Hunter 05 - Späte Vergeltung
dort, Chloe … in Sicherheit.« Zachs Stimme war beinahe nur ein Hauch, dicht gefolgt von einem dumpfen Geräusch, so, als hätte ihn jemand geschlagen.
Die Tränen flossen über, als ihr klar wurde, dass Zach sich für sie opfern wollte, aber das konnte sie nicht zulassen. Sie würde alles dafür tun, ihn zu retten. »Ich komme, Zach, halte durch.«
Ein weiteres Lachen ertönte. »Das höre ich gern. Keine Angst, ich werde deinen Liebhaber so lange am Leben halten, bis du da bist. Außer du betrügst mich und versuchst, jemanden zu informieren. Dann muss ich ihn leider für deinen Ungehorsam bestrafen.«
»Nein, nicht! Ich tue alles, was Sie sagen.« Sie presste die Lippen zusammen, um sich davon abzuhalten, Scott anzuflehen, Zach nicht mehr wehzutun. Das würde ihm nur noch mehr Macht geben.
»Das ist vernünftig. Um sicherzustellen, dass du niemanden informierst, werden wir die ganze Zeit über das Telefon miteinander verbunden sein. Wenn du es ausmachst, oder ich merke, dass du mich betrügst, wirst du live miterleben können, wie dein Liebhaber stirbt. Verstanden?«
Ein Schauer lief über Chloes Rücken. »Ja.«
»Gut. Steig ins Auto und fahr auf der Hauptstraße Richtung Norden.«
»Zach hat das Auto.«
Einen Moment herrschte Stille. »Richtig, daran hatte ich nicht mehr gedacht. Dann nimm dir ein Taxi. Aber denk dran: ein Wort zu jemandem, eine falsche Geste, und Murdock ist tot.«
»Verstanden.« Sie konnte das Zittern in ihrer Stimme nicht unterdrücken.
»Ist alles in Ordnung, Ms Hunter?« Die weibliche Stimme erklang hinter ihr und Chloe zuckte erschrocken zusammen.
Rasch wischte sie die Tränen aus ihrem Gesicht und drehte sich schließlich um. »Ja, natürlich. Anscheinend wurde Detective Murdock wieder ins Krankenhaus gebracht, weil seine Kopfverletzung doch schwerer war als gedacht. Ich werde gleich dorthin fahren.«
Eine Weile blickte die Polizistin sie prüfend an, dann nickte sie. »Das tut mir leid. Ich hoffe, es geht ihm bald besser.«
Chloe bemühte sich um ein Lächeln, das ihr aber nicht sehr gut gelang. »Danke.«
Die Polizistin verabschiedete sich mit einem letzten neugierigen Blick auf Dave, dann ging sie zurück ins Gebäude. Verzweifelt sah Chloe ihn an und versuchte, ihm mit den Augen mitzuteilen, dass sie Hilfe brauchte. Sie legte einen Finger auf ihre Lippen und deutete auf ein Auto.
»Sehr gut, und jetzt nimm ein Taxi und fahr endlich los.«
»Moment, ich suche eines. Wir sind hier nicht in New York.« Sie beobachtete, wie Dave in einen Wagen stieg und den Motor anließ. Einen Moment lang schnürte ihr die Panik die Kehle zu, dass er einfach wegfahren könnte, aber er hielt am Straßenrand neben ihr. »Ah, da ist eines.«
Sie öffnete die Beifahrertür. »Sind Sie frei?«
»Ja, wohin soll es gehen?« Daves Stirn war gerunzelt.
»Sag ihm, du möchtest ein wenig die Gegend erkunden.« Scotts Stimme drang aus dem Handy.
»Ich möchte mir gerne die Gegend ansehen. Leider ist mein Mann krank geworden, und ich kann ihn deshalb nur über das Telefon an der Tour teilhaben lassen. Ich hoffe, das stört Sie nicht. Wäre es möglich, dass ich Ihnen einfach zwischendurch Bescheid sage, wenn ich etwas Schönes sehe, das ich mir näher anschauen möchte?« Dave winkte sie zu sich, und sie ließ sich dankbar auf den Beifahrersitz sinken.
»Kein Problem, auch wenn Ihr Mann dadurch einiges verpasst. Allerdings müssten Sie im Voraus bezahlen.«
Chloe zog das Portemonnaie aus ihrer Tasche und zog einen Schein so heraus, dass es raschelte. »Reichen fünfzig Dollar?«
»Als Anzahlung auf jeden Fall, wir rechnen dann später genau ab.« Dave öffnete das Handschuhfach, zog einen Block samt Stift heraus und schloss es wieder. Er drückte ihr beides in die Hand. »Alles klar. In welche Richtung möchten Sie?«
Dankbar nickte Chloe ihm zu. »Die Hauptstraße Richtung Norden, bitte.«
»Wird gemacht. Schnallen Sie sich bitte an.«
Chloe ließ den Gurt einrasten und räusperte sich. »Okay, ich bin unterwegs.« Um den Anschein zu wahren, erzählte sie Scott, an welchen Sehenswürdigkeiten sie vorbeifuhren.
Dave fädelte sich in den Verkehr ein und fuhr in gemäßigtem Tempo durch den Ort. Chloe wollte ihn anflehen, schneller zu fahren, um endlich zu Zach zu kommen, aber das konnte sie nicht tun, solange Scott mithörte. Erschrocken zuckte sie zusammen, als Dave seine Hand auf ihren Oberschenkel legte. Erst jetzt merkte sie, dass sie die ganze Zeit mit den Beinen gewackelt hatte,
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