Hunter 05 - Späte Vergeltung
geschnappt und bin rausgefahren. Wir sind die Route abgefahren, und irgendwann habe ich dich entdeckt.«
»Ich habe versucht, an Land zu schwimmen, aber die Strömung war zu stark, ich bin überhaupt nicht vom Fleck gekommen.« Die Vorstellung, dass sie jetzt irgendwo am Grund des East River liegen könnte oder ihre Leiche in den Atlantik gespült worden wäre, war alles andere als angenehm.
»Immerhin hast du es geschafft, nicht zu weit abgetrieben zu werden, nur dadurch konnten wir dich finden. Wenn du dich beim nächsten Mal entscheidest, ein nächtliches Bad zu nehmen, mach das bitte in deiner Badewanne.« Dabei hielt er sie so fest, als fürchte er, sie könnte jederzeit verschwinden.
Chloe schnitt eine Grimasse. »Das habe ich ganz sicher nicht freiwillig gemacht. Oder glaubst du, ich habe mir selbst etwas über den Schädel gezogen und mich dann über die Reling gehievt und ins Wasser geworfen?«
Es dauerte eine Sekunde, ihre Worte sacken zu lassen, dann richtete Zach sich abrupt auf und starrte sie mit scharfem Blick an. »Du meinst, es war Absicht? Jemand wollte dich umbringen?«
Auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte, konnte sie es doch nicht verleugnen. »Die Wahrscheinlichkeit ist zumindest relativ hoch. Oder fällt dir eine Möglichkeit ein, wie das unabsichtlich passiert sein könnte?«
»Nein, dann wäre sicher auch Alarm geschlagen worden, sowie du über Bord gingst.« Sein Gesichtsausdruck wurde härter. »Der Mistkerl muss direkt an mir vorbeigegangen sein, während ich auf dich gewartet habe.« Seine Hand schloss sich zur Faust. »Ich werde …«
Chloe wusste, dass sie ihm erzählen musste, was sie erfahren hatte und wen sie für den Mörder von Candice Meadows und Jesse Curtis hielt, aber sie konnte sich noch nicht dazu durchringen. Nicht jetzt, während sie beide noch so aufgewühlt waren und ihr Kopf so heftig pochte, dass sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Sie würde ihm gleich davon berichten, sobald sie sich ein wenig erholt hatte.
Ein Schauer lief durch ihren Körper, und sie beschloss, sich erst einmal auf Zach zu konzentrieren. »Warum wolltest du mich eigentlich treffen?«
Seine Miene wurde weicher, aber nicht weniger intensiv. »Ich wollte mich bei dir entschuldigen für das, was ich gesagt habe.« Ein schiefes Lächeln hob seinen Mundwinkel. »Mit Autumn hast du einen wunden Punkt bei mir berührt, wie du vermutlich schon bemerkt hast. Es war nicht richtig, meinen Frust an dir auszulassen.«
Chloe versuchte, sich aufzusetzen, gab aber wegen der Schmerzen auf. Sofort war Zach bei ihr und drückte auf den Knopf, der das Kopfteil des Bettes ein wenig erhöhte. »Danke.« Einen Moment lang blieb sie still liegen, bis sich das Dröhnen in ihrem Kopf ein wenig gelegt hatte. »Nein, das war nicht richtig. Aber ich hätte auch nichts über Autumn sagen sollen, es geht mich nichts an.«
Zachs Augenbrauen schoben sich zusammen. »Meinst du das ernst?«
Warum hatte sie eigentlich mit diesem Thema angefangen? Es hätte ihr klar sein müssen, dass das ihre Kopfschmerzen nur verstärken würde. »Im Moment schon. Können wir das Thema wechseln? Mein Kopf tut weh.«
Sofort wurde seine Miene weicher. »Natürlich. Entschuldige, ich lasse dich jetzt schlafen. Soll ich jemanden aus deiner Familie benachrichtigen?«
Allein der Gedanke daran ließ ihr Herz rasen. »Nein!« Als er sie seltsam ansah, fuhr sie ruhiger fort. »Kannst du dir vorstellen, was passieren würde, wenn meine Eltern oder meine Geschwister erfahren, was mir zugestoßen ist? Sie würden sofort in voller Mannschaftsstärke samt Anhang hier anrollen. Das wäre mir jetzt wirklich zu viel, so gern ich sie auch sonst um mich habe.« Ganz zu schweigen davon, dass sie ihre Familie auch ganz sicher nicht in die Reichweite eines Mörders bringen wollte.
Zach nickte langsam. »Bist du sicher?«
Erleichtert lächelte sie ihn an. »Ja.« Sie verzog den Mund, als ihr ein Gedanke kam. »Verdammt, mein Handy liegt zusammen mit meinen Papieren und dem Wohnungsschlüssel im East River! Wenn meine Familie mich nicht erreichen kann, wird sie spätestens in zwei Tagen sowieso hier einfallen.«
»Du kannst sie von meinem Handy aus anrufen und erklären, dass dein Telefon kaputt ist.«
»Oh, gute Idee, danke. Das mache ich aber erst morgen. Wenn ich nachts anrufe, wissen sie, dass etwas nicht stimmt.«
»Alles klar. Sag einfach Bescheid, wenn du so weit bist.«
»Danke. Kannst du mich morgen abholen?« Chloe biss sich auf die
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