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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Dann melden Sie sich doch bitte. Kommen Sie einfach in die Botschaft. Mein Gott, waren das noch Zeiten, als wir zusammen nach Moskau geflogen sind. Zum Teufel, jetzt hätte ich ja fast das Wichtigste vergessen! Jurij Blaschenko braucht Sie ganz dringend. Er braucht Sie wie einen Bissen Brot. Sie werden uns doch nicht im Stich lassen, Herr Formann?«
    »Worum handelt es sich denn?«
    »Das muß Ihnen Blaschenko selber erzählen! Fliegen Sie sofort zu ihm – Sie haben eine ›Learstar‹, weiß ich, weiß ich – und helfen Sie ihm.«
    »Ich habe wahnsinnig viel zu tun, lieber Major … Oberst …«
    »Bitte, zwingen Sie mich doch nicht, zu veranlassen, daß Major Jelena Wanderowa nach Sibirien kommt – Ihretwegen! Die hat einen so schönen Posten an der Botschaft in Rom! Die Sonne! Die südliche Lebensart! Sie haben Jelena doch einmal geliebt – genau wie der arme Jurij, was?«
    »Ja – hm.«
    »Und das wollen Sie Ihrer Liebe antun? Hätte ich nie von Ihnen erwartet, Herr Formann. Eine so wunderbare Frau …«
    »Hören Sie schon auf! Wer hat denn gesagt, daß ich nicht zu Blaschenko fliege?«
    »Also Sie fliegen?«
    »Natürlich. Wohin, bitte? Wenn Sie mir das freundlicherweise auch noch sagen würden, Herr Oberst!«
    »Ach so, natürlich. Was für ein Wrack bin ich! Nach Rostow am Don. Das liegt …«
    »Ich weiß, ich weiß.«
    »Ich kann also Blaschenko mitteilen, daß Sie schnellstens kommen? Wenn Sie nicht kommen, muß ich jetzt ein Telegramm nach Rom schicken. Wegen Jelena. Sibirien hat ja auch seine landschaftlichen Schönheiten. Das Amurland … Aber … ob Sie ihr das antun wollen …«
    »Herrgott, ich fliege, so schnell ich kann!« lärmte Jakob.
    »Wunderbar, ich telegrafiere Jurij nach …
wohin
habe ich gesagt?«
    »Rostow, Herr Oberst.«
    »Da sehen Sie, wie es um mich steht. Rostow!« Assimow schlug Jakob krachend auf die Schulter und eilte bereits zu einem der fünf Lifte. Über die Schulter rief er zurück: »Auch Don Juanismus?«
    »Auch, ja«, sagte Jakob bitter.
    Die Tür des Aufzugs schloß sich hinter Oberst Assimow. Der Lift glitt summend nach oben.
    »Das werden wir jetzt gleich einmal sehen, wie schwach mein Sex ist«, murmelte Jakob zwischen den Zähnen und schritt hinaus auf die Straße, wo der livrierte Chauffeur eines Rolls-Royce den Schlag aufriß und die Kappe zog. Inzwischen hatte Jakob einen zweiten Rolls-Royce erworben. Nur für Amerika. Er ließ sich in den Schlag fallen.
    »Ins Hotel, Sir?« fragte der Fahrer.
    »Ja. Nein, warten Sie!« Jakob fuhr herum. Im Hotel wartet die süße BAMBI . Die will ich jetzt nicht als Versuchskaninchen hernehmen. Mein Don Watkinismus geht sie nichts an! Jakob sagte: »Fahren Sie mich down-town. Wie spät ist es jetzt? Halb sieben? Sehr gut. Hundertsechsundzwanzig, Huston Street.«

33
    Eine Stunde später, als Jill Bennet ihm mit Tränen in den Augen sagte, er sollte bitte, bitte aufhören, sie könne nicht mehr, fühlte Jakob sich ein bißchen besser.
    Er saß auf dem Bett der platinblonden Jill, die fast so schöne Beine hatte wie BAMBI , rauchte eine Zigarette und sah über die Stadt und den Potomac-Fluß. Er sah auch eine Menge Peitschen und Handschellen und SS -Mützen im Zimmer.
    Die durch Dr. Watkins von ihrem Frustrationssyndrom absolut geheilte Jill hatte ihn (nach einer rührenden Wiedersehensszene) flehentlich gebeten, ihr die Kleider vom Leib zu reißen, sich so eine Totenkopfmütze aufzusetzen und sie mit Handschellen ans Bett zu fesseln. (Auf diese Weise waren sie und der Senator doch geheilt worden – durch Tausch ihrer Rollen!) Jakob hatte sich empört geweigert.
    »Du bist wohl verrückt? Nie und nimmer tue ich das!«
    »Ich bin eine Verrätersau, eine kommunistische Agentin, eine …«
    »Laß den Blödsinn, Jill!«
    »Ich flehe dich an, Jake. Wenn du nur noch einen Funken Liebe für mich empfindest, dann beschimpfe und bedrohe mich, bis ich vor Angst fast ohnmächtig bin. Bitte, bitte, bitte.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage.«
    »Aber Doktor Watkins …«
    »Eben. Von dem komme ich gerade. Ich muß etwas kontrollieren.«
    »Was mußt du kontrollieren?«
    »Meine Sexualschwäche. Los, leg dich hin und nimm das rechte Knie …«
    »Oh … oh … Die Chinesische Schlittenfahrt!«
    »Jawohl, die Chinesische Schlittenfahrt! Jetzt will ich doch wissen, ob ich die noch fertigbringe. Und ob du etwas hast davon!«
    Er hatte es fertiggebracht. Sie hatte etwas gehabt davon! (Immer noch derselbe Dreckskerl von

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