Hunter 05 - Späte Vergeltung
entdeckt? Haben Sie einen Schlüssel?«
Chloe schnitt innerlich eine Grimasse bei der Vorstellung. »Nein, ich habe irgendwo geklingelt, weil sein Name noch nicht auf dem Klingelbrett steht, und eine junge Frau hat mich netterweise ins Haus gelassen. Seine Wohnungstür ging auf, als ich geklopft habe.«
Kusack notierte etwas in seinem Block. »Okay. Können Sie uns zeigen, welche Wohnung es ist?«
Widerwillig, das Haus noch einmal zu betreten, führte Chloe die beiden Polizisten in die vierte Etage und deutete dann den Gang hinunter. »4C. Er ist im Schlafzimmer.« Allein die Erinnerung daran ließ die Übelkeit wieder in ihr hochsteigen, und sie entschuldigte sich rasch, bevor sie die Treppen nach unten lief.
Gerade als sie das Haus verließ, fuhr Zach vor, und Chloe spürte eine ungeheure Erleichterung in sich aufsteigen. Nur mit Mühe konnte sie sich davon abhalten, sich in seine Arme zu stürzen, sowie er ausstieg. Gott, was gäbe sie darum, jetzt einfach nur von ihm gehalten zu werden, bis die grauenvollen Bilder aus ihrem Kopf verschwanden. Aber dafür stand ihr Verhältnis zu Zach auf zu wackeligen Füßen.
Stattdessen bemühte sie sich um ein Lächeln, das reichlich schwach ausfiel. »Danke, dass du gekommen bist.«
Zach trat zu ihr auf den Bürgersteig und schloss seine Hand um ihren Arm. »Das ist doch selbstverständlich. Wie geht es dir?«
Wärme sickerte von seiner Hand in ihren Körper und sie schwankte automatisch in seine Richtung. Nur mit allergrößter Willenskraft hielt sie den Abstand zwischen ihnen größer als zwanzig Zentimeter. »G…gut.«
Besorgt musterte er sie. »Das sieht aber nicht so aus. Ich bringe dich von hier weg.«
»Nein!« Auf seinen verwunderten Blick hin senkte sie ihre Stimme. »Es geht schon. Ich habe nur eben die Polizisten nach oben gebracht und …«
»Ich verstehe.« Seine andere Hand legte sich um ihre Wange. »Trotzdem siehst du so aus, als müsstest du dich dringend hinsetzen.«
Unwillkürlich schmiegte Chloe ihr Gesicht in seine Hand. »Das mache ich gleich. Aber ich kann nicht hier weg.«
»Warum nicht? Du hast mit dem Todesfall nichts zu tun. Wenn die Polizei also deine Kontaktdaten hat, wirst du hier nicht mehr gebraucht, zumal es ja auch Selbstmord war.«
»Das ist es ja gerade. Ich kann mir das nicht vorstellen.«
Mit zusammengezogenen Brauen blickte Zach sie an, seine Hand schloss sich fester um ihren Arm. »Wie meinst du das?«
Chloe biss auf ihre Lippe. »Ich habe Curtis während der letzten Wochen ein wenig kennengelernt, und ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich selbst umbringen würde. Dafür ist er viel zu egozentrisch.« Als Zach nichts erwiderte, blickte sie ihn fragend an. »Du hast ihn doch auch erlebt. Kam er dir wie jemand vor, der sich erhängen würde – vor allem, wenn er gerade freigesprochen wurde? Candice Meadows war für ihn nur Mittel zum Zweck, sie hat das Geld verdient und ihn in ihrer Wohnung wohnen lassen. Er hegte keine tieferen Gefühle für sie.«
Zach nickte langsam. »Das glaube ich auch. Aber wir können nicht in die Leute reinschauen. Wer weiß, vielleicht war er betrunken, und seine frustrierende Lebenssituation ist ihm bewusst geworden.«
»Das ist natürlich eine Möglichkeit. Oder der wahre Mörder wollte verhindern, dass Curtis ihn identifiziert.« Daran, wie sich seine Augen verengten, konnte Chloe erkennen, dass Zach etwas dagegen sagen wollte, deshalb legte sie ihre Finger an seine Lippen und redete rasch weiter. »Ich sage ja nicht, dass es so war. Aber es wäre gut, wenigstens die Möglichkeit im Auge zu behalten und dafür zu sorgen, dass Beweise an der Leiche und dem Fundort gesammelt werden. Wenn Curtis Selbstmord begangen hat – gut. Wenn nicht …«
»… ist das dort oben ein Tatort und sollte nicht von Unbefugten betreten werden.« Zach zog sein Telefon heraus, während er auf die Eingangstür zustrebte. Kurz vorher drehte er sich noch einmal zu ihr um. »Setz dich in meinen Wagen, ich rufe die Detectives der Mordkommission an und kümmere mich darum, dass sich die Spurensuche die Wohnung vornimmt.«
»Danke. Vierte Etage.« Die Arme um sich geschlungen beobachtete sie, wie Zach nach einem Nicken im Haus verschwand.
Einerseits war Chloe froh, dass Zach sich der Sache annahm, andererseits hätte sie ihn aber auch sehr gerne in ihrer Nähe gehabt, weiterhin seine beruhigende Wärme gespürt und sich an ihn gelehnt. Von sich selbst genervt richtete sie sich gerader auf. Sie musste sich
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