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Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Bell
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Liebkosungen in
Empfang zu nehmen. Ich stürmte auf die Wiese zu, wie ein Pferd, das zu lange im
Stall gestanden hat. Aber auch hier hielt es mich nicht lange, also wieder
zurück, wo Anja mit dem Mann noch immer das Häuschen untersuchte. Der Mann war
Jo! Jetzt begrüßte ich auch ihn schwanzwedelnd und hocherfreut. Er hatte es
verdient, er hatte Anja geholfen. Aber Jo beachtete mich kaum, er war furchtbar
wütend.
    »Dat Schwein!« stieß er zwischen
zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »So ne kleine Kerl einfach die janze
Nacht einzusperren, typisch Bully. Dreckskerl.« Er schüttelte seine geballten
Fäuste und hob sie drohend gegen das Haus.
    »Ich danke Ihnen«, sagte Anja und
ihre Augen glänzten feucht.
    »Schon jut, ich hab’ dem Fippemann
ja jern jeholfen«, beteuerte Jo, und ich glaubte ihm, denn er machte ganz
ehrliche Augen dabei.
    Zusammen gingen wir aufs Haus zu, Jo
voraus. Als wir es fast erreicht hatten, war Jo schon drinnen und wir hörten
ihn krakeelen.
    »Komm ’raus, du Feigling!« schrie er
immer wieder. Ne Kerl wie du und sich dann an sonem kleine Flund verjreifen,
dat schmeckt mir!« Auch Frau Lucas schrie von drinnen:
    »Laßt den Quatsch, Jo, Bully, seid
ihr denn wahnsinnig? Sich wegen eines Hundes in die Haare zu kriegen und das
ausgerechnet heute. Schluß jetzt!« Aber die beiden machten nicht Schluß, im
Gegenteil, sie hingen aneinander wie zwei raufende Hunde, stolperten über die
Schwelle zur Terrasse und setzten ihr Handgemenge auf dem Steinboden fort.
    Anja hatte mich auf den Arm genommen
und drückte mich wie schützend an sich, als ob sie sagen wollte: Sei still, dir
wird niemand mehr etwas tun. Nein, mir tat auch wirklich niemand etwas, es sah
mich nicht einmal einer der vier, denn Anja hatte sich mit mir hinter einem
Strauch, dicht bei der Terrasse verborgen. Aber Jo, dem armen Jo tat man etwas.
Er tat mir richtig leid, als er so auf dem Rücken lag und verzweifelt den
wütenden Angreifer abzuwehren versuchte. Das Gefühl kannte ich, aber
schließlich war Jo auch kein Pappkamerad, vielleicht nicht so stark wie Bully,
aber im Gegensatz zu mir hatte er wenigstens eine berechtigte Chance, sich zu
wehren. Außerdem war Jo, wie ich feststellte, hart im Nehmen, er steckte nicht
auf. Die Lucas hatte sich inzwischen dreingefunden, und Eddie stand, die Arme
verschränkt, in der Terrassentür und sah grinsend auf die beiden Kämpfenden
hinunter. Bully kniete auf Jos Armgelenken und hielt ihm seine rechte Faust vor
die Nase.
    »Du blöder Kerl, wenn du unbedingt
wolltest, daß ich dir die Fresse poliere, dann brauchtest du es mir ja bloß zu
sagen, statt hier so einen Zirkus wegen dieses Hundeviehs zu machen.« Er preßte
diese Worte durch seine zusammengebissenen Zähne. Jo gab nicht nach.
    Ich weiß nicht, wie er es machte,
aber plötzlich stand er wieder auf den Füßen. Ob es die Wut war, die ihn für
einen Augenblick über sich hinauswachsen ließ, oder die eingehandelten
Schmerzen, oder der Wille, nicht einzustecken, sondern auszuteilen, jedenfalls
sah es auf einmal so aus, als hätte sich das Blättchen gewendet. Er hatte Bully
überrascht und versetzte ihm einen so kräftigen gezielten Faustschlag in die
Magengrube, daß der mit dem Rücken gegen das Geländer krachte und langsam daran
herunterrutschte wie Spucke an der Wand. Ja, so war es richtig, feste Jo! Dafür
hatte er mich gehetzt, verhöhnt und mit rücksichtslosen Fäusten gepackt, jetzt
kriegte er sie selber zu spüren. Das war die Strafe dafür, daß er mich
eingesperrt und einem ungewissen Schicksal überlassen hatte.
    Breitbeinig stellte Jo sich vor ihn
hin.
    »Wer weiß, wat du mit dem Hund alles
jetrieben hast. Ich werd’ dir helfen, dich an sonem wehrlosen Tier zu
vergreifen«, sagte Jo, dann spuckte er noch einmal verächtlich aus und ging ins
Haus. Erst als auch Bully sich zusammengenommen und in die inneren Räume
geschleppt hatte, kamen wir beide aus unserem Versteck heraus. Als sie uns sah,
sagte Frau Lucas:
    »Gehen Sie mit Schuftel erst einmal
auf Ihr Zimmer, ich will nicht noch mehr Ärger haben.«
    »Ist gut«, sagte Anja und trug mich
auf dem schnellsten Weg hinauf. Sie setzte mich auf der Couch ab und befühlte
mich von allen Seiten.
    »Hat er dir auch nichts getan?«
fragte sie besorgt und war sichtlich erleichtert, als sie keine klaffende Wunde
fand.
    Nachdem ich ausgiebig gefressen und
auch mein Extraleckerchen bekommen hatte, band Anja mir die Leine um und
verließ zusammen mit mir das Haus. Vorher

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