Hunter 05 - Späte Vergeltung
tollen Taxifahrer hast du dir da geangelt. Aber du wirst ihn bald los sein.«
Chloes Herz begann schneller zu schlagen. Das hörte sich an, als wäre sie bald am Ziel angekommen. Wo immer das auch war. Sie konnte nur hoffen, dass Zach nicht zu schwer verletzt war und es ihnen irgendwie gelingen würde, den Mörder zu überwältigen oder ihm zu entkommen. Sie schrieb Dave eine kurze Notiz und blickte ihn unsicher an. Seine Antwort –
Werde in der Nähe sein. Keine Angst!
– ließ Tränen in ihre Augen steigen. Dankbar drückte sie seine Hand.
»Nimm die Straße nach Jellison Island.«
Chloe beugte sich vor und deutete auf das Schild, das auf die Insel hinwies. »Ich würde mir gerne die Insel ansehen.«
»Okay. Hier finden Sie mit Fort Point einen weiteren State Park. Auch sehr zu empfehlen.«
»Oh Mann, gut, dass die Taxifahrer in New York nicht so viel labern. Ich würde irre werden.«
Sie biss sich auf die Zunge, um Scott nicht zu sagen, dass er das schon längst war.
»Fahr erst mal Richtung Fort Point, bis ich weitere Anweisungen gebe.«
»Der State Park klingt gut. Fahren Sie dort bitte hin.«
»Ihr Wunsch ist mir Befehl, Ma’am.«
Chloe warf Dave einen warnenden Blick zu. Wenn er noch mehr übertrieb, würde Scott merken, dass etwas nicht stimmte, und das konnte sie sich nicht leisten.
Schweigend fuhren sie durch das Innere der dicht bewaldeten Insel. Irgendwo hier musste Zach sein. Sie presste die Lippen zusammen, um Scott nicht anzuflehen, sie noch einmal mit Zach sprechen zu lassen. Was sollte sie auch sagen? Dass sie ihn liebte? Das würde dem Verbrecher nur noch mehr Munition geben, obwohl er schon zu wissen schien, dass sie ein Liebespaar waren.
Trotzdem wäre es ihr lieber, wenn Zach wüsste, was sie für ihn empfand, und dass sie alles tun würde, um ihn zu retten. Selbst ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen, wenn es sein musste. Aber sie hoffte, dass es nicht dazu kommen würde. Ihr kam eine Idee, und sie nahm Block und Stift wieder in die Hand.
Rufen Sie meinen Bruder an, wenn ich aus dem Wagen bin. Captain Clint Hunter, Navy
SEAL
s, Virginia.
Sie blickte Dave an und atmete erleichtert auf, als er knapp nickte.
»Was macht ihr da? Du musst mich schon auf dem Laufenden halten, wo ihr seid, sonst kann ich dir nicht sagen, wo du deinen Geliebten findest.« Scotts Stimme drang unangenehm laut durch die Leitung.
»Der State Park müsste bald kommen, oder?«
Dave spielte sofort mit. »Ja, nur noch wenige Kilometer.«
»Fahrt nicht in den Park, sondern die Jellison Road weiter bis zu einer Einfahrt auf der rechten Seite. Lass das Taxi dort halten, bezahl und schick es weg. Dann folgst du der Einfahrt hinauf.«
Chloes Herz klopfte schneller. Das war es, sie waren nahe dran. Nur noch wenige Kilometer und sie würde Zach wiedersehen. Schnell notierte sie die Anweisungen auf dem Block. Laut sagte sie: »Ich glaube, ich möchte doch noch ein wenig weiterfahren und sehen, was es auf der anderen Seite der Insel gibt.«
»Alles klar.« Wieder legte sich Daves Hand auf ihren Oberschenkel und drückte beruhigend.
Dankbar blickte sie ihn an, dann wandte sie sich wieder dem Fenster zu. Sie fuhren jetzt durch den südlichen Teil der Insel, und noch immer war die Straße zu beiden Seiten von Bäumen eingefasst. Unter normalen Umständen würde sie den Anblick genießen, weil sie in New York die grandiose Natur Montanas vermisste, doch jetzt hatte sie keinen Blick dafür. Stattdessen starrte sie auf den Straßenrand, um bloß nicht die Einfahrt zu verpassen.
»Und Chloe, wenn du auf die Idee kommen solltest, dem Taxifahrer irgendein Zeichen zu geben, lass es. Ich würde es merken, und dein Geliebter müsste darunter leiden.«
Ein Schauer lief über ihren Rücken, aber sie bemühte sich, ihre Stimme ruhig zu halten. »Natürlich.«
Einige Minuten später erreichten sie die Einfahrt. »Oh, das sieht aber nett aus. Ich glaube, hier möchte ich aussteigen und mich umsehen.« Ihre Stimme klang so unecht, dass sie eine Grimasse zog.
Der Wagen hielt am Straßenrand. »Sind Sie sicher, Ma’am? Hier ist nichts außer Bäumen und einer staubigen Straße.« Dave klang wesentlich echter.
»Ja, ich bin sicher. Wie viel schulde ich Ihnen?«
»Fünfundvierzig Dollar. Soll ich hier auf Sie warten?«
»Nein, das ist nicht nötig. Ich rufe dann einfach ein anderes Taxi, wenn ich wieder zurückwill.« Chloe öffnete die Tür. »Behalten Sie den Rest. Danke für die angenehme Fahrt.«
»Hier, nehmen Sie meine
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