Hunter 05 - Späte Vergeltung
Lippe, als ihr die Frage herausrutschte. Schon wieder begann sie, sich Zach aufzudrängen, dabei hatte sie doch beschlossen, es nicht mehr zu tun.
»Nein.« Stumm starrte sie Zach bei dieser unerwarteten Antwort an. Zach seufzte tief auf und setzte sich wieder auf den Stuhl. »Ich kann dich nicht abholen, weil ich heute Nacht hierbleibe.«
Obwohl sie erleichtert war, versuchte sie, sich das nicht zu sehr anmerken zu lassen. »Warum willst du das tun?«
Ernst blickte Zach sie an. »Ist dir schon der Gedanke gekommen, dass der Kerl noch mal versuchen könnte, dich zu töten, nachdem es vorhin nicht geklappt hat?«
Chloe spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Sie war so mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, dass sie darüber noch gar nicht nachgedacht hatte. Vielmehr war sie davon ausgegangen, dass ihr im Krankenhaus nichts passieren würde. Aber Zach hatte recht: Was könnte den Verbrecher daran hindern, es hier noch mal zu probieren? Wie sein Angriff auf der Fähre gezeigt hatte, schien er keine Angst zu haben, entdeckt zu werden, selbst wenn es unzählige Zeugen gab. Er könnte sich als Arzt oder Pfleger verkleiden und hier einfach reinspazieren. Es gelang ihr nicht, das Zittern zu unterdrücken, das ihren Körper erfasste.
Sofort war Zach bei ihr und schlang seine Arme um sie. »Schsch. Ich bin hier, niemand kann dir etwas tun.«
Doch was war, wenn er Zach etwas antat, um zu ihr zu gelangen? Der Täter hatte bereits bei Curtis gezeigt, zu was er imstande war und wie weit er gehen würde. Chloe presste ihr Gesicht an Zachs Brust und lauschte dem gleichmäßigen Klopfen seines Herzens. Ihre Hände krampften sich in den Stoff seines Hemdes. Als Reaktion darauf hielt Zach sie nur noch fester, eine Hand schob sich unter ihre Haare und er massierte leicht ihren Nacken. Einen Moment lang kostete sie das Gefühl seiner Nähe aus, dann löste sie sich widerstrebend von ihm.
Zach hielt sie weiterhin fest, sodass nur wenige Zentimeter ihre Gesichter trennten, als sie den Kopf hob. Sein Atem strich über ihr Gesicht, und ihre Lippen begannen zu prickeln. Lange Zeit verharrten sie so, dann strich Zach sanft über ihren Mund. Fast nur ein Hauch, aber es reichte, um ihren Puls zu beschleunigen.
»Schlaf jetzt, Chloe.« Sanft löste er sich von ihr und setzte sich wieder auf den Stuhl.
Chloe wollte protestieren, aber sie wusste, dass es hier, im Krankenhaus und in ihrem derzeitigen Zustand nichts bringen würde. Deshalb legte sie sich nur zurück und schloss die Augen. »Gute Nacht, Zach. Und … danke.«
17
Den größten Teil der Nacht wachte Zach an Chloes Bett und beobachtete, wie sie schlief. Immer wenn es so aussah, als würde sie schlecht träumen, versuchte er, sie mit seiner Berührung zu beruhigen. Nur kurz verließ er das Zimmer, um ein Telefonat zu führen und sich im Badezimmer ein wenig frisch zu machen. Auf den Fluren konnte er niemanden entdecken, der so wirkte, als wollte er Chloe umbringen, aber Zach ging trotzdem kein Risiko ein und blieb immer in ihrer Nähe. Es ging ihm gegen den Strich, nicht jetzt nach dem Täter suchen zu können oder alle Informationen über ihn aus Chloe herauszupressen, aber er wusste, dass sie sich nach dem furchtbaren Erlebnis erst einmal erholen musste.
Als ein leises Klopfen an der Tür erklang, stand Zach rasch auf und öffnete sie einen Spaltbreit. Er hatte keine Waffe dabei, aber er würde jeden auseinandernehmen, der es wagte, einen Finger gegen Chloe zu erheben. Seine Anspannung verschwand, als er den Besucher erkannte. Der reichte ihm nur eine Tüte und zwinkerte ihm zu, bevor er wieder verschwand. Zach schloss leise die Tür und warf einen Blick in die Tüte. Zufrieden stellte er sie auf den Stuhl und drehte sich zu Chloe um. Ihre Augen waren offen, und sie blickte ihn direkt an.
Sofort ging Zach zu ihr und nahm ihre Hand. »Entschuldige, habe ich dich geweckt?«
»Schon in Ordnung, ich denke, ich habe genug geschlafen.« Ihr Blick glitt zum Fenster, Sonnenstrahlen drangen durch den Spalt im Vorhang. »Normalerweise wache ich viel früher auf.«
»Du hattest einen anstrengenden Abend.«
Chloe schnitt eine Grimasse. »So kann man das auch nennen.« Neugierig blickte sie an ihm vorbei. »Was ist das?«
Widerstrebend ließ Zach ihre Hand los und nahm die Tüte vom Stuhl. »Ich habe uns etwas zum Anziehen bringen lassen.« Er sah an sich hinunter. »Ich glaube nicht, dass ich so rausgehen kann, und deine Kleidung sieht auch nicht viel besser
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