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Hutch 01 - Gottes Maschinen

Hutch 01 - Gottes Maschinen

Titel: Hutch 01 - Gottes Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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ist das auch schon alles, was man verlangen kann, aber heute nacht denke ich dauernd an all die Dinge, die ich nicht getan habe. Dinge, die ich nicht einmal versucht habe, weil ich Angst vor einem Fehlschlag hatte. Dinge, die ich verdrängt habe. Ich bin froh, daß ich die Gelegenheit hatte, Hutch bei ihrem Schaumstoffball zu helfen, den wir auf Kosmik geworfen haben. Ich hoffe, daß diese Sache eines Tages ans Tageslicht kommt. Es wäre schön, wenn die Leute sich in diesem Zusammenhang an mich erinnern würden.
     
    - (Es ist nicht bekannt, ob ein zweiter Eintrag in das Tagebuch existiert.)
     
    Wir müssen jemanden über Bord werfen.
    Hutch belegte in dieser Nacht wieder eine der Liegen, aber sie blieb wach. Wenn es getan werden mußte, dann war es besser, es schnell zu tun. Und obwohl sie vor der Notwendigkeit zurückschreckte, obwohl Tränen über ihre Wangen strömten, und obwohl eiskalte Furcht ihr Herz umklammert hielt und ihr das Bewußtsein zu rauben drohte, verstand sie sehr genau, was die uralte Tradition von ihr verlangte: das Leben ihrer Passagiere zu beschützen, ganz egal, was es auch kosten mochte.
    Ohne Hutch hatten die anderen eine Chance.
    Mit jedem Augenblick, den sie länger wartete und atmete, verschlechterten sich die Aussichten ihrer Freunde.
    Mitten in der Nacht fand sie sich im Cockpit der Fähre wieder, ohne recht zu wissen, wie sie hineingekommen war. Draußen im Hangar herrschte Finsternis. Es war still. Das schwache Licht der Cockpitbeleuchtung warf seinen Schein auf einen der Träger, in denen Alpha fest verankert ruhte. Schneeflocken trieben durch die spärlich erhellte Dunkelheit.
    Die Atmosphäre an Bord der Winckelmann hatte angefangen zu gefrieren.
    Mach es jetzt. Bring es hinter dich. Solange du es noch mit Würde tun kannst.
    Alpha besaß zwei Sauerstofftanks. Der eine war noch voll, und im anderen fehlte bereits ein Achtel.
    Vielleicht sollte sie noch bis morgen früh warten, bis ihr Kopf wieder klar war. Vielleicht fand jemand bis dahin einen Weg, es ihr auszureden. Vielleicht würde sich ein anderer Freiwilliger finden.
    Sie schüttelte den Gedanken ab.
    Tu es!
    Ein Pulserstrahl würde ihr ein sauberes Ende bereiten.
    Sie erhob sich und öffnete ein Fach hinter den Rücksitzen. Zwei Pulser schimmerten mit orangefarbenen Läufen und weiß leuchtenden Schäften im Halbdunkel. Es waren Handmodelle, nicht zu schwer für eine Frau, selbst für eine so kleine Frau wie Hutch. Sie dienten in erster Linie als Werkzeuge, aber sie waren so konstruiert, daß sie auch als Waffen eingesetzt werden konnten.
    Fast beiläufig nahm sie einen der Pulser aus seiner Halterung und schaltete ihn ein. Als er aufgeladen war, wechselte die Farbe der kleinen Leuchtdiode an der Seite von Bernstein nach Grün, und sie legte die Waffe in ihren Schoß. Helles Metall und schwarze Griffstücke. Sie hob die Waffe – nicht, um es zu tun, sondern nur, um auszuprobieren, wie es sich anfühlte – und drückte den Lauf unterhalb ihrer linken Brust gegen ihren Leib. Ihr Zeigefinger krümmte sich langsam. Und dann kamen erneut die Tränen.
    Tu es!
    Der Schnee vor dem Fenster flimmerte. Sei vorsichtig! Wenn du einen Fehler machst, dann brennst du ein Loch in die Fähre und bringst alle anderen mit dir um.
    Plötzlich erkannte sie, daß das so oder so passieren würde. Die Waffe besaß keine Einstellung, die schwach genug war, um die Sicherheit Alphas zu garantieren. Sie würde hinausgehen müssen, in die Finsternis des Hangars, um es zu tun.
    George, wo bist du?
    Sie setzte die Waffe ab.
    Sie hatten ihre Möglichkeiten durchgesprochen, bevor an diesem Abend das Licht ausgeschaltet worden war. Mittlerweile war allen klar, daß vier Leute eine relativ gute Chance hatten, durchzukommen. Und fünf hatten keine. Hutch hatte wenig gesprochen, und Carson hatte sich auf seine Ehrenhaftigkeit berufen: Ich will nicht auf Kosten des Lebens eines anderen gerettet werden. Niemand widersprach, aber Hutch wußte, was alle dachten. Was alle insgeheim hofften.
    Vielleicht würden sie Glück haben: Vielleicht würde ihr Funksignal die Monument-Erbauer auf den Plan rufen; oder vielleicht konnten sie versuchen, soviel wie möglich zu schlafen und auf diese Weise weniger Sauerstoff zu verbrauchen. Wenn irgend jemand einen geheimen Groll gegen Hutch hegte und ihr die Schuld für die Situation in die Schuhe schob, dann gab es zumindest keinen Hinweis darauf. Aber sie spürte die Augen aller auf sich ruhen, und sie hörte die

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