Hunter 05 - Späte Vergeltung
gehen ließ. »Okay, nehmen wir an, dass du recht hast und Curtis von Candice Meadows’ Mörder getötet wurde. Die Frage ist für mich nur: Was hast du hier überhaupt gemacht?«
»Das würde mich allerdings auch mal interessieren.«
Die Stimme drang unerwartet von außen herein, sodass Chloe heftig zusammenzuckte. Innerlich fluchte Zach, dass er sie nicht schon längst von hier fortgebracht hatte, während er Jenks wütend anstarrte. Der ließ sich davon überhaupt nicht beirren, sondern lehnte sich mit der Hüfte gegen den Wagen und verschränkte seine Arme über dem Oberkörper. Offensichtlich hatte er vor, so lange hier auszuharren, bis er eine Antwort erhalten hatte.
Als Chloe stumm blieb, zog Jenks verächtlich seine Oberlippe hoch. »Hatten Sie ein Verhältnis mit Curtis?«
Das weckte Chloes Lebensgeister. »Wie bitte? Natürlich nicht! Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?«
Jenks zuckte mit den Schultern. »So, wie Sie sich angestrengt haben, ihn freizubekommen, wäre das eine logische Schlussfolgerung.«
»Das reicht jetzt, Jenks! Chloe hat es nicht nötig, sich solch einen Schwachsinn anzuhören.« Zach stand kurz vor dem Siedepunkt, noch eine dumme Bemerkung und er würde explodieren. Und wohin das führte, hatten sie ja neulich schon erlebt.
Offenbar war das auch Jenks noch im Gedächtnis, denn er gab seine Machopose auf und trat vorsichtshalber einen Schritt zurück. »Was denn, bist du etwa eifersüchtig, Murdock?«
Mit einem beinahe tierischen Grollen beugte Zach sich über den Beifahrersitz und griff nach Jenks. Houston packte seinen Kollegen hinten am Hemd und zog ihn kräftig zurück, während Chloe beschwichtigend eine Hand auf Zachs Arm legte.
»Lass ihn, er ist es nicht wert.« Ihre Stimme klang gepresst, und er konnte die Wut in ihren Augen sehen.
Zögernd ließ Zach sich wieder auf seinen Sitz sinken und atmete tief durch. Nur langsam verzog sich der rote Wutschleier vor seinen Augen, und er wusste, dass er Jenks niedergestreckt hätte, wenn nicht Houston und Chloe in der Nähe gewesen wären.
Einen Moment lang herrschte angespannte Stille, dann räusperte Houston sich. »Das war unnötig und unprofessionell, Will. Entschuldigen Sie bitte, Ms Hunter.« Als Chloe ihm zunickte, sprach er weiter. »Nichtsdestotrotz haben wir tatsächlich ein paar Fragen bezüglich der Umstände Ihres Auffindens der Leiche.«
»Das verstehe ich. Reicht es, wenn ich am Montag im Department vorbeikomme und meine Aussage mache?«
Houston lächelte sie an. »Natürlich. Ich wünsche Ihnen noch ein schönes Wochenende.« Er nickte Zach zu, und sprach dann leise auf Jenks ein, der ihnen nur einen verächtlichen Blick zuwarf, bevor er davonstakste.
Sobald die beiden Detectives außer Reichweite waren, warf Chloe die Wagentür zu. Sie sagte nichts, aber ihr war deutlich anzusehen, dass sie am Ende ihrer Kräfte war. Deshalb schob Zach nur den Automatikhebel in Position und fuhr los. Seine Fragen würden noch ein wenig warten müssen.
12
Die kurze Fahrt verlief schweigend, obwohl Zach sicher eine Menge Fragen hatte. Offenbar hatte er bemerkt, wie kurz sie davorstand, die Fassung zu verlieren, und beschlossen, erst später mit ihr in Ruhe darüber zu reden. Dafür war Chloe sehr dankbar, denn es kostete sie alle Kraft, das Zittern zu unterdrücken, das in regelmäßigen Abständen durch ihren Körper lief. Ihre Kiefermuskeln schmerzten schon, so fest biss sie ihre Zähne aufeinander. Chloe zuckte zusammen, als Zach unerwartet seine Hand auf ihre ineinander verschränkten Finger legte. Sofort drang Wärme an ihre Haut, und sie erkannte, dass sie immer noch eiskalt sein musste. Ihr Kreislauf war durch den Schock anscheinend völlig im Keller. Ein Schauer lief durch ihren Körper, und sie verhinderte gerade noch, dass ein Stöhnen über ihre Lippen drang.
Zach drückte sanft ihre Finger. »Geht es oder soll ich die Klimaanlage runterdrehen?«
Nur mit Mühe bekam Chloe die Zähne auseinander. »Danke, es geht schon. Die K…Kälte kommt von innen.«
Besorgt blickte Zach sie kurz an. »Wir sind gleich da, dann kannst du ein heißes Bad nehmen, vielleicht wird dir dadurch wärmer.«
Das klang gut, allerdings befürchtete sie fast, dass auch das nicht helfen würde. Für einen kurzen Moment war ihr wärmer geworden, als Jenks ihre Wut provoziert hatte, doch es war nur von kurzer Dauer gewesen. Jetzt fühlte sie sich noch matter als vorher. Das ärgerte sie sogar noch mehr, denn sie wollte nicht diese
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