Hurra, die Lage wird ernst
Auto angefahren. Der Wagen hielt
vor dem Haus.
»Oliver«, klärte mich Anja auf.
Jetzt waren wir also vier gegen vier. Jetzt hielt es Anja auch nicht länger.
Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir uns schon längst vorsichtig dem
Schauplatz des Geschehens genähert. Was konnte uns schon passieren? Debray
hatte doch einen Revolver, und vor einem solchen Ding wurden selbst die
härtesten Burschen weich, so hatte ich es wenigstens im Kino gesehen.
Als wir unten waren, öffnete Anja
leise die Tür und huschte zu Oliver hinüber. Ich schlich, an der Wand entlang,
zur Garage hin. Ich schob meinen Kopf nur so weit vor, daß meine Augen gerade
so eben das Innere der Garage übersehen konnten. Ich kam gerade zurecht, als
der Zauber losging. Anscheinend waren die vier nicht sofort ausgestiegen,
sondern hatten im Wagen noch herumdiskutiert. Jetzt öffnete Eddie die rechte
vordere Tür und ich hörte, wie er, den Kopf noch einmal zurückwendend, den
anderen Insassen zurief:
»Na los, nun beeilt euch schon!«
Und dann kroch einer nach dem
anderen aus dem Vehikel, auch Jo. Herrn Debray konnte ich nicht hinter den
Reifen, die aufgestapelt in einer Ecke standen, entdecken. Aber war er
überhaupt dahinter? Es kam mir komisch vor, daß er sich gar nicht rührte. Jetzt
wäre doch die beste Gelegenheit gewesen, die Brüder zu schnappen, jetzt, da sie
alle zusammen so schön auf einem Haufen standen.
Offenbar war Herr Debray derselben
Meinung, denn plötzlich wurden die Reifen lebendig, rollten in alle
Himmelsrichtungen und dazwischen stand Herr Debray, hoch aufgerichtet, den
Revolver in der Hand.
»Hände hoch«, sagte er, gar nicht
mal besonders laut, und Eddies Augen erschienen plötzlich so leblos wie
Mantelknöpfe. Frau Lucas blickte verstört von einem zum anderen und Bullys
Gesicht fiel zusammen wie ein Kuchen, den man zu früh aus dem Ofen geholt hat.
Acht Arme reckten sich widerstrebend
zur Garagendecke. Herr Debray half mit seinem auf- und niederwippenden Revolver
noch ein wenig nach. Zu Jo getraute ich mich gar nicht hinzusehen. Ihn schloß ich
aus der Freude aus, die ich verspürte, als ich sah, daß diese Hochstapler nun
endlich gefaßt waren.
»Was will der Kerl überhaupt«,
meckerte Bully, aber niemand gab ihm eine Antwort.
»Sag ihm, er soll den Quatsch
lassen«, verlangte dann Frau Lucas von Eddie. Sie wurde sichtlich nervös. Dann
stand Oliver plötzlich hinter mir und trat von hinten auf das Grüppchen zu.
Auch er hatte ein Schießeisen in der Hand, das er dem Nächststehenden, es war
ausgerechnet Jo, zwischen die Rippen schob.
»Na endlich«, stellte Herr Debray
erleichtert fest, »das hat ja eine Ewigkeit gedauert. Binde du sie, ich halte
sie inzwischen in Schach, damit uns die Vögelchen nicht wieder entfliegen.«
Ich
hatte genug von der Verhaftungsszene und wollte einmal nach Anja schaun. Sie
stand in der Haustür und lauschte gespannt auf das wüste Gefluche und
Geschimpfe, das jetzt einsetzte. Die Frauenstimme keifte und schrie
disharmonisch dazwischen. Oliver rief zu uns herüber:
»Anja, mach die Tür auf, wir kommen
jetzt!« Anja riß die Tür, wie befohlen, weit auf und beide harrten wir der
Dinge, die jetzt, laut Ankündigung kommen sollten.
»So eine Hexe«, zischte Frau Lucas,
die als erste an uns vorbei, in die Halle torkelte. Ihre Hände waren mit einem
festen Strick auf den Rücken gebunden.
»Das Luder hängt also mit drin, wenn
ich das gewußt hätte.« Verächtlich sah sie Anja an, aber ich war in dieser
Minute hochbefriedigt. Oliver führte sie bis in die Mitte des großen Raumes,
dort sank sie stöhnend auf ihre Pantherfelle.
Eddie wurde ins Wohnzimmer verfrachtet,
Bully ins Eßzimmer und Jo in die Küche.
»Damit ihr kein Plauderstündchen
abhalten könnt«, erklärte ihnen Herr Debray großzügig diese Maßnahme. Er ging
von Mann zu Mann und schließlich zur Frau und band auch noch ihre Beine. Zu
Eddie sagte er:
»Die Wagenschlüssel, na los. Wo sind
die Wagenschlüssel?«
»In der linken Hosentasche«, sagte
Eddie und sah gleichzeitig in die angegebene Richtung. Jetzt erst fragte Herr
Debray Oliver:
»Hat’s denn überhaupt geklappt?
Hatten die Herrschaften Erfolg?«
»Na und wie«, grinste Oliver. »Lief
alles wie am Schnürchen, allerbeste Vorarbeit, das muß man sagen. Nur schade,
daß sie jetzt so gar nichts davon haben.«
»Und wo ist der Kies?«
»Im Kofferraum nehme ich an, kannst
ja mal nachsehen.«
Herr Debray angelte sich den
Autoschlüssel aus
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