Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Bell
Vom Netzwerk:
verschweigen.
Was meinen Sie?«
    »Das mag schon stimmen, aber unser
Auftrag lautet nun einmal, auch die Möglichkeit einer Indiskretion aus der Welt
zu schaffen. Vielleicht steckt auch ganz etwas anderes dahinter. Ich werde den
verrückten Gedanken sowieso nicht los, daß es den Leuten letzten Endes um etwas
ganz anderes geht, als nur darum, die Sache zu vertuschen und den Schuldigen zu
finden.«
    »Sie meinen — «
    »Ich meine gar nichts, fahren Sie
mit Ihrem Helden getrost nach Italien, das Zimmer habe ich bereits telefonisch
bestellt. Versuchen Sie nach Möglichkeit, Ihre Aufgabe zu erfüllen. Schicken
Sie pünktlich Ihre Berichte und erholen Sie sich in der Zwischenzeit gut. Um
das andere kümmere ich mich dann schon.«
    Dann allerdings kamen sie zu einem
Punkt, der für mich gleichermaßen interessant und unangenehm war. Herr Debray
behauptete, Anja könne mich nicht so ohne weiteres mit nach Italien nehmen, es
gäbe da gewisse Bestimmungen. Er erklärte sie ihr ausführlich, aber ich hörte
nur ein Wort: Tollwutimpfung.
    Also wirklich, ich liebte Anja wie
noch kein Frauchen zuvor, aber Doktor, Spritzen, der Geruch von Medikamenten
und die leidenden Blicke anderer Hundepatienten, nein, das würde ich nicht auf
mich nehmen. Das hatte ich einmal mitgemacht, als Adrian Rommel darauf
bestanden hatte, mich im zarten Alter von wenigen Monaten gegen die Staupe
impfen zu lassen. Es war ja weniger der lächerliche Stich, den ich so
fürchtete, als hauptsächlich der Umstand, daß der Mensch im weißen Kittel
außerdem noch allerlei anderes mit einem anstellen konnte, daß man ihm auf dem
abwaschbaren Tisch so völlig ausgeliefert war und überhaupt das ganze Drum und
Dran. Nein, lieber wollte ich mich verpflichten, solange anderswo mein Glück zu
versuchen und wieder zu Anja zurückzukehren, wenn sie aus Italien zurückkam,
als daß ich mich mit vollem Bewußtsein einer solchen Prozedur unterzog.
    Herr Debray bestand auf der Impfung,
um, wie er sagte, unnötige Komplikationen zu vermeiden. Es sei schließlich
alles nicht so schlimm und in wenigen Minuten geschehen. Der hatte gut reden,
um ihn ging es ja nicht. Aber ich sah, wie Anja überlegte. Sie nickte nur stumm
zu seinen Worten, als stimme sie ihnen zu, trotzdem hatte ich das unbestimmte
Gefühl, daß sie nach einer Möglichkeit suchte, diese Bestimmungen, die mir das
Leben schwer machen sollten, zu umgehen. Erst als wir auf der Straße waren,
erhielt ich die Bestätigung dafür.
    »Das machen wir ganz anders, nicht
wahr, mein kleiner Stinker?« Einverstanden, sollte sie nur machen, ihr würde
schon etwas Passendes einfallen. Wenn mir nur der Doktor erspart blieb, wollte
ich mich gerne sofort mit ihr auf die Reise begeben und sie bei ihren
Bemühungen so tatkräftig unterstützen, wie ich es auch im Falle Lucas getan
hatte.
    Anja ließ tatsächlich die Koffer
gleich im Wagen, obwohl sie gestern in der Eile nur unordentlich gepackt worden
waren. Sie stürzte sich lediglich über die Post, die sich in den verflossenen
Tagen im Briefkasten angesammelt hatte.
    Das war ein Tag, mit dem wir nichts
Richtiges anzufangen wußten. Nicht mehr ganz zu Hause, aber auch noch nicht auf
dem Weg, ein Mittelding zwischen Hiersein und Fortsein. Darum waren wir beide
froh, als nach einer unruhigen Nacht der Tag anbrach, der uns der neuen Spur
und einem fremden Land näher brachte.
     
    Was
würde uns wohl in diesem Italien, von dem ich nicht die geringste Vorstellung
hatte, erwarten? Was stand uns dort bevor? Sicher machte sich Anja auch solche
oder ähnliche Gedanken, aber sie störten nicht den fröhlichen Optimismus, mit
dem wir uns erneut ins Ungewisse stürzten.
    Erst einmal die Stadt hinter uns
haben. Wenn wir erst auf der Autobahn daherbrausten (hundertzehn Sachen), würde
die anfängliche Nervosität, die vor jedem Reisebeginn herrscht, übergehen in
ein angenehmes Prickeln hoffnungsfroher Erwartung. Es war entsetzlich viel
Verkehr auf der Autobahn, denn heute war Montag, und furchtbar viele Leute
kamen vom langen Wochenende zurück.
    »Ach du liebe Güte, das ist ja eine
feine Überraschung«, wunderte sich Anja laut. Aber anstatt herumzuschimpfen,
wie Herr Jordan es in ähnlichen Situationen immer getan hatte, schaltete Anja
das Autoradio an und sang vergnügt zu Hot und Beat, und ehe wir’s uns versahen,
hatten wir auch schon die erste Raststation erreicht, die Anja für einen
stärkenden Aufenthalt ausersehen hatte. Viel Zeit nahmen wir uns allerdings
nicht. Wir aßen

Weitere Kostenlose Bücher