Hunter 05 - Späte Vergeltung
endlich wieder in den Griff kriegen, damit Zach sie nicht für ein Weichei hielt. Dankbar ließ sie sich auf den Beifahrersitz seines Wagens sinken und lehnte sich gegen die heiße Rückenlehne. Mit einem Seufzer sog sie die Hitze in sich auf. Wie kam es, dass sie sich umgeben von Zachs Sachen so beschützt vorkam, obwohl sie sich immer noch in derselben schlechten Gegend befand und sich in dem Haus vor ihr eine Leiche befand?
Gerade als sie sich ein wenig entspannt hatte, hörte sie ein weiteres Auto vorfahren, dicht gefolgt von einem Krankenwagen. Beide kamen ohne Blaulicht und Sirene, ein deutliches Zeichen, dass sie es nicht mehr eilig hatten. Chloe blieb im Wagen sitzen und drehte nur den Kopf, um zu beobachten, wer ausstieg. Ihr Magen verknotete sich, als sie Houston und Jenks erkannte, die beiden Detectives, die bereits den Mordfall Meadows bearbeitet hatten. Was vermutlich sinnvoll war, aber sie konnte sich vorstellen, wie die beiden reagieren würden, sowie sie Chloe bemerkten.
Wie erwartet ließ das nicht lange auf sich warten. Im Vorbeigehen blickte Jenks in den Wagen und blieb ruckartig stehen, als er sie sah. Houston drehte sich um, als er bemerkte, dass sein Partner stehengeblieben war und blickte sie nun ebenfalls an. Mit einem lautlosen Seufzer bereitete Chloe sich auf das vor, was jetzt kommen würde.
Jenks schlenderte zu ihr hinüber und lehnte sich an die Wagentür. »Was machen
Sie
denn hier?« Seine lässige Pose war eindeutig nur zur Schau.
Chloe überlegte, ob sie einfach nicht darauf eingehen sollte, doch sie wusste, dass ihn das nur noch mehr anstacheln würde. Sehnsüchtig blickte sie zum Haus. Hoffentlich kam Zach bald zurück und konnte sich um seine Kollegen kümmern. »Auch Ihnen einen schönen guten Morgen, Detective Jenks. Obwohl er leider heute nicht so angenehm ist, da sich ein Toter in diesem Haus befindet und Ihre Anwesenheit erfordert.«
Jenks Augen verengten sich. »Die Mordkommission ist nicht für Selbstmord zuständig.«
»Nein, vermutlich nicht. Aber soweit ich weiß, ist sie dafür zuständig, herauszufinden, ob es wirklich ein Selbstmord war und nicht etwa getarnter Mord.« Okay, vermutlich hätte sie ein wenig diplomatischer sein können, aber dieser Kerl hatte sie vom ersten Tag an genervt. Sie nickte Houston zu, der ihr bisher immer als der Vernünftigere der beiden erschienen war. »Detective Murdock wartet oben auf Sie.«
»Dann werden wir uns die Sache mal ansehen. Wo müssen wir hin?«
»Vierte Etage, 4C.«
Houston nickte. »Komm Jenks.«
Jenks rührte sich nicht. »Mich würde aber viel mehr interessieren, was unsere liebste Anwältin überhaupt hier macht und warum sie Murdock gerufen hat, der mit Todesfällen gar nichts zu tun hat.«
Bevor Chloe antworten konnte, zog Houston seinen Partner mit sich zum Haus und sein Protest verklang. Als die beiden nicht mehr zu sehen waren, atmete Chloe tief durch und versuchte, ihre Ruhe wiederzufinden. Es brachte nichts, wenn sie sich über einen Idioten wie Jenks aufregte, genau das würde ihm nur in die Hände spielen. Allerdings sollte sie wirklich versuchen, sich mit den Detectives des New York Police Departments in Zukunft gut zu stellen, denn sie würden sicher hin und wieder in Prozessen zusammentreffen. Es wäre also nicht so gut, sich einen von ihnen zum Feind zu machen.
Von den Ereignissen erschöpft zog sie die Autotür zu und verriegelte sie, auch wenn es dadurch im Wagen stickig wurde, bevor sie der Müdigkeit nachgab und ihre Augen schloss. Fast augenblicklich verlor sie den Kampf und sank in einen unruhigen Schlaf.
Als Zach aus dem Haus trat, wurde er von einer Hitzewelle empfangen, die ihm nach dem, was er oben gesehen und gerochen hatte, noch unangenehmer vorkam. Innerhalb kürzester Zeit klebte die Kleidung an seinem Körper, und er wünschte sich, jetzt zu Hause in seiner klimatisierten Wohnung zu sitzen. Stattdessen hatte er sich mit Houston und Jenks herumgeschlagen, die ziemlich sauer waren, an einem Samstag herauskommen zu müssen, um sich einen Selbstmörder anzuschauen. Auf den ersten Blick sah es auch tatsächlich so aus, als hätte Curtis das Seil mit einer Schlinge am Deckenventilator befestigt, wäre dann auf einen Hocker gestiegen und hätte sich schließlich selbst erhängt.
Wenn es jemand anders als Jesse Curtis gewesen wäre, hätte er vermutlich auch daran geglaubt, aber Chloe hatte völlig recht: Sich selbst zu töten, noch dazu nachdem er wieder auf freiem Fuß war, passte nicht
Weitere Kostenlose Bücher