Hunter 05 - Späte Vergeltung
von einem Provinzsheriff festgehalten wurde, war unerträglich. Besonders, wenn sie sich vermutlich wegen Christines Tod schwere Vorwürfe machte. Sobald Granger weg war, würde Zach sich aus dem Krankenhaus entlassen und irgendwie zu Chloe gelangen. Sie brauchte ihn jetzt, dessen war er sicher. Besonders, da der wahre Täter noch auf freiem Fuß war. Das einzig Gute an der Sache war, dass Chloe vermutlich nicht in Gefahr war, solange sie vom Sheriff festgehalten wurde. Trotzdem wollte er bei ihr sein und würde sich von niemandem aufhalten lassen.
»Ich möchte, dass Sie zum Sheriffsbüro kommen, wenn Sie entlassen wurden, um Ihre Aussage schriftlich zu fixieren. Falls Sie sofort nach New York zurückmüssen, können Sie Ihre Aussage auch faxen. Das ist aber eine Ausnahme, schließlich sind wir Kollegen.«
Zach presste die Lippen zusammen, um nicht das zu sagen, was ihm auf der Zunge lag. Schließlich nickte er. »Danke, aber ich werde vorbeikommen. Und erst wieder gehen, wenn Chloe freigelassen wurde.«
Grangers Augenbrauen zogen sich zusammen, und er sah aus, als wollte er noch etwas sagen, doch dann schüttelte er nur den Kopf und verließ wortlos das Zimmer.
Zach verstand, dass der Sheriff mit solch einer Situation völlig überfordert war, aber eine Pflichtverteidigerin zu verhaften, nur weil sie die Tatwaffe in der Hand hielt, war völlig übertrieben. Besonders, wenn es eine logische Erklärung dafür gab. Granger hätte sie mitnehmen, sich ihre Aussage anhören müssen und dann ihren Hinweisen nachgehen sollen. Da er es nicht getan hatte, war Scott weiterhin auf freiem Fuß.
Langsam machte Zach sich auf den Weg durch die Klinik, um jemanden zu finden, der ihn entließ. Schließlich begegnete er einer Schwester, die ihn zu seinem Zimmer zurücksandte, aber versprach, den Arzt zu ihm zu schicken. Zach folgte ihrer Anweisung, weil immer noch alles vor seinen Augen verschwamm und der Schmerz ihn fast in die Knie zwang, sobald er den Kopf falsch bewegte. Es dauerte noch einmal eine halbe Stunde, bis endlich der Arzt seine Ergebnisse vom CT mit ihm besprach und ihn schließlich widerstrebend entließ. Besonders die Tatsache, dass Zach schon einmal eine so schwere Kopfverletzung gehabt und monatelang im Koma gelegen hatte, machte dem Arzt Sorgen. Die Ermahnung, sofort zurück ins Krankenhaus zu kommen, wenn das Schwindelgefühl nicht nachließ, hörte Zach schon fast nicht mehr, während er hinausging. Jede Faser in seinem Körper sagte ihm, dass er sofort zu Chloe musste.
Bentley Scott gefiel es gut, wie die Dinge sich entwickelten, bis auf die schmerzhafte Stirnwunde, die immer wieder zu bluten begann, sowie er dagegen stieß. Zwar hatte er die Sache vorher etwas anders geplant – ein fester Bestandteil davon war Chloe Hunters langsamer, schmerzhafter Tod –, dennoch war es unheimlich erheiternd gewesen, wie sie in Handschellen abgeführt wurde. Hoffentlich wurde sie vom Sheriff richtig unter Druck gesetzt, damit sie auch einmal spürte, wie das war, sich nicht dagegen wehren zu können. Sie war der Willkür der ermittelnden Polizisten ausgeliefert, so wie er damals. Noch jetzt war jede einzelne Sekunde des Verhörs in sein Gedächtnis eingebrannt. Der Geruch in dem Verhörraum, sein Angstschweiß, der ihm das Hemd am Körper kleben ließ. Das Gefühl, dass sich niemand dafür interessierte, wie es wirklich gewesen war. Für die ermittelnden Detectives war er von vornherein der Schuldige gewesen.
Deshalb hatte er sich entschieden, in der Nähe des Sheriffsbüros auszuharren und sich vorzustellen, wie das Miststück sich jetzt fühlen musste. Ihr Freund würde früher oder später hier auftauchen, wenn er ihm mit dem Schlag nicht den Schädel gebrochen hatte. Vielleicht hätte er gleich dafür sorgen sollen, dass dieser Murdock ihm nicht mehr in die Quere kam, aber in dem Moment hatte er nur daran denken können, die beiden Frauen, die ihm das alles angetan hatten, zu bestrafen.
Und es hatte ja auch alles wunderbar geklappt. Scott schloss die Augen und genoss noch einmal das Gefühl, zu wissen, dass Chrissie ihre gerechte Strafe erhalten hatte. Allerdings ärgerte es ihn, dass ihm die Möglichkeit genommen worden war, sie mit einem Messer zu töten und sich gleichzeitig an ihr zu vergehen. Glücklicherweise hatte er sich schon mit Chrissie vergnügt, bevor die beiden gekommen waren, sodass seine Rache beinahe vollständig gewesen war. Ganz am Anfang hatte er geplant, die Hunter-Frau schnell und
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