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Hutch 01 - Gottes Maschinen

Hutch 01 - Gottes Maschinen

Titel: Hutch 01 - Gottes Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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ihnen noch an Alternativen geblieben war.
    Hutch und Carson betrachteten den gleichen zweigeteilten Sternenhimmel, den man auf allen Welten am Rand des Orion-Armes der Galaxis erblickte: eine sternenübersäte Tapete auf der einen und ein schwarzes Nichts auf der anderen Seite. Und hinter dem schwarzen Nichts konnte man wie die ferne Küste eines breiten Flusses das schwache Leuchten des Sagittarius-Armes erkennen.
    »Fertig?«
    Carsons Stimme scheuchte Hutch aus ihren Gedanken auf, und sie schaltete den Sender ein.
    Carson nickte. »In Ordnung. Ich kann ihn empfangen.« Über ihnen fiel Licht aus der offenen Hangarluke und beleuchtete die Unterseite des A-Ringes.
    Hutch stopfte das Werkzeug in eine Tasche. Carson hatte sich aufgerichtet und beobachtete die Sterne, die hinter der geschwungenen Rundung der Schiffssilhouette aufgingen und wieder versanken. Mit den Sternen in seinem Rücken hätte er ausgesehen wie eine Heldenfigur – wenn er nicht mit seinen Arbeitshosen und seinem weißen Pullover bekleidet gewesen wäre, über dessen linker Brusttasche das eingestickte Segel prangte. So wirkte er trotz der phantastischen Umgebung nur wie ein Spaziergänger.
    Während der gesamten Aktion kreisten Hutchs Gedanken um Maggies Rechnung. Vier Leute könnten es schaffen.
     
    Am Abend saß Hutch vor der Hauptkonsole und beobachtete die ausgehenden Kommunikationssignale. Sorgen, Mutlosigkeit und Angst drohten sie zu überwältigen, deshalb merkte sie erst, als der Geruch von dampfendem Kaffee in ihre Nase stieg, daß sie nicht allein im Cockpit war.
    Maggie.
    »Alles in Ordnung?« Maggies Stimme klang beherrscht. Betont ruhig.
    »Ist mir schon besser gegangen.«
    »Mir auch.« Sie hatte etwas auf dem Herzen, aber Hutch wußte, daß Maggie sich zuerst noch eine Weile auf die ihr eigene Weise um das Thema drücken würde.
    Sie blickten hinaus in den dunklen Hangar. »Die Monument-Erbauer wissen jetzt, daß wir hier sind. Wenn es sie noch gibt.« Maggie hob die Tasse an ihre Lippen.
    »Stimmt.«
    »Weißt du, daß es das erste noch arbeitende Artefakt überhaupt ist, das wir gefunden haben?«
    »Ich weiß.«
    »Das ist eine historische Reise.« Ein weiterer Schluck aus der Kaffeetasse. Maggie war nervös. »Die Menschen werden noch in ferner Zukunft über uns lesen können.«
    Hutch war davon überzeugt, daß sie persönlich nicht so gut dabei wegkommen würde. Man würde sie neben anderen Unglückskapitänen einreihen, wie denen der Titanic oder der Regal.
    »Hast du jemals schon in so ernsten Schwierigkeiten gesteckt?« fragte Maggie.
    »Nicht so ernst.«
    »Ich auch nicht.«
    Pause.
    »Ich glaube nicht, daß wir dieses Abenteuer lebend überstehen.«
    Hutch schwieg.
    Maggies Augen schweiften durch das Cockpit. »Ich weiß, daß es dich härter trifft als uns andere.«
    »Es ist für niemanden leicht.«
    »Ja.« Ihr Gesicht war im Schatten verborgen. »Hör zu, ich weiß, daß du dir Vorwürfe machst.«
    »Ich werde schon damit fertig.« Hutchs Stimme bebte. Tränen strömten über ihre Wangen. Sie wollte Maggie sagen, daß sie gehen und sie alleine lassen sollte.
    »Niemand hat Schuld.«
    Maggies Hand strich über Hutchs Wange. Es war mehr, als sie ertragen konnte. »Ich fühle mich so hilflos«, stöhnte sie.
    »Ich weiß«, erwiderte Maggie.
     
    2. April 2203
    Tagebuch. Janet Allegri
     
    Das ist sicher ein eigenartiger Zeitpunkt, um mit einem Tagebuch zu beginnen. Ich habe noch nie in ein Tagebuch geschrieben, habe nicht einmal im Traum daran gedacht. Aber vielleicht stehe ich meinen letzten Tagen gegenüber, und ich sehe Maggie Tufu jeden Abend, wie sie in ihr elektronisches Notizbuch schreibt. Immer, wenn sie fertig ist, sieht sie ruhiger und gefaßter aus. Gott allein weiß, daß ich fast verrückt werde vor Angst und daß ich es irgend jemandem erzählen muß.
    Ich habe das Gefühl, als müßte ich noch ein paar Dinge erledigen. Zum Beispiel ein Testament schreiben. Ich habe das bisher versäumt, aber ich kann mich nicht dazu aufraffen, damit zu beginnen. Nicht jetzt. Vielleicht bedeutet es, daß ich dann resigniere.
    Ich sollte vielleicht ein paar Videoaufzeichnungen machen. Es gibt Freunde, denen ich Lebewohl sagen möchte. Nur für den Fall. Aber auch dazu kann ich mich nicht durchringen.
    Ich habe in den letzten Tagen eine ganze Menge über mein Leben nachgedacht, und ich muß sagen, daß es nicht sehr viele Höhepunkte darin gegeben hat. Ich war beruflich erfolgreich, und die Zeit hat Spaß gemacht. Vielleicht

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