Hunter 05 - Späte Vergeltung
unauffällig zu beseitigen, doch das würde ihn mittlerweile nicht mehr zufriedenstellen. Candys und jetzt Chrissies Bestrafung hatten ihm gezeigt, wie befriedigend es sein konnte, jemanden mit eigener Hand zu töten und dabei in die Augen zu sehen. Ein einfacher Autounfall oder Ertrinken reizten ihn nicht mehr. Er musste die Qual und den Schmerz in ihren Augen sehen, um endlich mit der ganzen Sache abschließen zu können.
Und genau das würde er noch von Chloe Hunter bekommen – und noch viel mehr. Sie war ein echter Hingucker, warum hatte er das während seines Prozesses gar nicht bemerkt? Jedenfalls war sie ganz anders als die beiden Stripperinnen, denen man ansehen konnte, was für ein Leben sie geführt hatten. Nein, die Anwältin war überraschend jung und wirkte durch ihre großen hellbraunen Augen fast ein wenig unschuldig. Natürlich war das eine Täuschung, schließlich hatte er gehört, wie sie mit diesem Murdock zur Sache gekommen war, aber Scott würde es genießen, ihr zu zeigen, wie es in der Welt wirklich zuging. Und wie sie es einem richtigen Mann zu besorgen hatte.
Seine Hand schlüpfte in seine Hose und er massierte seine Erektion, während er sich vorstellte, was er alles mit ihr anstellen würde. Die Gefahr, entdeckt zu werden, erhöhte dabei noch seine Erregung. Er war kurz davor zu kommen, als ein Taxi vor dem Gebäude hielt und der New Yorker Detective ausstieg. Das Verlangen versiegte augenblicklich, und Scott richtete sich auf. Wie kam der Typ so schnell wieder hierher? Offensichtlich hatte er ihn doch nicht hart genug erwischt. Er beobachtete, wie Murdock sich am Auto festhielt, während er bezahlte, und einen Moment still stehenblieb, als das Taxi davonfuhr. Dann straffte er die Schultern und betrat das Sheriffsbüro.
Anscheinend war er noch nicht ganz fit, wollte aber seine kleine Freundin nicht so lange allein lassen. Eindeutig ein Fehler, denn damit hatte der Detective sein Schicksal besiegelt. Wäre er im Krankenhaus geblieben, hätte Scott ihn vielleicht verschont, schließlich wurde er auch nur von den Weibern an der Nase herumgeführt, aber jetzt würde er für seine Einmischung büßen. In Scotts Kopf entstand ein Plan, der mit ein wenig Glück gleich beide Probleme auf einmal aus der Welt schaffen würde. Scott lachte auf. Oh ja, er hatte schon immer gerne geangelt.
Chloe war kurz davor, aus der Haut zu fahren und die Tür des Befragungsraums einzutreten, als sie ohne Vorwarnung aufschwang. Doch statt des Sheriffs, wie sie erwartet hatte, trat nun Zach in den Raum. Mit einem erstickten Laut sprang sie auf und lief zu ihm. Er breitete die Arme aus, und sie schmiegte sich an ihn. Sie lauschte dem beruhigenden Klopfen seines Herzens und sog tief seinen Geruch ein. Zwar versuchte sie, den Hauch von Krankenhausgeruch zu ignorieren, aber das gelang ihr nicht lange. Schließlich hob sie den Kopf und blickte ihn forschend an. Zwischen seinen Augenbrauen stand eine tiefe Falte, ein deutliches Zeichen dafür, dass er starke Schmerzen hatte. Dunkle Schatten lagen unter seinen Augen, die deutlich matter wirkten als sonst.
»Wie geht es dir?«
Seine Frage kam ihrer zuvor. »Sollte ich dich das nicht fragen? Schließlich bist
du
verletzt worden. Der Sheriff sagte mir, dass du im Krankenhaus bist, aber nicht, wie es dir geht.« Sie legte ihre Hand an seine Wange. »Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.«
»Mir geht es gut.« Wie um die offensichtliche Lüge zu bekräftigen, schwankte er leicht.
Besorgt führte sie ihn zu einem Stuhl. »Setz dich.« Dass er ihrem Befehl wortlos Folge leistete, zeigte, wie schlimm es wirklich um ihn stand. »Was haben die Ärzte gesagt?«
»Das CT hat nichts ergeben. Ich soll aber vorsichtig sein, wegen meiner alten Verletzung.«
Ihr Herz setzte einen Schlag aus. »Oh Gott, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht!« Mit den Fingern streichelte sie sein Gesicht. »Geh bitte wieder ins Krankenhaus und lass dich dort richtig durchchecken. Ich könnte nicht damit leben, wenn du meinetwegen einen Rückfall erleidest.«
»Das werde ich schon nicht. Kommen wir jetzt zu dir. Glaub nicht, mich davon ablenken zu können, dass du meine Frage nicht beantwortet hast. Wie geht es
dir
?«
Chloe trat einen Schritt zurück und hob die Schultern. »So weit okay. Außer, dass ich fast wahnsinnig werde, weil die Typen hier so furchtbar langsam und störrisch sind. Man sollte doch annehmen, dass sie meine Aussage etwas schneller überprüfen könnten.«
Zach griff
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