter 05 - Späte Vergeltung
Chloe vor in den dunklen Flur. Zach schloss die Haustür hinter sich und folgte den beiden Frauen. Christine wandte sich nach links und ging in einen größeren Raum, wahrscheinlich das Wohnzimmer. Auch hier brannte kein Licht, und Zachs schlechtes Gefühl kehrte zurück. Seine Hand ruhte immer noch auf seiner Pistole, während er langsam hinter Chloe das Zimmer betrat.
»Christine, was …« Chloe brach mit einem erschrockenen Keuchen ab, und Zach bewegte sich auf sie zu.
Aus den Augenwinkeln sah er noch eine Bewegung, dann explodierte der Schmerz in seinem Kopf, und er stürzte benommen zu Boden. Das Holz schrappte über seine Wange, doch das spürte er kaum. Das Blut rauschte in seinen Ohren und übertönte jedes andere Geräusch. Sein Blick ruhte auf Chloe, die wie erstarrt dastand, ihre Hände vor den Mund gepresst. Dann schlossen sich seine Lider, und er versank in der Dunkelheit.
»Zach!« Chloe wollte auf ihn zustürzen, doch eine harte Hand schloss sich um ihren Arm und zog sie heftig zurück. Sie stolperte, konnte sich aber gerade noch auf den Beinen halten.
Fassungslos starrte sie den Mann an, der hinter der Tür versteckt gewesen war, als sie den Raum betreten hatte. Jetzt hatte er seinen Arm um Christines Hals geschlungen und presste ihr die Mündung einer Pistole gegen die Schläfe. Abgrundtiefe Angst stand in ihrem Gesicht, ihre Arme hingen schlaff herab. Chloe erkannte, dass es nicht ihr Unwillen gewesen war, mit ihnen zu reden, den sie an der Tür gezeigt hatte, sondern Christines Versuch, ihnen etwas mitzuteilen. Sie zu warnen. Und Chloe war wie eine Idiotin in die Falle getappt und hatte Zach auch noch mit hineingezogen. Besorgt blickte sie ihn an, doch er hatte sich noch keinen Zentimeter bewegt.
Warum nur hatte sie den Angreifer nicht früher entdeckt und Zach rechtzeitig gewarnt? Wenn sie an die Waffe käme, die neben seinem Arm lag …
»Denk nicht mal dran.«
Ihr Kopf schnellte zu dem Mann herum, der im Dämmerlicht des Zimmers immer noch nicht zu erkennen war. Aber sie wusste auch so, wer es war. Selbst wenn seine Stimme ihn nicht verraten hätte.
»Warum tun Sie das?« Mit Erleichterung merkte Chloe, dass ihre Frage überraschend ruhig klang.
»Das kannst du dir ja wohl denken. Habt ihr wirklich gedacht, ihr könnt mich abschütteln?« Er grinste sie an. »Ich war euch die ganze Zeit ein Stück voraus und habe einfach hier auf euch gewartet. Mit Chrissies netter Gesellschaft war es auch gar nicht so langweilig wie befürchtet.« Seine Hand glitt weiter nach unten und legte sich über die Brust der zitternden Frau. Er schob seinen Mund dicht an ihr Ohr. »Du hättest dich einfach nicht wehren sollen, Hure, dann wäre das alles nicht passiert.«
Automatisch machte Chloe einen Schritt nach vorn, aber sein Blick ließ sie verharren. »Lassen Sie sie los.«
»Warum sollte ich das tun? Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du mich zu irgendetwas zwingen kannst. Weder damals noch heute. Es war ein kluger Schachzug, die Zeugin zur Staatsanwaltschaft zu schicken, aber du wirst es noch bereuen, dafür werde ich schon sorgen. Ich werde dich vernichten.« Seine Oberlippe hob sich in der Parodie eines Lächelns. »Aber vorher werde ich dir noch zeigen, was passiert, wenn man mir in die Quere kommt.«
Das Geräusch reißenden Stoffs klang laut in der plötzlichen Stille. Der Stoff von Christines T-Shirt teilte sich über ihrem Oberkörper, und eine Brust wurde sichtbar. Einen Moment lang schien sie genauso erstarrt wie Chloe, dann begann sie sich zu wehren. Wie eine Furie schlug und trat sie auf Scott ein, offenbar ohne jeden Gedanken an die Pistole, die immer noch auf ihren Kopf zielte. Chloe wollte ihr helfen, doch sie kam nicht nah genug heran. Dann fiel ihr Zachs Pistole wieder ein und sie stürzte darauf zu. Aus den Augenwinkeln sah Chloe, wie Scott wieder seinen Arm um Christines Hals schlang und sie zu Boden kämpfte. Sie musste sich beeilen!
»Nein!« Es lag eine solche Verzweiflung und so viel Abscheu in Christines Schrei, dass Chloes Magen sich verkrampfte.
Gerade, als sie nach Zachs Pistole griff, ertönte ein Schuss. Chloe blickte zurück, und ihr Herz setzte aus. Scott löste sich von Christine, deren weit aufgerissene Augen an die Decke starrten. Ein kleines Loch war in ihrer Schläfe zu erkennen, aus dem Blut rann.
Gott, nein!
Es dauerte einen Moment, bis Chloe ihre Erstarrung überwinden konnte und sie ihre Hand weiter auf Zachs Pistole zubewegte.
Ihre Finger waren nur
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