Hutch 01 - Gottes Maschinen
gezündet waren. Warum zur Hölle haben Sie ihn nicht rausgeschafft?«
»Meinen Sie nicht, ich hätte es getan, wenn ich eine Möglichkeit dazu gehabt hätte?«
Hutch starrte die andere Frau wütend an, und Truscott entgegnete leise: »Im Schrank neben dem Bildschirm ist eine Flasche Brandy. Möchten Sie einen Drink mit mir nehmen?«
Hutch zögerte.
»Ich kann verstehen, wenn Sie sich weigern. Und ich würde es bedauern.« Truscott stand auf, holte die Flasche und füllte zwei Gläser. »Wenn es Ihnen hilft – Kosmik denkt genau wie Sie. Man macht mich für Walds Tod verantwortlich. Man wird mich der öffentlichen Meinung zum Fraß vorwerfen.«
Hutch machte sich nicht viel aus Brandy. »Ich weiß nicht genau, wessen Schuld es war«, erwiderte sie und griff nach einem Glas. »Und außerdem macht es wohl kaum noch einen Unterschied.«
Truscott nickte düster. »Niemand wollte, daß so etwas geschieht.«
»Natürlich nicht.« Hutch konnte kaum sprechen. Ein dicker Kloß steckte in ihrem Hals. »Wir alle meinen es immer nur gut.«
Die Direktorin nickte. »Auf Richard Wald.«
Sie tranken, und Truscott füllte die Gläser erneut.
»Und was geschieht nun? Mit Ihnen und Kosmik?«
»Untersuchungsausschuß. Sie werden mir die Schuld zuweisen, wenn ich es so weit kommen lasse.«
»Was können Sie dagegen tun?«
»Ich kann mich öffentlich entschuldigen. Die Verantwortung auf mich nehmen. Es würde mir nichts ausmachen. Ich war tatsächlich für die ganze Operation verantwortlich, und ich kann mich nicht herauswinden. Nicht wirklich. Habe ich Ihnen erzählt, daß ich Anweisung hatte, dafür zu sorgen, daß niemand verletzt wird?«
»Nein …« Hutch fühlte eine neue Woge von Groll in sich aufsteigen.
»Es ist wahr. Ich war überzeugt, daß ich alles gut im Griff hätte. Aber ich machte einen schweren Fehler.«
»Wieso?«
»Ich … nun, das spielt jetzt keine Rolle mehr.«
»Und was wird nun?«
»Ich werde kündigen. Sechs Monate untertauchen und dann irgendwo von vorn anfangen. Es ist nicht weiter schlimm. Ich besitze einflußreiche Freunde.«
Lange Zeit sprach keine der beiden Frauen. Dann sagte Hutch traurig: »Es war so eine Verschwendung, ihn zu verlieren.«
»Ich weiß. Ich habe seine Bücher gelesen.« Truscott seufzte. »Hutch, Sie können jederzeit zu mir kommen, wenn Sie möchten.«
Sie tranken darauf. Dann tranken sie auf die Perth und auf Alpha.
Schließlich, als die Stimmung sich gelockert hatte, schlug Truscott vor, auf Norman Caseway zu trinken. »Gott segne ihn«, sagte sie. »Ohne ihn hätten wir nicht herkommen können, und Sie würden noch immer auf die Ashley Tee warten.«
»Wie meinen Sie das?«
»Die Perth brachte neue Leute nach Quraquat. Sie sollen Phase Zwei von Projekt Hoffnung einleiten. Und sie brachte die schriftliche Anordnung mit, daß ich zurückkommen und mich einer Untersuchung stellen sollte. Caseway hat meine Abberufung nicht vorher übermittelt, sondern sie mir durch den Kapitän der Perth aushändigen lassen. Es ist eine freche Beleidigung, aber das Ergebnis war, daß die Perth ein paar Tage warten mußte, bis ich alle offenen Angelegenheiten geregelt und reinen Tisch gemacht hatte. Hätte Caseway anders gehandelt und mich im voraus informiert, dann wäre die Perth schon lange wieder auf dem Heimweg gewesen, als Ihr S.O.S. durchkam. Es hätte kein Schiff gegeben, um Sie aufzufischen.«
Hutch leerte ihr Glas und füllte es erneut, dann füllte sie das von Truscott. »Noch einen«, sagte sie.
Hutch vertrug keine großen Mengen Alkohol. Es dauerte nicht lange, bis sie ihre Hemmungen verlor. Sie wußte, daß sie den nächsten Toast besser nicht mehr ausbringen würde, aber sie konnte nicht anders.
»Auf wen?«
»Nicht auf eine Person, Melanie. Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich Melanie sage? Gut. Nicht auf einen wen, sondern auf ein was. Auf den Schaumball.«
Hutch hob ihr Glas.
Truscotts edle Gesichtszüge verdunkelten sich. Sie blickte Hutch scharf an, aber dann verzog sich die Wolke, und sie lächelte wieder. »Zur Hölle, was soll’s!« sagte sie. »Auf den Schaumball.«
Es war ganz deutlich zu erkennen. Eine Schale. Carsons Mannschaft versammelte sich während der Annäherung in einem Observatorium, wo sie Zugriff auf einen Breitwandschirm und eine Verbindung mit der Schiffsbrücke hatten. Harvey Sill gesellte sich zu ihnen und erklärte, daß man ihn angewiesen hatte, ihnen behilflich zu sein. »Zögern Sie nicht, mich zu fragen, wenn Sie etwas
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