Hunter 05 - Späte Vergeltung
Gefahr schwebte. Der Gedanke half ihm, seine Erregung innerhalb kürzester Zeit in den Griff zu kriegen.
Zach suchte seine Sachen zusammen und wartete, bis Chloe aus dem Bad kam. Nachdem er sich schnell fertig gemacht hatte, gingen sie zur Lobby, um sich dort Kaffee und Donuts zum Mitnehmen zu holen. Das war zwar kein besonders reichhaltiges Frühstück, aber immerhin besser als nichts. Als sie wieder im Auto saßen, blickte Zach Chloe forschend an. Sie war blass, aber offensichtlich entschlossen, die Sache durchzuziehen.
»Bereit?«
Sie zog den Gurt über ihren Körper und ließ ihn einrasten. »Ja.«
Schweigend startete Zach den Wagen und fuhr los. Das Navigationsgerät zeigte ihm den Weg zu dem Haus an, das Christine am Rand des Ortes bewohnte. Er konnte sich vorstellen, wie es für eine Frau aus der Großstadt sein musste, plötzlich an solch einem ruhigen Ort zu leben. Vermutlich hatte sie hier einen schlecht bezahlten Job, bei dem sie nicht weiter auffiel. Aber wenn Scott endlich in Gewahrsam war, würde auch Christine wieder frei sein. Vielleicht nicht von ihren Erinnerungen, aber zumindest brauchte sie sich nicht mehr unter falschem Namen zu verstecken.
Schließlich hielt Zach vor dem kleinen, etwas heruntergekommen wirkenden Haus am Ende einer Sackgasse an. Der salzige Geruch des Meeres drang an seine Nase, sowie er die Autotür öffnete. Nur ein einzelner Wagen parkte ein Stück weiter die Straße hinunter, alle anderen Autos standen in den Garagen oder Einfahrten der Grundstücke. Es war völlig ruhig in der Straße, offenbar war keiner der Bewohner ein Frühaufsteher. Automatisch schloss Zach seine Tür leise und ging um den Wagen herum, um Chloe zu beschützen.
Obwohl es so ruhig war – oder vielleicht gerade deshalb –, hatte Zach ein ungutes Gefühl. Während sie langsam auf das Haus zugingen, hielt er Chloe immer nah bei sich, damit er sich im Notfall vor sie werfen konnte. Seine Hand ruhte unter der Jacke am Griff seiner Pistole. So nah am Wasser war es morgens noch frisch, und er spürte Chloes Zittern. Er schlang seinen freien Arm um ihren Rücken und zog sie noch dichter an sich. Gleichzeitig ging er etwas schneller die Auffahrt hinauf.
Es brannte kein Licht im Haus, das er von draußen sehen konnte. Entweder schlief Christine noch, oder sie war gar nicht da. Dem widersprach allerdings der alte Kleinwagen, der in der Einfahrt parkte. Obwohl sein Instinkt ihm sagte, lieber möglichst schnell von hier zu verschwinden, stieg Zach die drei Stufen zur Haustür hoch. Automatisch schob er Chloe hinter sich, damit sie nicht in der Schusslinie stand. Dann drückte er auf den Klingelknopf.
Als aus dem Haus keine Reaktion kam, klingelte er noch einmal und klopfte dann an die Tür. Wieder keine Antwort.
Schließlich schob Chloe sich an ihm vorbei. »Agnes? Hier ist Chloe Hunter, ich muss mit Ihnen sprechen. Machen Sie bitte auf, es ist wichtig.«
Auf seinen wütenden Blick hin zuckte Chloe mit den Schultern. »Ich dachte mir, sie macht vielleicht eher auf, wenn sie eine Frauenstimme hört.«
Zach wollte gerade mit ihr zum Auto zurückgehen, als er ein Geräusch hinter der Tür hörte. Der Vorhang hinter dem kleinen Fenster schob sich ein winziges Stück zur Seite. Er drückte Chloes Arm und trat dann einen Schritt zur Seite, um die Frau nicht zu verängstigen.
»Ich weiß nicht, ob Sie sich an mich erinnern, ich bin Anwältin. Das dort ist Detective Murdock vom New York Police Department.«
Der Vorhang fiel zurück, und er erwartete schon, Christine würde sich weigern, mit ihnen zu sprechen, aber dann öffnete sich die Tür einen Spaltbreit. Da es drinnen so dunkel war, konnten sie die Frau kaum erkennen. »Ich erinnere mich, Sie haben ihn verteidigt. Warum sollte ich mit Ihnen sprechen wollen?«
Er konnte praktisch Chloes Schuldgefühle spüren, als sie näher zur Tür trat. »Lassen Sie uns bitte herein, es geht um Candy.«
Etwas flackerte in ihren Augen und erlosch dann wieder. »Gehen Sie.«
Chloe legte ihre Hand an die Tür. »Bitte, Christine.«
»Es ist zu spät, Sie können nichts mehr tun.« Verzweiflung sprach aus jedem Wort, und Zachs Magen krampfte sich zusammen.
»Wir können Ihnen helfen und dafür sorgen, dass Sie Ihr Leben zurückbekommen.«
Ihr Kopf schnellte zu ihm herum, und sie musterte ihn lange schweigend mit merkwürdigem Gesichtsausdruck. Schließlich nickte sie. Wortlos trat sie zurück und öffnete die Tür etwas weiter. Um Christine nicht zu erschrecken, ging
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