Hutch 01 - Gottes Maschinen
überhaupt gewendet hat …«
Schlafenszeit. Angela bemerkte, daß Hutch vor einem der Schirme saß und ihn mit einem melancholischen, vielleicht sogar traurigen Gesichtsausdruck betrachtete. Sie setzte sich zu ihr. »Uns wird schon nichts geschehen«, sagte sie tröstend. »Es kann nicht wirklich hinter uns her sein.«
»Ich weiß«, erwiderte Hutch. »Das ist alles nur Einbildung.«
Der Schirm war mit Poesie gefüllt.
»Was ist das?« wollte Angela wissen.
»Maggies Notizen«, antwortete Hutch. Ihre Blicke trafen sich, aber Hutch sah schnell wieder weg. »Ich glaube, in dieser Frau steckte eine ganze Menge mehr, als ich geahnt habe.«
Angelas Blick verschärfte sich, aber sie schwieg.
Hutch rief eine neue Datei auf den Schirm. »Das hier stammt aus ›Urik im Sonnenuntergang‹.«
Eine Reihe von Gebeten und Liedern, die die Taten des quraquatischen Helden feierten. Der Tonfall war episch, und die Worte hatten einen sehr persönlichen Klang. Urik war eine Persönlichkeit, die dem Volk nahe stand, hatte Maggie die Zeilen kommentiert. Im Gegensatz zu den Helden auf der Erde.
Der Kommentar ging noch weiter: Zeige mir, was die Leute bewundern, und ich verrate dir, was in ihrem Leben von Bedeutung ist.
Und schließlich zwei Zeilen, die für sie anscheinend besonderes Gewicht besessen hatten:
Mein Geist schwebt über den Wassern der Welt
Denn du bist bei mir.
Sie blickten aus dem Fenster nach Osten in den Himmel. Es wird aus dieser Richtung kommen. Von dort drüben. Aus der Richtung des kaffeebraunen Meeres. Wenn die Sonne untergegangen wäre – was natürlich erst in einigen Tagen geschehen würde –, dann könnten sie es jetzt sehen.
»Wahrscheinlich wird es innerhalb der nächsten zwölf Stunden sichtbar werden«, meinte Angela.
Wie lautete die Zeile aus dem Rubaiyat?
Aber wer war nun der Töpfer?
Und wer der Topf?
Die schneebedeckte Ebene breitete sich endlos und schweigend vor ihnen aus.
Delta. Freitag, 20. Mai; 0900 Uhr.
Hutch war unzufrieden. »Welche Möglichkeiten bleiben uns?« fragte sie.
»Wie wäre es, wenn wir jetzt verschwinden würden?« schlug Carson vor. »Uns in die Fähre setzten und abhauten? Von Delta wegflögen?«
Angela überlegte. »Ich glaube nicht, daß wir gute Chancen hätten. Die Fähre ist für Schiff-zu-Schiff-Operationen konstruiert. Sie ist nicht geeignet, um damit in Gravitationsschächten herumzufliegen. Sie hat keine besonders starken Maschinen, und wir würden wohl nicht ganz von Delta frei kommen. Ich glaube nicht, daß wir mit dem Monster Fangen spielen sollten, oder? Nein. Hören Sie, die Wolke bewegt sich mittlerweile nur noch langsam voran. Ich schlage vor, wir bleiben einfach, wo wir sind, und verziehen uns auf die Rückseite des Mondes. Wir verstecken uns dort.«
»Einverstanden«, sagte Hutch. Sie entpolarisierte das Fenster, vor dem sie stand, und ließ das rote Tageslicht einfallen. »Wir wissen, daß es sowohl auf Nok als auch auf Quraqua Überlebende gegeben hat. Diese Dinger bringen nicht alles und jeden um. Wir verstecken uns einfach und graben uns ein.«
»Hört zu«, meldete sich Carson zu Wort. »Habe ich das richtig verstanden? Wird es uns wirklich direkt treffen?«
»Sie haben richtig verstanden«, entgegnete Angela. »Ich denke nicht, daß daran noch Zweifel bestehen. Es kommt aus dreißig Grad über dem Horizont herein, und es wird genau in unseren Kaffeetassen landen. Nebenbei, sein Timing ist perfekt: Wenn es auch nur ein klein wenig früher oder später auftreffen würde, wären wir nicht unter ihm. Es würde die Tafelberge verfehlen, meine ich.«
Carsons Magen zog sich zusammen. Sein Timing ist perfekt. »In Ordnung. Lassen Sie uns zusammenpacken und auf die Rückseite verschwinden. Der Mond soll den Aufprall ruhig absorbieren. Wenn es vorbei ist, verschwinden wir. Wenn wir es dann noch können.« Sein Gesichtsausdruck war grimmig. »Also kennen wir nun das Geheimnis von Oz. Es sollte dieses gottverdammte Ding anziehen. Ich kann es einfach nicht glauben. Diese Hurensöhne haben absichtlich die Bombardierung von Nok und Quraqua herbeigeführt! Sie müssen ein Volk von Psychopathen gewesen sein!«
»Darüber können wir später diskutieren«, unterbrach ihn Angela. »Wir haben noch eine Menge Vorbereitungen zu treffen.«
»Stimmt«, antwortete Carson. »Lassen Sie uns damit beginnen, die Kameras so auszurichten, daß wir das bestmögliche Bild erhalten.«
»Wir könnten noch etwas anderes versuchen«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher